Im Verlauf der Bronze- und Eisenzeit kristallisieren sich als Stammväter des gemeinen Nordhessen die Chatten heraus. Der germanische Volksstamm, dem der römische Geschichtsschreiber Tacitus einen „regsamen Geist“ attestiert und den er in Disziplin und Organisationsgeschick mit den Römern vergleicht, lässt sich um 15 n. Chr. auch im Kasseler Becken nieder. Die Gelehrten streiten, ob die Chatten Namensgeber der späteren Hessen sind. Gesichert hingegen ist, dass Papst Gregor VIII. um 738 die Nordhessen erstmals „Hessi“ tauft. Da die Chatten zu den ersten germanischen Völkern zählen die christianisiert wurden, kommt auch dieses Kapitel in der Ausstellung nicht zu kurz. Die Folgen dokumentieren das Frühmittelalter und die Kreuzzüge, die den Rundgang im Erdgeschoss beschließen.
Je weiter man sich in der Zeit bewegt, desto mehr weicht die landgräfliche Sicht einer bürgerlichen. Nun stehen die Städte als Wiege bürgerlicher Macht im Fokus. Vom Zunfthandwerk bis zu den ersten Manufakturen wächst der Einfluss des Bürgertums stetig. Der gesellschaftliche Wandel lässt sich auch an den Aktivitäten der Landgrafen festmachen. Vormals die einzige politische Größe, widmen sie sich nun vermehrt imposanten Bauvorhaben, die teils noch heute zu bestaunen sind. Hofbaumeister Simon Louis du Ry hinterlässt eindrucksvolle architektonische Spuren in Kassel, die ihn zum bedeutendsten Baumeister des Klassizismus machen. Lassen die Landgrafen nicht bauen, widmen sie sich ihren Hobbies. Exemplarisch dafür steht die Drechselmaschine von Wilhelm IX., dem „Drechselfürst“. Es ist wohl die Sehnsucht nach der guten alten Zeit, die die Herrscher veranlasst, sich in ihrem Geschmack an Vergangenem zu orientieren. Ein herausragendes Beispiel der Antikensehnsucht ist das Marmorbad in der Orangerie. Der von Pierre Étienne Monnot gestaltete repräsentative Saal ist eine perfekte Hommage an den antiken Glanz, als Beleg dienen erste Modelle der Skulpturen.