documenta 1–14

Wie es begann

1955 orga­ni­sier­te der Kas­se­ler Maler und Gestal­ter Arnold Bode im Muse­um Fri­de­ri­cia­num eine umfas­sen­de Über­sichts­aus­stel­lung zur euro­päi­schen Kunst des 20. Jahr­hun­derts – genannt docu­men­ta. Der Rück­blick auf die wich­tigs­ten Posi­tio­nen der Moder­ne soll­te zugleich die Über­win­dung der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Dik­ta­tur in Deutsch­land und den kul­tu­rel­len Neu­be­ginn einer demo­kra­ti­schen Gesell­schaft dokumentieren.

Arnold Bode 1.jpg

© docu­men­ta archiv

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Nach die­ser ein­ma­li­gen kul­tur­po­li­ti­schen Leis­tung hat sich die docu­men­ta im zunächst vier‑, spä­ter fünf­jäh­ri­gem Rhyth­mus zur welt­weit bedeu­tends­ten Aus­stel­lungs­rei­he für Gegen­warts­kunst ent­wi­ckelt. Als Medi­um der Infor­ma­ti­on über die neu­es­ten Ten­den­zen im inter­na­tio­na­len Kunst­be­trieb hat sie im Lau­fe ihrer Geschich­te sämt­li­che Etap­pen des west­li­chen, spä­ter glo­ba­len Kunst­ver­ständ­nis­ses doku­men­tie­rend und kom­men­tie­rend beglei­tet. Neben dem jeweils aktu­el­len Stand der künst­le­ri­schen Pro­duk­ti­on spie­gelt jede docu­men­ta auch den Stand des kunst­theo­re­ti­schen Dis­kur­ses. Und mit ihren szen­o­gra­fi­schen Erfin­dun­gen an den unter­schied­li­chen Ereig­nis­or­ten ist sie maß­stab­set­zend für die Metho­den der Insze­nie­rung von Kunst.
Allen Ver­sio­nen gemein­sam ist ihr Selbst­ver­ständ­nis einer Insti­tu­ti­on zur objek­ti­ven Doku­men­ta­ti­on der Gegen­warts­kunst. Ihre exklu­si­ve Posi­ti­on als Welt­kunst­aus­stel­lung ent­steht durch ihr Auf­tre­ten als Auto­ri­tät. Ihr Allein­stel­lungs­merk­mal ist der regel­mä­ßi­ge Anspruch auf ver­bind­li­che Defi­ni­ti­on eines Kanons des Zeit­ge­nös­si­schen.
Dar­über hin­aus muss sich jede docu­men­ta orga­ni­sa­to­risch und kon­zep­tu­ell neu erfin­den. Seit 1972 liegt die­se Auf­ga­be in den Hän­den wech­seln­der künst­le­ri­scher Lei­tun­gen. Sie wer­den jeweils von einer inter­na­tio­nal besetz­ten Fin­dungs­kom­mis­si­on bestimmt. Auf der Basis einer gemein­nüt­zi­gen GmbH wird der Aus­stel­lungs­lei­tung künst­le­ri­sche Frei­heit garan­tiert.
Nach dem all­mäh­li­chen Schwin­den ihres Objek­ti­vi­täts­an­spruchs ist die docu­men­ta heu­te eine Instanz zur Dis­kus­si­on welt­weit rele­van­ter gesell­schaft­li­cher Pro­blem­fel­der mit viel­fäl­ti­gen kul­tu­rel­len Ereig­nis­for­men auf der Grund­la­ge indi­vi­du­el­ler Konzepte.

documenta 1

D 01

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16. Juni bis 18. September 1955

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Arnold Bode

Ort: Muse­um Fridericianum

Künst­ler: 148
Besucher:130.000
Etat: 379.000 DM

Schau­platz der Retro­spek­ti­ve zur Ent­wick­lung der euro­päi­schen Kunst seit der Jahr­hun­dert­wen­de ist das kriegs­zer­stör­te, pro­vi­so­risch wie­der­her­ge­stell­te Muse­um Fri­de­ri­cia­num. Sein impro­vi­sier­ter Zustand bie­tet opti­ma­le Bedin­gun­gen für Arnold Bodes spek­ta­ku­lä­re Insze­nie­rungs­me­tho­den, die Kunst­wer­ke und Raum in span­nungs­vol­le Bezie­hun­gen zuein­an­der set­zen. Zusam­men mit dem Kunst­his­to­ri­ker Wer­ner Haft­mann legt der docu­men­ta-Grün­der hier das Fun­da­ment für die welt­weit bedeu­tends­te Aus­stel­lungs­rei­he zur Gegen­warts­kunst. Mit der ursprüng­li­chen docu­men­ta-Idee sind kul­tur­po­li­ti­sche Auf­ga­ben von natio­na­lem Rang ver­bun­den: unter ande­rem die Reha­bi­li­ta­ti­on der zuvor als „ent­ar­tet“ dif­fa­mier­ten Künst­ler und die Rück­kehr West­deutsch­lands in die Rei­he der euro­päi­schen Kulturnationen.

documenta 2

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11. Juli bis 11. Oktober 1959

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Arnold Bode

Orte: Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Oran­ge­rie, Schloss Bellevue

Künst­ler: 339
Besu­cher: 134.000
Etat: 991.000 DM

Der Erfolg von 1955 macht vier Jah­re spä­ter eine wei­te­re „inter­na­tio­na­le Aus­stel­lung“ mög­lich. Die­se ver­kürzt ihren Erfas­sungs­zeit­raum auf „Kunst nach 1945“, wäh­rend sie ihren geo­gra­fi­schen Ein­zugs­be­reich auf die USA aus­dehnt. „Die Kunst ist abs­trakt gewor­den“, behaup­tet Wer­ner Haft­mann und will die­se The­se mit einer Aus­stel­lung bele­gen. Damit bezieht die docu­men­ta 1959 aktiv Stel­lung in der Aus­ein­an­der­set­zung um die abs­trak­te Kunst, die sie als all­ge­mein­gül­ti­ge „Welt­spra­che“ zu eta­blie­ren sucht. Ein umfang­rei­cher his­to­ri­scher Vor­spann mit exem­pla­ri­schen Wer­ken der Klas­si­schen Moder­ne soll dem Anspruch einer objek­ti­ven Spie­ge­lung des künst­le­ri­schen Gesche­hens Glaub­wür­dig­keit ver­lei­hen. Auch räum­lich expan­diert die docu­men­ta: Für die Prä­sen­ta­ti­on der drei­di­men­sio­na­len Expo­na­te unter frei­em Him­mel wird mit der Rui­ne der Oran­ge­rie in der Karl­saue ein neu­er fas­zi­nie­ren­der Schau­platz erschlossen.

documenta 3

D 03

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28. Juni bis 6. Oktober 1964

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Arnold Bode

Orte: Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Oran­ge­rie, Alte Gale­rie,
Staat­li­che Werkkunstschule

Künst­ler: 353
Besu­cher: 200.000
Etat: 1.860.000 DM

 

Obwohl das „Weltsprache“-Dogma der Abs­trak­ti­on 1964 bereits weit­ge­hend über­holt ist, hält Wer­ner Haft­mann an der uni­ver­sel­len Gül­tig­keit sei­nes Kunst­ge­schichts­ent­wurfs fest. Mit der For­mel „Kunst ist, was berühm­te Künst­ler machen“, betont er die Wir­kungs­kraft des Indi­vi­du­ums jen­seits von Grup­pen­bil­dun­gen und Stil­rich­tun­gen. Arnold Bode nennt die docu­men­ta III das „Muse­um der 100 Tage”: In der Abtei­lung „Bild und Skulp­tur im Raum“ erprobt er mit expe­ri­men­tel­len Insze­nie­run­gen, wie das idea­le Kunst­mu­se­um der Gegen­wart aus­se­hen könn­te. Zur beson­de­ren Attrak­ti­on wird die Aus­wahl von 500 Hand­zeich­nun­gen, die noch ein­mal Haft­manns The­se der Ent­wick­lung von einer das Sicht­ba­re abbil­den­den zu einer das Unsicht­ba­re sicht­bar machen­den Kunst nachvollzieht.

documenta 4

D 04

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27. Juni bis 6. Oktober 1968

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Arnold Bode

Orte: Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Oran­ge­rie, Karl­saue,
Gale­rie an der Schö­nen Aussicht

Künst­ler: 150
Besu­cher: 207.000
Etat: 2.817.000 DM

 

Als Bodes Ein­fluss schwin­det, bemüht sich 1968 ein per­so­nen­rei­ches Exper­ten­gre­mi­um mit dem Ver­such, die Expo­nat­aus­wahl demo­kra­tisch zu regeln, um eine Neu­de­fi­ni­ti­on der docu­men­ta-Idee. Nun wird nach­ge­holt, was 1964 unter dem Pri­mat der Abs­trak­ti­on ver­nach­läs­sigt wur­de: Pop- und Op-Art, Mini­ma­lis­mus, Color Field Pain­ting, Post-Pain­ter­ly Abs­trac­tion, Hard Edge, Shaped Can­vas und ande­re aktu­el­le For­men künst­le­ri­scher Pra­xis doku­men­tie­ren das neue Wirk­lich­keits­ver­ständ­nis im Rah­men der west­li­chen Kunst. Auch neh­men Künst­ler­räu­me, so genann­te Envi­ron­ments, brei­ten Raum ein. Die star­ke Prä­senz US-ame­ri­ka­ni­scher Teil­neh­mer bringt der Aus­stel­lung das Pres­se-Schlag­wort „ame­ri­ca­na“ ein. Mit ihrer Kon­zen­tra­ti­on auf die Kunst­pro­duk­ti­on der ver­gan­ge­nen vier Jah­re ver­steht sich die 4. docu­men­ta als die „jüngs­te docu­men­ta, die es je gab“.

documenta 5

D 05

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30. Juni bis 8. Oktober 1972

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Harald Szeemann

Orte: Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Fried­richs­platz, Neue Galerie

Künst­ler: 222
Besu­cher: 220.000
Etat: 3.480.000 DM

Nach den orga­ni­sa­to­ri­schen Pro­ble­men des viel­köp­fi­gen docu­men­ta-4-Teams wird 1972 mit dem Schwei­zer Aus­stel­lungs­ma­cher Harald Sze­e­mann das fort­an gül­ti­ge Modell des allein­ver­ant­wort­li­chen künst­le­ri­schen Lei­ters eta­bliert. Ein Mei­len­stein in der Insti­tu­ti­ons­ge­schich­te ist die docu­men­ta 5 auch durch ihr erst­ma­li­ges Auf­tre­ten als the­ma­ti­sche Aus­stel­lung. Theo­re­ti­ker Bazon Brock for­mu­liert das Kon­zept für die „Befra­gung der Rea­li­tät – Bild­wel­ten heu­te“. Mit die­sem enzy­klo­pä­di­schen Ansatz wer­den die inno­va­ti­ven For­men der zeit­ge­nös­si­schen Kunst – wie Foto­rea­lis­mus, Akti­ons- und Kon­zept­kunst – zu den viel­fäl­ti­gen visu­el­len Ereig­nis­for­men des All­tags – zu „par­al­le­len Bild­wel­ten” wie Pro­dukt­wer­bung, Bank­no­ten-Design, poli­ti­sche Pro­pa­gan­da und vie­lem mehr – in Bezie­hung gesetzt: „Bes­ser sehen durch docu­men­ta 5“ lau­tet die Paro­le. Und bis­lang unbe­nann­te Ten­den­zen exis­ten­ti­el­ler künst­le­ri­scher Selbst­er­fah­rung fasst Sze­e­mann unter der wider­sprüch­li­chen Begriffs­er­fin­dung „Indi­vi­du­el­le Mytho­lo­gien“ zusammen.

documenta 6

D 06

© docu­men­ta archiv

24. Juni bis 2. Oktober 1977

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Man­fred Schneckenburger

Orte: Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Oran­ge­rie,
Neue Gale­rie, Karlsaue

Künst­ler: 623
Besu­cher: 355.000
Etat: 4.800.000 DM

Kunst in der Medi­en­welt – Medi­en der Kunst“ lau­tet das Mot­to, unter dem der künst­le­ri­sche Lei­ter Man­fred Schne­cken­bur­ger jene aktu­el­len Kunst­for­men doku­men­tiert, die ihre eige­nen media­len Bedin­gun­gen unter­su­chen. Das „Medi­en­kon­zept“ ent­fal­tet sich in The­men­kom­ple­xen wie Foto­gra­fie, Hand­zeich­nun­gen, Uto­pi­sches Design und ande­ren Teil­aus­stel­lun­gen. Neben dem Schwer­punkt „Male­rei als The­ma der Male­rei“ wird ins­be­son­de­re das neue Medi­um Video aus­führ­lich berück­sich­tigt. Die drei­di­men­sio­na­le Kunst erschließt im Span­nungs­feld zwi­schen Stadt und Natur­land­schaft neue Wir­kungs­mög­lich­kei­ten. Und in der Karl­saue wer­den die Prin­zi­pi­en der „hori­zon­ta­len Plas­tik“ demonstriert.

documenta 7

D 07

© docu­men­ta archiv

19. Juni bis 28. September 1982

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Rudi Fuchs

Orte:  Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Neue Gale­rie,
Oran­ge­rie, Karlsaue

Künst­ler: 182
Besu­cher: 387.381
Etat: 6.957.977 DM

Der nie­der­län­di­sche Muse­ums­di­rek­tor Rudi Fuchs insze­niert sei­ne docu­men­ta als den Ver­such, die zeit­ge­nös­si­sche Kunst von gesell­schaft­li­chen Ansprü­chen zu ent­las­ten. Ihr soll erneut mit Wür­de und Respekt begeg­net wer­den. Die Aus­stel­lung fei­ert das Muse­um als den zeit­ge­mä­ßen Rück­zugs­ort einer auto­nom begrif­fe­nen Kunst. Ohne theo­re­ti­schen Begrün­dungs­auf­wand wer­den aktu­el­le Ten­den­zen, domi­niert von der Male­rei, nach dem Dia­log­prin­zip arran­giert. Es setzt die Expo­na­te in wech­seln­de for­ma­le Bezie­hun­gen zuein­an­der. Obwohl sie mit ihrer musea­len Grund­ten­denz nur spär­lich auf den öffent­li­chen Raum ein­geht, hin­ter­lässt die docu­men­ta 7 dort inten­si­ve Spuren.

documenta 8

D 08

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12. Juni bis 20. September 1987

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Man­fred Schneckenburger

Orte: Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Oran­ge­rie, Karl­saue,
Kas­se­ler Innen­stadt, Kul­tur­fa­brik Salz­mann,
Ren­t­hof, Dis­ko­thek „New York“, Karlskirche

Künst­ler: 317
Besu­cher: 486.811
Etat: 8.960.963 DM

 

1987 wird Man­fred Schne­cken­bur­ger ein zwei­tes Mal mit einer docu­men­ta-Lei­tung betraut. Er ent­deckt „neue his­to­ri­sche und sozia­le Dimen­sio­nen“ in der zeit­ge­nös­si­schen Kunst, die unter ande­rem mit pathe­ti­schen Groß­ges­ten in nar­ra­ti­ven Instal­la­tio­nen beein­dru­cken. Unter dem Schlag­wort vom „Uto­pie­ver­lust“ wer­den Krieg, Gewalt, Unter­drü­ckung, indi­vi­du­el­le und kol­lek­ti­ve Bedro­hung zu zen­tra­len The­men. Die­se äußern sich nicht in neu­en künst­le­ri­schen Stra­te­gien, son­dern in neu­en Kom­bi­na­tio­nen bereits vor­han­de­ner Prak­ti­ken. Gezeigt wird eine gesell­schaft­lich bewusst argu­men­tie­ren­de Kunst zwi­schen Auto­no­mie und Anwen­dung, ergänzt durch Künst­ler­räu­me zu zeit­ge­nös­si­scher Archi­tek­tur („Idea­les Muse­um“) und Design. Und inten­siv in das Stadt­ge­biet ein­grei­fend, kom­men­tie­ren künst­le­ri­sche Instal­la­tio­nen pre­kä­re Punk­te des urba­nen Raums.

documenta 9

D 09

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13. Juni bis 20. September 1992

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Jan Hoet

Orte: Neue Gale­rie, Otto­ne­um, Oran­ge­rie,
Kas­sel City Cen­ter, tem­po­rä­re Pavil­lons in der Karlsaue

Künst­ler: 195
Besu­cher: 615.640
Etat: 18.645.501 DM

 

Erst­mals ver­zich­tet eine docu­men­ta auf die Wahr­neh­mung ihres Auf­trags zur objek­ti­ven Spie­ge­lung des zeit­ge­nös­si­schen Kunst­ge­sche­hens. Der bel­gi­sche Kura­tor Jan Hoet setzt dem tra­di­tio­nel­len docu­men­ta-Selbst­ver­ständ­nis sei­ne intui­ti­ve Sicht auf die aktu­el­le Situa­ti­on ent­ge­gen. Die Werk­aus­wahl kommt ohne theo­re­ti­sche Kri­te­ri­en und the­ma­ti­sche Begrün­dungs­zu­sam­men­hän­ge aus. Sie befasst sich unter dem Mot­to „Vom Kör­per zum Kör­per zu den Kör­pern“ haupt­säch­lich mit Kör­per­lich­keit und Kör­per­funk­tio­nen, mit indi­vi­du­el­ler Kör­per­er­fah­rung und kör­per­be­zo­ge­ner Wirk­lich­keits­er­fah­rung. Statt künst­li­cher Ord­nung ist krea­ti­ves Cha­os die Leit­vor­stel­lung die­ser betont sub­jek­ti­ven documenta.

documenta 10

D 10

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21. Juni bis 28. September 1997

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Cathe­ri­ne David

Orte:
Par­cours: Kulturbahnhof/Balikino, Unter­füh­rung Kul­tur­bahn­hof, Unter­füh­rung Trep­pen­stra­ße, Trep­pen­stra­ße, Fried­richs­platz, Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Otto­ne­um, docu­men­ta-Hal­le, Oran­ge­rie, Karlsaue 

Künst­ler: 138
Besu­cher: 628.776
Etat: 21.732.293 DM

 

Die fran­zö­si­sche Kura­to­rin Cathe­ri­ne David, die ers­te Frau in der künst­le­ri­schen Lei­tung, erwei­tert ihre docu­men­ta von einer Aus­stel­lung zur „kul­tu­rel­len Mani­fes­ta­ti­on“. Mit der Absicht, gesell­schaft­li­che Grund­fra­gen der Gegen­wart zu the­ma­ti­sie­ren, ver­la­gert sie den Schwer­punkt auf die Theo­rie und auf dis­kur­si­ve For­men. Durch eine kon­se­quen­te Poli­ti­sie­rung wird die docu­men­ta zum Arbeits­platz und Lern­ort, der popu­lis­ti­sche Ten­den­zen zu ver­mei­den sucht. Die theo­re­ti­sche Stren­ge des Kon­zepts spie­gelt sich auch in der gerad­li­ni­gen Par­cours-Struk­tur, zu der sich die Ereig­nis­or­te zwi­schen Kul­tur­bahn­hof und Ful­da-Ufer ord­nen. Als „Retro­per­spek­ti­ve“ am Ende des Jahr­hun­derts wer­den in punk­tu­el­len Rück­bli­cken auch künst­le­ri­sche Posi­tio­nen ver­gan­ge­ner Jahr­zehn­te auf ihre Aktua­li­tät überprüft.

documenta 11

D 11

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8. Juni bis 15. September 2002

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Okwui Enwezor

Plat­form 1: Vien­na, 15 March – 20 April 2001
Plat­form 2: New Delhi, 7 – 21 May 2001
Plat­form 3: St. Lucia, 11 – 16 Janu­ary 2002
Plat­form 4: Lagos, 15 – 20 May 2002
Plat­form 5: Kas­sel, 8 June – 15 Sep­tem­ber 2002

Orte: Muse­um Fri­de­ri­cia­num, docu­men­ta-Hal­le,
Kul­tur­bahn­hof / Bali­ki­no, Bin­ding-Braue­rei,
Oran­ge­rie, Karl­saue, Kas­se­ler Innen­stadt / Nordstadt

Künst­ler: 117
Besu­cher: 650.924
Etat: 18.075.420 Euro

 

Durch eine rigo­ro­se Theo­re­ti­sie­rung, Intel­lek­tua­li­sie­rung und Ver­wis­sen­schaft­li­chung trans­for­miert der aus Nige­ria stam­men­de Dich­ter, Kri­ti­ker und Kura­tor Okwui Enwe­zor die Kunst­aus­stel­lung docu­men­ta in ein Forum des öffent­li­chen Nach­den­kens über Kunst in einer Welt kul­tu­rel­ler und gesell­schaft­li­cher Umbrü­che. Mit ihrer fünf­tei­li­gen „Platt­form-Struk­tur“ star­tet die Documenta11 ein Jahr bevor es in Kas­sel zu einer Aus­stel­lung kommt. Inter­dis­zi­pli­nä­re Son­die­run­gen der gesell­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen sol­len an vier rele­van­ten Brenn­punk­ten (Wien/Berlin, Neu-Delhi, St. Lucia, Lagos) die Vor­aus­set­zun­gen der Kunst im Dia­log mit ande­ren Erfah­rungs­wel­ten unter­su­chen. Als ein Instru­ment zur „Wis­sens­pro­duk­ti­on“ reflek­tiert die glo­ba­li­sier­te Aus­stel­lung an ihrem Kas­se­ler Haupt­stand­ort, einer ehe­ma­li­gen Braue­rei, und den ande­ren Schau­plät­zen ins­be­son­de­re auch die post­ko­lo­nia­le Situa­ti­on im inter­kon­ti­nen­ta­len Kunstdiskurs.

documenta 12

D 12

© docu­men­ta archiv

16. Juni bis 23. September 2007

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Roger M. Buergel

Orte:
Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Aue-Pavil­lon, docu­men­ta-Hal­le, Neue Gale­rie, Schloss Wil­helms­hö­he, Kul­tur­zen­trum Schlacht­hof, Restau­rant elBul­li, Roses 

Künst­ler: 119
Besu­cher: 750.584
Etat: 26.054.100 Euro

 

Die docu­men­ta 12 fand unter der künst­le­ri­schen Lei­tung von Roger M. Buer­gel statt. Im Mit­tel­punkt stand die Fra­ge nach den Mög­lich­kei­ten einer Kunst­aus­stel­lung unter ver­än­der­ten Bedin­gun­gen einer glo­ba­li­sier­ten Welt: die Ver­mitt­lung spe­zi­el­len Wis­sens. Ein Zeit­schrif­ten­pro­jekt berei­te­te der Aus­stel­lung im Vor­feld den Boden. Das welt­weit geknüpf­te Netz­werk umfasst mehr als 70 Zeit­schrif­ten, Maga­zi­ne und Online-Medien und dis­ku­tiert die zen­tra­len The­men der kom­men­den docu­men­ta. Die­ses For­mat ist ein Ver­such, den Ent­ste­hungs­pro­zess einer Welt­kunst­aus­stel­lung trans­pa­rent zu machen und näher an die Bevöl­ke­rung heranzubringen.

Dar­über hin­aus wur­den auch loka­le Arbeits­grup­pen gebil­det, die vor Ort zen­tra­le und aktu­el­le The­men reflek­tier­ten und kri­tisch hin­ter­frag­ten. Der docu­men­ta 12 Bei­rat zeig­te viel loka­les Enga­ge­ment und letzt­end­lich besuch­ten dop­pelt so vie­le Bür­ge­rin­nen und Bür­ger als bei der letz­ten docu­men­ta die Aus­stel­lung. Neben 4.390 Fach­be­su­chern und 15.537 Jour­na­lis­ten aus 52 Län­dern besuch­ten 754.301 Gäs­te aus aller Welt die Aus­stel­lung. Es wur­den Arbei­ten von 109 Künst­le­rin­nen und Künst­lern aus 43 Län­dern ausgestellt.

documenta 13

D 13

© docu­men­ta archiv

9. Juni bis 16. September 2012

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Caro­lyn Christov-Bakargiev

Kas­sel: 9 June – 16 Sep­tem­ber 2012
Kabul: 20 June – 19 July 2012
Alex­an­dria-Cai­ro: 1 – 8 July 2012
Banff: 2 – 15 August 2012

Orte:
Muse­um Fri­de­ri­cia­num, Neue Gale­rie, docu­men­ta-Hal­le,
Brü­der-Grimm-Muse­um, Otto­ne­um, Oran­ge­rie, Karl­saue,
Haupt­bahn­hof, Obers­te Gas­se 4, Unte­re Karls­stra­ße 14

Künst­ler: 194
Besu­cher: 904.992
Etat: 30.672.871 Euro

 

Über das Begriffs­paar „Zusam­men­bruch und Neu­be­ginn“ ver­an­kert Caro­lyn Chris­tov-Bak­ar­giev ihre Aus­stel­lung gleich­zei­tig in der Geschich­te Kas­sels und in der Geschich­te der docu­men­ta. Unter einem ganz­heit­li­chen, nicht­an­thro­po­zen­tri­schen Welt­bild wer­den aktu­el­le poli­ti­sche, wis­sen­schaft­li­che, öko­lo­gi­sche und öko­no­mi­sche Pro­blem­fel­der ange­spro­chen. All­seits grenz­über­schrei­tend, erwei­tert sich der bis­he­ri­ge Zustän­dig­keits­ra­di­us der Aus­stel­lungs­rei­he auch auf nicht­künst­le­ri­sche Wis­sens­be­rei­che. Mit der Grund­hal­tung des phi­lo­so­phi­schen Skep­ti­zis­mus ver­mei­det der „Ort der Insze­nie­rung von Sub­jek­ti­vi­tät“ ver­bind­li­che Aus­sa­gen über die Kunst und die Welt, in der sie stattfindet.

documenta 14

D 14

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8. April bis 16. Juli in Athen
10. Juni bis 17. September 2017 in Kassel

Künst­le­ri­scher Lei­ter: Adam Szymczyk

Orte:
Kas­sel, Athen, Brü­der Grimm-Muse­um Kas­sel, Tor­wa­che, Zweh­ren­turm, Palais Bellevue

Künst­ler: 204
Besu­cher: 891.500 in Kas­sel, 339.000 in Athen
Etat/Budget 37.000.000 Euro

 

Mehr als eine Mil­li­on Besu­che­rin­nen und Besu­cher sahen die Aus­stel­lung in bei­den Städ­ten wäh­rend der Lauf­zeit von 163 Tagen. Das macht die docu­men­ta 14 zur meist­be­such­ten Aus­stel­lung zeit­ge­nös­si­scher Kunst aller Zei­ten und zur ers­ten docu­men­ta, die an zwei Stand­or­ten stattfand.

Wäh­rend der 100 Tage der docu­men­ta 14 in Kas­sel wur­den 891.500 Gäs­te begrüßt, die Events und die Wer­ke im öffent­li­chen Raum besuch­ten. 65% der Besu­che­rin­nen und Besu­cher kamen aus Deutsch­land und die rest­li­chen 35% aus 76 Län­dern der Welt. Von die­sen waren 32.800 Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Etwa 14.500 Per­so­nen erwar­ben eine Dau­er­kar­te, 14.500 waren Fach­pu­bli­kum und 11.150 arbei­te­ten für die Pres­se. 19.750 Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er besuch­ten die ver­schie­de­nen Ver­an­stal­tun­gen der Öffent­li­chen Pro­gram­me und die wei­te­ren Per­for­man­ces in Kas­sel. Kura­tor der docu­men­ta 14 war Adam Szymczyk.

documenta 15

18. Juni bis 25. September 2022

[ Text: Harald Kimpel ]