Was nehmen Sie aus dieser documenta mit und was möchten Sie an andere documenta Besucher weitergeben?“ 

Kunst und Kapital

Prof Dr Mi You

Interview mit Prof. Dr. Mi You vom documenta Institut

Mit der Beru­fung von Lilia­na Gómez, Mi You und Felix Vogel an die Uni­ver­si­tät Kas­sel hat das docu­men­ta-Insti­tut sei­ne For­schun­gen auf­ge­nom­men.
Anläss­lich der docu­men­ta fif­teen hat Welt.Kunst.Kassel ein exklu­si­ves Inter­view mit Prof. Dr. Mi You vom docu­men­ta Insti­tut über die Rol­le des docu­men­ta Insti­tuts und die docu­men­ta fif­teen geführt.
Mi You ist Pro­fes­so­rin im Fach­ge­biet Kunst und Öko­no­mien an der Uni­ver­si­tät Kas­sel sowie beim docu­men­ta Institut.

W.K.K.: Prof. Dr. You, Sie hat­ten am Sams­tag, den 09. Juli in Kas­sel die Ver­an­stal­tung „Sys­tem­re­le­vant?! – Kunst­schaf­fen­de, Kul­tur­po­li­tik und Demo­kra­tie“ und haben in der traces-For­schungs­sta­ti­on am Luther­platz Kulturpolitiker*innen und Wissenschaftler*innen ein­ge­la­den, dar­über zu dis­ku­tie­ren. 
Wie ist die Ver­an­stal­tung ange­kom­men? Wel­che Ent­wick­lun­gen konn­ten Sie anstoßen?

You: Ich glau­be, dass die Ver­an­stal­tung sehr gut lief und ankam. Unse­re Über­le­gun­gen waren: Wie kann man ein Sys­tem für eine Finan­zie­rung der Kunst bau­en? Oder: Wie kann man Ver­ständ­nis dafür wecken, damit Inves­ti­tio­nen in der Kunst nicht ver­lo­ren gehen?
Ich den­ke, dass, aus Sicht der Poli­ti­ker, egal ob in der Stadt­ver­wal­tung oder in einer höhe­ren Ver­wal­tungs­ebe­ne, dem Land oder dem Bund, man ver­ste­hen muss, dass die Kunst immer als neben­säch­lich betrach­tet wird, weil man sich erst ein­mal mit den grö­ße­ren Fra­gen, wie denen der Wirt­schaft oder der Bil­dung, aus­ein­an­der­set­zen muss, und für die Kunst gibt es immer zu wenig Geld. Und das nicht nur in Deutsch­land, son­dern wirk­lich über­all auf der Welt. Unse­re Idee war zu sehen, wie wir für mehr Sys­te­ma­ti­sie­rung und Ver­ständ­nis für die Kunst argu­men­tie­ren kön­nen, wie Kunst tat­säch­lich zu all die­sen ande­ren Sek­to­ren bei­tra­gen kann und wie wir das errei­chen kön­nen. Für das Sym­po­si­um beschäf­tig­ten wir uns mehr mit der Fra­ge nach demo­kra­ti­scher Resi­lenz und wie Kunst mehr Teil­ha­be an Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Dif­fe­ren­zen för­dern kann. Wir haben dar­über gespro­chen, wie wir in die­sem Pro­zess hel­fen kön­nen, und es war wirk­lich inter­es­sant, Kul­tur­po­li­ti­ker zu hören, da sie auch über die­se Fra­gen nach­den­ken und den Ein­fluss der poli­ti­schen Kul­tur­ge­sell­schaft sehen. Es scheint also, dass Kunst kei­ne Art Addi­tiv ist. Man kann also zum Bei­spiel nicht ein­fach ein wei­te­res Muse­um in einer Stadt eröff­nen, son­dern man muss über­le­gen, was man mit allen die­sen Muse­en, Thea­ter- und Kul­tur­ein­rich­tun­gen macht. Sie sind teil­wei­se viel­leicht addi­tiv, aber sie haben den­noch auch unter­schied­li­che Pro­gram­me. Doch soll­te man ver­mei­den, viel mehr zu pro­du­zie­ren, als wahr­schein­lich kon­su­miert wer­den kann. Wir müs­sen nicht spa­ren, aber wir müs­sen uns die inter­nen Abläu­fe anse­hen, ob sie für uns Ver­schwen­dung sind, um Kul­tur­grün­dun­gen nach­hal­ti­ger zu gestal­ten. Daher den­ke ich, dass die Basis­ar­beit auch im Kul­tur­be­reich wirk­lich Nach­hal­tig­keit ist.

____

W.K.K.: Sind Sie auch mit der hie­si­gen Poli­tik in Kas­sel in Ver­bin­dung? Mit den Frak­tio­nen, die sich um Kul­tur-Poli­tik küm­mern? Oder betei­li­gen Sie sich an die­sen Pro­zes­sen, die Sie ansto­ßen möchten?

You: Ich habe Frau Dr. Susan­ne Völ­ker wäh­rend der traces-Ver­an­stal­tung per­sön­lich ken­nen­ge­lernt, aber natür­lich hat­ten wir uns schon vor­her gese­hen. Ich hof­fe, dass ich bald die Mög­lich­keit haben wer­de, mit ihr zu spre­chen und sie wie­der zu tref­fen. Aber mei­ne Arbeit kon­zen­triert sich auf kul­tu­rel­le Grün­dun­gen welt­weit. Als Ver­tre­ter des docu­men­ta Insti­tu­tes hat­te Heinz Bude natür­lich oft Kon­takt zu ihr, da er sich mehr um die öffent­li­chen Kon­tak­te küm­mert, wäh­rend ich mich auf die Recher­chen kon­zen­trie­re. Dar­über hin­aus gibt es eini­ge ande­re Städ­te, die für das, was ich mache, inter­es­sant sind. Ich war beim Bun­des­ver­band Bil­den­der Künst­le­rin­nen und Künst­ler, auf der BBK-Tagung waren auch Poli­ti­ker und ich hat­te den Ein­druck, dass es in Deutsch­land jetzt an der Zeit ist, über Kunst­bei­trä­ge und ande­re Berei­che der Gesell­schaft sys­te­ma­tisch nachzudenken.

____

W.K.K.: Sie sind mitt­ler­wei­le schon zehn Jah­ren in Deutsch­land. Was hat Sie dazu bewegt, nach Deutsch­land und ins­be­son­de­re an das docu­men­ta Insti­tut zu kommen?

You: Vor zehn Jah­ren habe ich ein Sti­pen­di­um der Alex­an­der-von-Hum­boldt-Stif­tung bekom­men, das den wit­zi­gen Namen „Bun­des­kanz­le­rin Sti­pen­di­um für zukünf­ti­ge Füh­rungs­kräf­te“ trägt, ein spe­zi­el­les För­der­pro­gramm für deut­sche Geschäfts­part­ner. Ich habe auch ein Foto mit Ange­la Mer­kel! Dank des Sti­pen­di­ums konn­te ich Will­kom­men-Pro­jek­te ver­fol­gen und dies ermög­lich­te mir, deut­sche Part­ner zu tref­fen, an Stu­di­en­rei­sen in die NATO oder die Euro­päi­sche Gemein­schaft teil­zu­neh­men, das deut­sche Leben zu ver­ste­hen und eine Kar­rie­re für zukünf­ti­ge Füh­rungs­kräf­te zu begin­nen. Danach ent­schloss ich mich, in Deutsch­land zu blei­ben und zu stu­die­ren und war wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin im Bereich Kunst- und Medi­en­wis­sen­schaf­ten an der Kunst­hoch­schu­le für Medi­en in Köln, Lehr­be­auf­trag­te an der Hoch­schu­le für Küns­te Bre­men, dann Dozen­tin an der School of Art, Design and Archi­tec­tu­re der Aal­to-Uni­ver­si­tät in Hel­sin­ki im Pro­gramm Visu­al Cul­tures und an der Roa­ming Aca­de­my des Dutch Art Insti­tu­te. Wäh­rend mei­ner Arbeit habe ich neben­bei auch eini­ge Aus­stel­lun­gen zeit­ge­nös­si­scher Kunst, Medi­en­kunst, Per­for­mance, Thea­ter und ande­ren Kon­tex­ten kura­tiert und war froh, neben­bei mehr sozia­les Enga­ge­ment ein­ge­hen zu kön­nen. Ich lei­te seit zehn Jah­ren einen inter­na­tio­na­len Dia­log zwi­schen euro­päi­schen und chi­ne­si­schen Intel­lek­tu­el­len und Künst­lern, der von der EU unter­stützt wird. Ich habe auch ver­sucht, ein biss­chen in NGOs zu arbei­ten, auf sozia­ler Ebe­ne, um Intel­lek­tu­el­le in den Dia­log zu brin­gen, und ich enga­gie­re mich jetzt immer noch mit eini­ge NGOs in Ber­lin, um Künst­ler dazu zu brin­gen, sich die­sem Pro­zess anzu­schlie­ßen, nicht unbe­dingt, um dar­aus ein Kunst­pro­jekt zu machen, aber um wirk­lich eini­ge Fähig­kei­ten über­tra­gen zu kön­nen, eine ande­re Kul­tur mehr zum Aus­druck zu brin­gen. Und nach all die­sen ver­schie­de­nen Pro­jek­ten, die mich nach Kas­sel führ­ten, wur­den bei der Grün­dung des docu­men­ta Insti­tuts drei Stel­len geschaf­fen und eine davon war Wirt­schaft, mit Beto­nung auf die Plu­ral­form Öko­no­mien. Ich kann­te hier in Kas­sel nie­man­den, aber das aka­de­mi­sche Pro­fil hat sehr gut auf mich gepasst.

____

W.K.K.: Nun haben Sie die Pro­fes­sur „Kunst und Öko­no­mien“ inne. Um was geht es dabei genau? Wel­che The­men wer­den ange­spro­chen? Wel­che Pro­jek­te betreu­en Sie zurzeit? 

You: Schon Beuys hat mit sei­nem Kon­zept „Kunst und Kapi­tal“ eini­ge inne­re Wider­sprü­che in der Kunst auf­ge­deckt. Man dach­te, Kunst müs­se auto­nom sein, aber eigent­lich ist das eine Uto­pie, weil Kunst Teil des Sys­tems ist. Wenn man an Kunst und Öko­no­mie denkt, könn­te der wich­tigs­te Punkt der Kunst­markt sein, aber für mich ist es wirk­lich mehr als das und ich den­ke, es wäre ziem­lich lang­wei­lig, nur über den Kunst­markt zu recher­chie­ren, der eigent­lich nur einen klei­nen Bruch­teil des finan­zi­el­len Mark­tes aus­macht. Mein Inter­es­se ist, über das Wirt­schafts­sys­tem anders nach­zu­den­ken, über ver­schie­de­ne Wer­te­for­men nach­zu­den­ken und zu ver­su­chen, eine Art dunk­les Sze­na­rio zu beein­flus­sen, was erst­mal wirk­lich abs­trakt klingt. Ich gebe Ihnen viel­leicht bes­ser ein Bei­spiel: Ein Pro­jekt, das ich mit Kol­le­gen ent­wick­le, befasst sich mit einem alter­na­ti­ven sozia­len Wer­te­sys­tem, in dem zwei Per­so­nen in einer lang­jäh­ri­gen per­sön­li­chen Bezie­hung der Für­sor­ge ste­hen, die zu einer Art alter­na­ti­ven Sozi­al­sys­tem wer­den kann. Das Pro­blem ist, dass Für­sor­ge eine sehr knap­pe Res­sour­ce ist und immer knap­per wird, weil wir ver­su­chen, jede Art von Für­sor­ge zu ver­mark­ten; aber Für­sor­ge ist eigent­lich etwas, was wir tun, unter­ein­an­der, unter Freun­den oder wenn Sie einem Freund einen Gefal­len tun . Es ist wirk­lich mensch­lich und qua­li­ta­tiv, aber all dies wird ver­mark­tet und kom­mer­zia­li­siert und es wird knapp. Wir ver­su­chen, die­se für­sorg­li­che Bezie­hung von Mensch zu Mensch her­zu­stel­len, zwi­schen jun­gen und älte­ren Men­schen. Das nur, um zu erklä­ren, war­um die­se Art von Social-Engi­nee­ring-Pro­jekt Kunst ist: Wir woll­ten es greif­ba­rer und erleb­ba­rer machen und haben ein Spiel ent­wi­ckelt. In die­sem Spiel müs­sen die Stu­die­ren­den Erfah­run­gen sam­meln, wie es sich anfühlt, 40 Jah­re ihres Lebens in die­sem Spiel zu erle­ben, und her­aus­zu­fin­den, wie eine ande­re Gesell­schaft mög­lich wäre, wenn die Men­schen mehr auf­ein­an­der ach­ten würden.

____

W.K.K.: Die­se Idee scheint dem Ruan­grupa-Kon­zept nahe zu sein.

You: Ja, in gewis­ser Wei­se. Ich mei­ne, im ruan­grupa-Pro­jekt gibt es auch viel Für­sor­ge, die nicht mone­tär ist, son­dern eine Art sozia­ler Über­schuss, es geht um Emo­tio­nen und Bezie­hun­gen der Men­schen, aber sie arbei­ten unter schwie­ri­gen Bedin­gun­gen, weil sie nur fünf Jah­re Zeit hat­ten. Aber wie geht es wei­ter nach der documenta?

____

W.K.K.: Was ist das Pro­jekt, das Sie zur­zeit betreu­en. Wel­che Auf­ga­be haben Sie den Stu­die­ren­den gestellt? Was waren Ihre Vor­ga­ben? Haben Sie bestimm­te Vor­stel­lun­gen, was Sie Ihren Student*innen wei­ter­ge­ben möch­ten? Was sind die wich­tigs­ten Aspek­te, die Sie Ihren Student*innen zu ver­mit­teln versuchen?

You: Ich habe nicht wirk­lich kon­kre­te, prä­zi­se Arbeits­pro­jek­te, aber ich kann Ihnen mehr dar­über erzäh­len, was wir tun. Es ist mir sehr wich­tig, dass die Student*innen kri­ti­sches Den­ken ler­nen und in der Lage sind zu ana­ly­sie­ren, wie die sozio­öko­no­mi­schen Bedin­gun­gen unse­rer Gesell­schaft sind, war­um Für­sor­ge so eine knap­pe Res­sour­ce gewor­den ist, aber auch, was wir dage­gen tun kön­nen, wel­che Wirt­schafts­ana­ly­sen sozia­ler sind und was die kon­struk­ti­ve­ren Aspek­te sind, dass sie Fan­ta­sie und Hoff­nun­gen haben. Es gibt vie­le Student*innen, die gestresst oder depres­siv sind, aber der Stand der Din­ge ist in Deutsch­land nicht so trist, also soll­ten sie ver­su­chen, Wege für eine schö­ne gemein­sa­me Zukunft vor­zu­schla­gen.
Das ver­su­che ich mit mei­nen Student*innen zu errei­chen. Im Wesent­li­chen ver­su­che ich, die Student*innen zu moti­vie­ren, in ande­ren Rich­tun­gen zu den­ken, auch wenn sie nur ein bestimm­tes Fach stu­die­ren, visu­el­le Kom­mu­ni­ka­ti­on, Bil­den­de Kunst oder Sozio­lo­gie. Ich ver­su­che ihnen dabei zu hel­fen, sich immer wie­der neue Fähig­kei­ten aus den ande­ren Dis­zi­pli­nen anzu­eig­nen. Zum Bei­spiel arbei­te ich zusam­men mit Ange­la Frank, eben­falls neu an der Uni­ver­si­tät Kas­sel, an dem Fahr­rad­pro­jekt „Rad und Kunst“, und ver­su­che, Stu­die­ren­de des Fach­be­reichs Inge­nieur­wis­sen­schaf­ten und Stu­die­ren­de der Kunst­hoch­schu­le zusam­men­zu­brin­gen und zu mehr Fahr­rad­fah­ren zu motivieren.

____

W.K.K.: Sie sind auch sel­ber inter­na­tio­nal als Kura­to­rin tätig. Wie betrach­ten Sie auf­grund Ihrer Erfah­rung die Arbeit des Künst­ler­kol­lek­tivs ruangrupa?

You: Ich fin­de das Kon­zept von ruan­grupa und der docu­men­ta fif­teen sehr wich­tig und es geht wirk­lich um ein Umden­ken. Auch wenn lum­bung ein Kon­zept ist, funk­tio­niert es nicht als Kon­zept, son­dern als Prin­zip: Reor­ga­ni­sa­ti­on. Es geht mehr um die Ent­schei­dung, neu zu gestal­ten, neu zu orga­ni­sie­ren, neue Per­spek­ti­ven für Infra­struk­tu­ren schaf­fen, und das ist sehr wich­tig. Die docu­men­ta ist kei­ne Bien­na­le, des­we­gen zeigt die­se 5‑jährige Zeit­span­ne auch am bes­ten die­se Art von Ent­wick­lung, die vor sich geht. Aus der kura­to­ri­schen Per­spek­ti­ve fin­de ich es wich­tig, ein ande­res Ver­ständ­nis von Kunst zu sehen. Kunst muss nicht nur etwas sein, was der Künst­ler getan hat, son­dern sie kann auch eine Her­an­ge­hens­wei­se sein, kann aus einem Gemein­schafts­pro­zess ent­ste­hen und vor allem sieht man bei der docu­men­ta fif­teen vie­le Pro­ble­me, die im glo­ba­len Süden ent­stan­den sind. Man kann vie­le kol­lek­ti­ve Initia­ti­ven des glo­ba­len Südens sehen, wie sie sich in lang­fris­ti­gen sozia­len Pro­zes­sen ent­wi­ckeln, und vie­le von ihnen arbei­ten ohne ange­mes­se­ne Infra­struk­tu­ren, mit vie­len Hin­der­nis­sen wie Krie­gen, feind­se­li­gen Regie­run­gen, Mate­ri­al­knapp­heit usw. Es ist bemer­kens­wert zu ana­ly­sie­ren, wie die­se docu­men­ta dazu dient, Geld zur Ver­fü­gung zur stel­len, damit die Kol­lek­ti­ve das tun kön­nen, was sie tun. Aber wir müs­sen immer noch fra­gen, ob es Pro­ble­me beim Gedan­ken­trans­fer zwi­schen dem glo­ba­len Nor­den und dem glo­ba­len Süden gibt, auch im Namen der Ent­wick­lungs­hil­fe. Es ist eine sehr schwie­ri­ge Bezie­hung. Für die Kol­lek­ti­ve, die Geld aus dem glo­ba­len Nor­den erhal­ten, ist es eine wirk­lich gro­ße Chan­ce.
Manch­mal gestal­ten NGOs, wenn sie Kol­lek­ti­ven des glo­ba­len Südens finan­zi­el­le Mit­tel zur Ver­fü­gung stel­len, tat­säch­lich die Prak­ti­ken mit, sodass wir am Ende wis­sen, dass sich eini­ge der Kol­lek­ti­ve anpas­sen müs­sen um alle ähn­li­che erwar­te­te Pro­jek­te her­vor­brin­gen, um die Finan­zie­run­gen auch zu erhal­ten. Es geht viel um Poli­tik, des­halb den­ke ich, dass wir genau hin­schau­en müs­sen.
Jetzt haben wir die Zeit, um zu sehen, was im Hin­ter­grund vor sich geht. Nach Kas­sel zu kom­men bedeu­tet für die Kol­lek­ti­ve auch Druck, und man spürt ihn, wenn man sich eini­ge Arbei­ten der Kol­lek­ti­ve ansieht. Wenn die Ent­schei­dung fal­len soll, was in einer inter­na­tio­na­len Welt­aus­stel­lung prä­sen­tiert wer­den soll, wür­de jeder die­sen Druck spü­ren. Was kön­nen wir zei­gen? Etwas Dra­ma­tur­gie kann hel­fen. Ich hät­te es anders gemacht, den­ke ich.

____

W.K.K.: Wel­che Bedeu­tung hat Ihre Arbeit im Bezug zur aktu­el­len documenta?

You: Ich möch­te auf die Arbeit des docu­men­ta Insti­tuts zurück­kom­men, weil ich den­ke, dass es hier den Anschein machen könn­te, dass es nur um eine enge Defi­ni­ti­on von Kunst und Öko­no­mie geht. Aber es gibt auch ande­re The­men, die wir im Namen des docu­men­ta Insti­tuts bear­bei­ten, zum Bei­spiel wenn man einen Blick auf die prä­gen­de Rol­le der docu­men­ta wirft. Die Geschich­te der docu­men­ta muss noch von vie­len ver­schie­de­nen Kunst­his­to­ri­kern durch­ge­ar­bei­tet wer­den, weil wir, mei­ner Mei­nung nach, immer noch vie­le lee­re Fle­cken haben. Und vie­le Kunst­his­to­ri­ker ist sogar in gewis­ser Wei­se selbst ein Pro­dukt der documenta-Geschichte.

Schau­en wir zum Bei­spiel das Goe­the-Insti­tut in den 80er und 90er Jah­ren an. Als Part­ner der docu­men­ta 15 unter­stützt das Goe­the-Insti­tut ins­be­son­de­re die Ent­wick­lung des lum­bung-Netz­werks. Wir alle wis­sen, dass das Goe­the-Insti­tut heu­te sehr beliebt und mäch­tig ist, aber bereits in den 80er und 90er Jah­ren war das Goe­the-Insti­tut im glo­ba­len Süden sehr aktiv und knüpf­te Ver­bin­dun­gen. Und die Insti­tu­te taten es auf eine net­te Wei­se, indem sie nicht nur deut­sche Künst­ler schick­ten, um dort Aus­stel­lun­gen zu zei­gen, son­dern sie baten tat­säch­lich deut­sche Künst­ler, Work­shops zu machen. Also gab es einen Wis­sens­trans­fer mit dem glo­ba­len Süden, an Orten wie Mani­la, Jakar­ta, Delhi, Bue­nos Aires. Es gab vie­le Work­shops. Und wir wis­sen heu­te aus die­sen Län­dern, dass sie tat­säch­lich Work­shops machen, wie zum Bei­spiel das Raqs Media Coll­ec­ti­ve. Das Delhi Raqs Media Coll­ec­ti­ve hat sich 1991 durch Work­shops, die vom Goe­the-Insti­tuts unter­stützt wur­den, ent­wi­ckelt und eini­ge Jah­re spä­ter mit der Instal­la­ti­on „28f28” N / 77f15” E :: 2001/02″ die aller­ers­te Gemein­schafts­ar­beit gemacht, die auf der docu­men­ta 11 zu sehen war. Das Kol­lek­tiv ist auch jetzt am Öko­sys­tem der docu­men­ta fif­teen betei­ligt.
Die Instal­la­ti­on war eine Zusam­men­stel­lung aus Video, Text, Ton, Druck und Wer­be­gra­fik. Aus doku­men­ta­ri­schem und gefun­de­nem Mate­ri­al wur­de eine Matrix von Bedeu­tun­gen zu urba­ner Ent­eig­nung und den Zei­chen des Geset­zes in der Stadt geschaf­fen. Neben dem Raum mit der Instal­la­ti­on zeig­te Raqs Coll­ec­ti­ve eine Soft­ware und einen Online-Raum für eine gemein­sa­me digi­ta­le Krea­ti­vi­tät. Dabei wur­de ein „digi­ta­ler öffent­li­cher Raum“ erstellt und rege­ne­riert, in dem es eben­so um das Her­vor­brin­gen eige­ner Wer­ke ging wie dar­um, den „Raum“ des Wer­kes eines jeden ande­ren zu tei­len.
Das mei­nen wir mit „der prä­gen­den Rol­le der docu­men­ta“. Ich mei­ne, nicht alle Künst­ler sol­len docu­men­ta-Künst­ler wer­den, aber es ist sehr inter­es­sant zu sehen, dass deut­sche Künst­ler eigent­lich schon sehr lan­ge in den glo­ba­len Süden inte­griert waren, aber die docu­men­ta selbst viel län­ger brauch­te, um glo­ba­le Kunst zu zei­gen.
Wie also ver­steht das Goe­the-Insti­tut den glo­ba­len Süden? Wie kön­nen wir sei­ne Arbeit und die deut­sche Außen­po­li­tik in die­ser Rich­tung ver­ste­hen? Das sind die Fra­gen an die Kunst, an denen wir zu arbei­ten versuchen.

____

W.K.K.: Haben Sie auch direkt Kon­takt zu ruangrupa?

You:Ja, wir hat­ten in die­sem Jahr vie­le Kon­tak­te zu ruan­grupa. Ich habe mit ihnen auch die Podi­ums­dis­kus­si­on „Wie kön­nen wir Ökonomie(n) neu den­ken?“ für die Kunst­samm­lung Nord­rhein-West­fa­len mode­riert.
(https://documenta-fifteen.de/mediathek/wie-koennen-wir-oekonomien-neu-denken-kunstsammlung-nordrhein-westfalen/)
Wir spre­chen viel mit­ein­an­der und ich habe vie­le von ihnen im Eko­sis­tem tref­fen kön­nen. Das Eko­sis­tem, das sie geschaf­fen haben, ist wirk­lich eine gro­ße Sache.
Eigent­lich bin ich auch eine der 1500 Teil­neh­me­rin­nen in der grö­ße­ren Lis­te des docu­men­ta Eko­sis­tems. Ich habe einen Bei­trag zum Pro­jekt, das man im Natur­kun­de­mu­se­um sehen kann, geleis­tet. Ich habe mit einer sozi­al-öko­no­mi­schen Art von Inves­ti­tio­nen Land­schaf­ten für das land­wirt­schaft­li­che Kol­lek­tiv namens INLAND in die­sem Muse­um bei­getra­gen.
Die Idee dabei ist, wie man Inves­ti­tio­nen ver­an­las­sen kann für das, was wir vor­schla­gen, eine pri­va­te oder eine kol­lek­ti­ve Finan­zie­rungs­form.
Im Anschluss an ver­schie­de­ne Bil­dungs­pro­jek­te, die INLAND in den ver­gan­ge­nen Jah­ren initi­ier­te, grün­de­te das Kol­lek­tiv die INLAND Aca­de­my, die auf der docu­men­ta mit einer Ver­an­stal­tungs­rei­he und Kon­fe­ren­zen prä­sent ist. Sie ist in einem grö­ße­ren Raum im Otto­ne­um, auf der ande­ren Ein­gangs­sei­te. Das ist viel­leicht nicht wirk­lich künst­le­risch, aber es geht immer um Kunst und Öko­no­mie und wie wir mehr Finan­zie­run­gen und Mög­lich­kei­ten für die Künst­ler schaf­fen kön­nen, ohne Kom­pro­mis­se ein­zu­ge­hen. Ich sehe einen prak­ti­ka­blen öffent­lich-pri­va­ten Finan­zie­rungs­mo­dus für das Kol­lek­tiv, das eigent­lich Kunst macht, aber auch viel Arbeit in der Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums und der Aus­bil­dung von Men­schen zu Hir­ten leis­ten.
Und dann gibt es noch eine letz­te Sache: Ich arbei­te an der Besucher*innen-Befragung, die ein sehr for­mel­les, offi­zi­el­les Doku­ment der docu­men­ta ist, mit und habe mit einer Fra­ge dazu bei­getra­gen.
Prof. Dr. Joan­na Ozga küm­mert sich um die Besu­cher- und Nicht-Besu­cher­for­schung im Kon­text der Wir­kungs­for­schung der docu­men­ta, regio­na­le Her­kunft, Attrak­ti­vi­tät, Moti­va­ti­on usw. … Die meis­ten Fra­gen sind wirk­lich Stan­dard: Woher kom­men Sie? Wie vie­le Näch­te blei­ben Sie? Über­nach­ten Sie in einem Hotel? Und so wei­ter …
Und dann bat sie mich, einen Bei­trag zu leis­ten, und das war für mich inter­es­sant. Mei­ne Fra­ge lau­tet: „Was neh­men Sie aus die­ser docu­men­ta mit und was möch­ten Sie an ande­re docu­men­ta-Besu­cher wei­ter­ge­ben?“

Da steckt die Idee des Geschenks – des Schen­kens und Tei­lens – dahin­ter. Das bedeu­tet, über die Idee von lum­bung nach­zu­den­ken; es geht dar­um, wie man Wis­sen und Erfah­run­gen teilt oder man anders sehen kann, wie man anfan­gen kann, Wer­te zu tei­len und sich mehr zu küm­mern. Die Fra­ge nach dem Schen­ken macht mich auf die Reak­ti­on der Besu­cher neu­gie­rig und ob die Besu­cher das The­ma regis­triert haben oder nicht.

____

W.K.K.: In der euro­päi­schen Kunst­ge­schich­te der Neu­zeit wur­de Kunst auf einen rein ästhe­ti­schen Wert redu­ziert und Aus­stel­lungs­for­ma­te wie der „White Cube“ soll­ten das Kunst­werk mög­lichst von sei­nem gesell­schaft­li­chen Kon­text tren­nen, fast weg­drän­gen. Kunst soll­te für sich, allein, ein­zeln als Ästhe­tik im Raum ste­hen. In vie­len afri­ka­ni­schen Kul­tu­ren liegt der Wert von Ästhe­tik jedoch in ihrer gesell­schaft­li­chen Bedeu­tung und Kunst ist sehr mit der Gesell­schaft ver­bun­den. Sehen wir im Nor­den der Welt Kunst­wer­ke Ihrer Mei­nung nach anders als im Süden der Welt? Ist der Kunst­be­griff im Nor­den völ­lig anders als im Süden?

You: Zunächst ein­mal geht es dar­um, die binä­ren Dicho­to­mien zwi­schen dem glo­ba­len Nor­den und dem glo­ba­len Süden zu defi­nie­ren. Eine ande­re Dicho­to­mie ist Art to Art und White Cube ver­sus eine Art Gemein­schafts­kunst. Ich muss sagen, dass alle die­se Dicho­to­mien eine Art kon­stru­ier­te Dicho­to­mien sind, sie sind ein biss­chen zu „Schwarz oder Weiß“. Eigent­lich müs­sen wir genau hin­schau­en. Jetzt haben wir zum Bei­spiel hier in Kas­sel den glo­ba­len Süden, aber es gibt nicht nur sozia­le Gemein­schafts­kunst, son­dern dazwi­schen auch vie­le ver­schie­de­ne Posi­tio­nen oder Situa­tio­nen. Was mir bei die­ser docu­men­ta ein biss­chen fehlt, ist die Erkennt­nis, dass nur weil der (als Code Namen genann­te) glo­ba­le Nor­den sein eige­nes Kunst­ver­ständ­nis auf die Pro­be stel­len muss, das nicht unbe­dingt bedeu­tet, dass der glo­ba­le Süden nur die­se Art von Kunst her­vor­bringt.
Die Künst­ler möch­ten auch nicht nur auf ihre Her­kunft redu­ziert wer­den. Es gibt Künst­ler, die eine sehr per­sön­li­che Hand­schrift haben. Es ist schwer zu sagen, was tra­di­tio­nell und was zeit­ge­nös­sisch in der sozia­len Ent­wick­lungs­po­li­tik die­ser Län­der ist.
Im glo­ba­len Süden arbei­ten die Men­schen sehr tak­tisch, weil es kei­ne Infra­struk­tu­ren gibt, was bedeu­tet, dass sie die loka­len Regie­run­gen davon über­zeu­gen müs­sen, ihre Arbeit zu unter­stüt­zen. Und die Regie­run­gen ihrer­seits haben kein Kul­tur­bud­get, also müs­sen sie das, was die Künst­ler tun, ent­we­der wert­schät­zen oder sie müs­sen die Nut­zung ihre Wer­ken für die Ent­wick­lung der Gemein­schaft beden­ken. Aber wenn die Künst­ler also für Regie­run­gen arbei­ten und sie sie finan­zi­ell brau­chen, kann es zu einem Pro­blem kom­men. Das muss man aner­ken­nen. Ins­be­son­de­re wenn die Akteu­re nicht ganz poli­tisch kor­rekt han­deln. Das ist auch der Grund unse­rer Arbeit. Mit einer Lösung für sozi­al-pri­va­te Finan­zie­run­gen könn­te man mög­li­che Instru­men­ta­li­sie­run­gen ver­mei­den.
Wenn man aus einem sol­chen Umfeld stammt, wo es kei­ne öffent­li­che För­de­run­gen für Kunst gibt, muss man also zusam­men­ar­bei­ten. Die Stel­lung von Kunst scheint von deren Finan­zie­rung abhän­gig zu sein. Das ist das Motiv, war­um ich mich für mehr Finan­zie­run­gen für die Kunst ein­set­ze, damit Kunst einen grö­ße­ren Ein­fluss auf die Gesell­schaft haben kann.

____

W.K.K.: Was kann in die­sem Kon­text das docu­men­ta Insti­tut leis­ten? Wel­che Rol­le kommt in die­ser Zeit dem docu­men­ta Insti­tut zu und wie kann das Insti­tut die­ser gerecht werden?

You:Das docu­men­ta Insti­tut bie­tet mit der Rei­he „Ver­gif­te­te Ver­hält­nis­se“ einen ernst­haf­ten Dia­log und Gesprä­che zur Gegen­warts­kunst an der Lehr- und For­schungs­sta­ti­on auf dem Luther­platz in Kas­sel an. Wir haben sehr pro­mi­nen­te Wis­sen­schaft­ler ein­ge­la­den. Kunst, die auf Gegen­wart zielt, hat unwei­ger­lich mit den teil­wei­se ziem­lich ver­gif­te­ten Ver­hält­nis­sen von Kunst, Poli­tik und Gesell­schaft zu tun.

Ich den­ke, dass man in der Debat­te auch eine gewis­se Distanz braucht. Und das zeigt, war­um das docu­men­ta Insti­tut so wich­tig ist, weil man wirk­lich eine unab­hän­gi­ge Sicht auf all die­se The­men hat.
Ich habe bereits von mei­nen eige­nen Bei­trä­gen zur docu­men­ta in Bezug auf die his­to­ri­schen Recher­chen, die wir zum Bei­spiel über das Goe­the-Insti­tut machen, gespro­chen. Aber es geht auch um die Zukunft und wie wir lang­fris­tig Aspek­te ver­schie­de­ner Finan­zie­run­gen, Kul­tur- und Gesell­schafts­fra­gen betrach­ten oder wie Kunst zur Nach­hal­tig­keits­dis­kus­si­on bei­tra­gen kann, wie Kunst Orga­ni­sa­tio­nen beein­flus­sen kann, von der Struk­tur­ebe­ne bis zur Poli­tik­ge­stal­tung oder auf einer sozia­len Ebe­ne. Ich den­ke, dass wir als docu­men­ta Insti­tut vie­le Mög­lich­kei­ten haben.

____

W.K.K.: Eine letz­te Fra­ge möch­ten wir Ihnen noch stel­len: Und wo wür­den Sie dann ger­ne arbei­ten? Wo soll­te das docu­men­ta Insti­tut in Kas­sel dann sein?

You: (Lachend) Ich habe ver­stan­den, dass das The­ma eine rie­si­ge Dis­kus­si­on in der Stadt her­vor­ge­ru­fen hat, aber ich bin nicht über die mög­li­chen Stand­or­te infor­miert. Ich per­sön­lich fin­de, dass das Gebäu­de nicht unbe­dingt Schön­heit reprä­sen­tie­ren muss. Tat­säch­lich arbei­tet das docu­men­ta Insti­tut auf viel­fäl­ti­ge Wei­se und mit unter­schied­li­chen Akteu­ren. Das ruru­Haus wäre viel­leicht per­fekt, um Infor­ma­tio­nen mit ande­ren Insti­tu­tio­nen aus­zu­tau­schen. Viel­leicht, aber ich habe kei­ne per­sön­li­chen Vorlieben.

____

W.K.K.: Prof. Dr. Mi You, wir dan­ken Ihnen für Ihre Zeit, das freund­li­che Gespräch, die Beant­wor­tung unse­rer Fra­gen und Ihre Dar­le­gun­gen und wün­schen Ihnen wei­ter­hin viel Erfolg.

 

[ Das Inter­view führ­ten Son­ja Ros­se­ti­ni und Ger­rit Bräu­ti­gam ]
Über­set­zung: Son­ja Rossettini

____

Prof. Dr. Mi You
ist Pro­fes­so­rin im Fach­ge­biet Kunst und Öko­no­mien an der Uni­ver­si­tät Kas­sel sowie dem docu­men­ta Insti­tut. Davor war sie wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin im Bereich Kunst- und Medi­en­wis­sen­schaf­ten an der Kunst­hoch­schu­le für Medi­en in Köln (2014–2021). Sie war als Dozen­tin an der School of Art, Design and Archi­tec­tu­re der Aal­to-Uni­ver­si­tät in Hel­sin­ki im Pro­gramm Visu­al Cul­tures, Cura­ting and Con­tem­po­ra­ry Art tätig (2019–2020), an der Roa­ming Aca­de­my des Dutch Art Insti­tu­te (2018–2019) sowie als Lehr­be­auf­trag­te an der Hoch­schu­le für Küns­te Bre­men (2016–2017).

For­schungs­in­ter­es­sen
2019 wur­de sie an der Kunst­hoch­schu­le für Medi­en in Köln pro­mo­viert. Mi You stu­dier­te Medi­en­wis­sen­schaf­ten sowie Sci­ence and Tech­no­lo­gy Stu­dies. Ihre For­schungs­in­ter­es­sen umfas­sen Neu­en und his­to­ri­schen Mate­ria­lis­mus, per­for­ma­ti­ve Phi­lo­so­phie, sowie die Geschich­te, poli­ti­sche Theo­rie und Phi­lo­so­phie Eura­si­ens.
Mi You ist inter­na­tio­nal als Kura­to­rin tätig. Sie arbei­tet ins­be­son­de­re zu dem The­ma der Sei­den­stra­ße als Denk­fi­gur für alte und neue Netz­wer­ke und Tech­no­lo­gien. Dazu hat sie Aus­stel­lun­gen am Asi­an Cul­tu­re Cen­ter in Gwang­ju, Süd­ko­rea, dem Ula­an­baa­tar Inter­na­tio­nal Media Art Fes­ti­val, Mon­go­lei (2016), und am Zarya CCA, Vla­di­vos­tok (2018) kura­tiert. Mit Bin­na Choi lei­tet sie seit 2018 gemein­sam das For­schungs- und Kura­ti­ons­pro­jekt “Unmap­ping Eura­sia”. Poli­ti­sche Aspek­te von Tech­no­lo­gie und Zukunft lie­gen ihren Arbei­ten zu “actionable spe­cu­la­ti­ons” zugrun­de, etwa der Aus­stel­lung “Sci-(no)-Fi”1 an der Aka­de­mie der Küns­te der Welt (2019) oder ihrer Tätig­keit als Vor­sit­zen­de des Aus­schus­ses für Medi­en­kunst und Tech­no­lo­gie des Com­mon Action Forum.2 Sie ist fer­ner eine der Kurator_innen der 13. Shang­hai Bien­na­le (2020–2021).3

Mit­glied­schaf­ten und Akti­vi­tä­ten
Sie ist Mit­be­grün­de­rin des von der EU geför­der­ten Pro­jekts “Trans­na­tio­nal Dialogues”4, Fel­low der Alex­an­der von Hum­boldt Stif­tung, des Zen­trums Paul Klee in Bern und der Inde­pen­dent Cura­tors Inter­na­tio­nal in New York. Fer­ner ist sie Mit­glied der Aka­de­mie der Küns­te der Welt, Vor­stands­mit­glied von Arthub5 und im wis­sen­schaft­li­chen Bei­rat des Insti­tu­te for Provocation6 tätig.

Facebook 
WhatsApp 
E‑Mail