Unabhängige Publikations­projekte des lumbung-Netzwerks: lumbung Press und lumbung of Publishers

docu­men­ta fif­teen: lum­bung of Publishers mit Roto­pol und Freund*innen, Comic-Lesun­gen, Rea­ding / Gathe­ring, ruru­Haus (Reno), Kas­sel, 9. Juli 2022, Foto: Nico­las Wefers

Seit zwei Jah­ren tref­fen sich die lum­bung mem­ber, lumbung-Künstler*innen und das Künst­le­ri­sche Team der docu­men­ta fif­teen in regel­mä­ßi­gen mini-maje­lis und grö­ße­ren maje­lis akbar, um Ver­trau­en auf­zu­bau­en, Res­sour­cen zu tei­len und Pro­jek­te zu ent­wi­ckeln, die gemein­sa­me Anlie­gen behan­deln. Dabei haben sie lang­fris­ti­ge Koope­ra­tio­nen für die docu­men­ta fif­teen und dar­über hin­aus angestoßen.

Ein wich­ti­ges The­ma für vie­le Betei­lig­te der lum­bung-Com­mu­ni­ty ist der unab­hän­gi­ge Ver­lag. Wie kön­nen die von lum­bung mem­ber und lumbung-Künstler*innen sowie deren Eko­sis­te­men pro­du­zier­ten Inhal­te im Ein­klang mit ihren jewei­li­gen Pra­xen ver­öf­fent­licht und unter­ein­an­der, mit den ver­schie­de­nen Eko­sis­te­men und der Öffent­lich­keit geteilt wer­den? Die­se Fra­ge wird umso drän­gen­der, da die Mei­nungs­frei­heit welt­weit wie­der immer stär­ker ein­ge­schränkt wird. In vie­len Kon­tex­ten gibt es wenig Zugang zu ver­le­ge­ri­schen Infra­struk­tu­ren und die lum­bung mem­ber und lumbung-Künstler*innen sehen sich mit Schwie­rig­kei­ten kon­fron­tiert, Zugang zu Büchern und Tex­ten ihrer Partner*innen aus ande­ren Tei­len der Welt zu bekommen.

Als Ant­wort auf die Fra­ge, wie im lum­bung Publi­ka­tio­nen pro­du­ziert und auf unab­hän­gi­ge und nach­hal­ti­ge Wei­se geteilt wer­den kön­nen, ent­stan­den lum­bung Press und lum­bung of Publishers. Die kol­lek­tiv betrie­be­ne lum­bung Press, eine Dru­cke­rei in der docu­men­ta Hal­le, erlaubt das Dru­cken von Büchern und ande­ren Mate­ria­li­en und stellt wäh­rend der 100 Aus­stel­lungs­ta­ge und über die­se hin­aus Res­sour­cen für den Eigen­ver­lag bereit. Dar­an anschlie­ßend schafft lum­bung of Publishers einen Ver­triebs­kreis­lauf sowie die Mög­lich­keit zur Zusam­men­ar­beit unab­hän­gi­ger Ver­la­ge auf der gan­zen Welt.

lumbung Press

lum­bung Press ist ein gemein­sa­mes Pro­jekt der lum­bung mem­ber, lumbung-Künstler*innen und des Künst­le­ri­schen Teams der docu­men­ta fif­teen. Im Kern besteht es aus einer kol­lek­tiv betrie­be­nen Off­set­dru­cke­rei in der docu­men­ta Hal­le, ihren Druckerzeug­nis­sen und den beglei­ten­den Ver­an­stal­tun­gen. Die Idee ist es, einen direk­ten Fluss von „roher“ Infor­ma­ti­on durch die unver­mit­tel­te Wei­ter­ga­be von Bil­dern und Erzäh­lun­gen zu erzeu­gen und dabei die Bear­bei­tung und Über­set­zung außer­halb der Logik des jewei­li­gen Pro­jekts oder der künst­le­ri­schen Absicht mög­lichst zu vermeiden.

Drucktechniker*innen lei­ten lumbung-Künstler*innen, lum­bung mem­ber sowie Mit­glie­der des Künst­le­ri­schen Teams und wei­te­re Betei­lig­te an, die Maschi­nen selb­stän­dig zu bedie­nen. Es gibt zwei Publi­ka­ti­ons­rhyth­men: Eine schnel­le Spur, auf der täg­lich vari­ie­ren­de Fly­er und Pos­ter gedruckt wer­den, sowie eine lang­sa­me Spur, bei der Publi­ka­tio­nen ent­ste­hen, die aus den künst­le­ri­schen Bei­trä­gen zur docu­men­ta fif­teen hervorgehen.

lum­bung Press star­te­te im Juni 2022 und ent­wi­ckelt sich im Lau­fe der docu­men­ta fif­teen zu einem kol­la­bo­ra­ti­ven Raum. Hier­zu gehö­ren die Zusam­men­künf­te des lum­bung of Publishers (Mittwoch–Sonntag, 6.–10. Juli 2022) sowie von Fri­ds­kul und den Kunstvermittler*innen sobat-sobat. lum­bung Press ist außer­dem Bin­de­glied für die Part­ner­schaft der docu­men­ta fif­teen mit dem Kunst­haus Göt­tin­gen, inner­halb der gemein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen, Publi­ka­tio­nen und Resi­den­ci­es rea­li­siert werden.

Die ent­ste­hen­den Publi­ka­tio­nen wer­den über drei Kanä­le zugäng­lich gemacht: In Kas­sel durch lum­bung Kios, im Buch­han­del auf natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne sowie durch lum­bung mem­ber und lumbung-Künstler*innen in ihren eige­nen Ekosistemen.

lumbung of Publishers

Im Bereich der Kul­tur sind unab­hän­gi­ge Ver­la­ge und Ver­lags­kol­lek­ti­ve beson­ders stark auf Soli­da­ri­tät und das Tei­len von Res­sour­cen und ange­wie­sen, um fort­be­stehen zu kön­nen. lum­bung of Publishers bie­tet die­sen Akteur*innen wäh­rend der docu­men­ta fif­teen die Mög­lich­keit, sich aus­zu­tau­schen und Wis­sen zu tei­len. Das Ziel ist die Bil­dung eines Netz­werks, das über die 100-tägi­ge Lauf­zeit der docu­men­ta fif­teen hin­aus existiert.

Zu lum­bung of Publishers laden ruan­grupa und das Künst­le­ri­sche Team 20 unab­hän­gi­ge Ver­la­ge nach Kas­sel ein. Dar­un­ter befin­den sich das Ver­lags­kol­lek­tiv con­son­ni aus Bil­bao, die gra­fi­sche Expe­ri­men­tier­werk­statt La Impre­so­ra aus Puer­to Rico, Strip­bur­ger aus Ljublja­na, Roto­pol aus Kas­sel und vie­le wei­te­re. Zwei Akteur*innen pro Ver­lag reis­ten nach Kas­sel, um zunächst an einem zwei­tä­gi­gen inter­nen Work­shop teil­zu­neh­men. Wäh­rend des ers­ten Mey­dan-Wochen­en­des von Frei­tag, 8. Juli bis Sonn­tag, 10. Juli 2022 gestal­te­ten die Ver­la­ge ein drei­tä­gi­ges öffent­li­ches Pro­gramm, zu dem Prä­sen­ta­tio­nen, Work­shops und Lesun­gen gehö­ren. lum­bung of Publishers bie­tet den Besucher*innen der docu­men­ta fif­teen die Gele­gen­heit, die­se unab­hän­gi­gen Ver­la­ge aus ver­schie­de­nen Län­dern ken­nen­zu­ler­nen und einen Ein­blick in ihre Bücher und Über­le­bens­stra­te­gien zu bekom­men. In Zusam­men­ar­beit mit lum­bung Press stel­len die teil­neh­men­den Ver­la­ge und Kol­lek­ti­ve ihre Publi­ka­tio­nen vor und pro­du­zie­ren neue vor Ort.

Bestätigte Teilnehmende

La Impre­so­ra, Puer­to Rico; Banana­fi­sh Books, Chi­na; con­son­ni, Bas­ken­land; Coope­ra­ti­va Crá­ter Invert­ido, Mexi­ko; Erick Bel­trán, Spa­ni­en und Mexi­ko; HAMBRE, Chi­le; Jala­da, Kenia; Kay­fa ta, Ägyp­ten; kuš!, Lett­land; Kuti­ku­ti, Finn­land; Mar­jin Kiri, Indo­ne­si­en; mic­rou­topí­as press, Uru­gu­ay; Nie­ves, Schweiz; Relam­pa­go, Kolum­bi­en; Roto­pol Press, Deutsch­land; Stra­pa­zin, Schweiz; Strip­bur­ger, Slo­we­ni­en; David Kai­za, Kenia; N’fana Dia­ki­te, Mali; Rea­ding Room, China