Interview

mit

Moritz Wesseler

Direktor des Fridericianums

DAS FRIDERICIANUM SETZT NEUE IMPULSE

Moritz Wes­se­ler, Kas­sel, 2021 © Albrecht Fuchs, Köln

Das 1779 als ers­tes öffent­li­ches Muse­um welt­weit eröff­ne­te Fri­de­ri­cia­num ist seit 1988 ein zen­tra­ler Ort der Gegen­wart­kunst in Deutschland.

Die Ergeb­nis­se und Ent­wick­lun­gen der letz­ten Jah­re haben bewirkt, dass Kunst­in­sti­tu­tio­nen über­all auf der Welt neue Pro­zes­se initi­iert haben und das Fri­de­ri­cia­num, als Aus­stel­lungs­haus der Stadt Kas­sel für inter­na­tio­na­le Gegen­wart­kunst und Dis­kurs, bil­det da kei­ne Aus­nah­me. Es ist also eine auf­re­gen­de Zeit, um in der Kunst zu arbei­ten und zugleich ein Pri­vi­leg, eine Insti­tu­ti­on zu lei­ten, die eine Instanz der zeit­ge­nös­si­schen Kunst ist, in unse­rer docu­men­ta Stadt, in der für die Gesell­schaft Kunst und Kul­tur eine zen­tra­le Rol­le spielt.

 Moritz Wes­se­ler ist seit 2018 Direk­tor des Fri­de­ri­cia­num in Kas­sel und wird die Kunst­hal­le bis zum Jahr 2027 lei­ten. Der cha­ris­ma­ti­sche Bre­mer­ha­ve­ner spricht im Inter­view mit Welt.Kunst.Kassel. über die Bedeu­tung des Stand­or­tes Kas­sel inner­halb der deut­schen Kunst­sze­ne, erfolg­rei­che Aus­stel­lun­gen, die Sicht­bar­keit künst­le­ri­scher Posi­tio­nen und sei­ne Träu­me für die Zukunft

W.K.K.: Herr Wes­se­ler, was bie­tet Kas­sel im Ver­gleich zu ande­ren Städ­ten in denen Sie gelebt und gear­bei­tet haben?

M.W.: Kas­sel ist die docu­men­ta Stadt! Die Begeis­te­rung für die bil­den­den­den Küns­te, aber natür­lich auch für vie­le ande­re Facet­ten der Kul­tur, sind hier über­all spür­bar. Regel­mä­ßig erle­be ich im Aus­tausch mit den Bürger*innen eine bemer­kens­wer­te Lei­den­schaft für die Kunst. Bei­spiels­wei­se haben wir unlängst unter Betei­li­gung von Kas­se­ler Fir­men das neue MIMIKRY-Café von Kers­tin Brätsch für die Rotun­de des Fri­de­ri­cia­num umge­setzt. Das Ein­füh­lungs­ver­mö­gen und die Hin­ga­be, mit der das Pro­jekt vor­an­ge­trie­ben wur­de, hat auch die Künst­le­rin beeindruckt.

Unab­hän­gig davon bie­tet Kas­sel einen fan­tas­ti­schen Kon­text, um sich mit Ruhe und Kon­zen­tra­ti­on den künst­le­ri­schen Posi­tio­nen bzw. Ent­wick­lun­gen zu wid­men. Auch erle­be ich in der Stadt einen Rah­men, inner­halb des­sen man Expe­ri­men­te wagen kann. Die Men­schen sind hier ein­fach sehr offen.

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W.K.K.: Wie hat sich die Kunst­hal­le in den letz­ten Jah­ren ver­än­dert und entwickelt?

M.W.: Vor dem Hin­ter­grund der Pan­de­mie und der damit ein­her­ge­hen­den Schlie­ßung von Kul­tur­ein­rich­tung wur­de unse­re digi­ta­le Ver­mitt­lungs­ar­beit und Kom­mu­ni­ka­ti­on deut­lich aus­ge­baut. So pro­du­zie­ren wir mitt­ler­wei­le zu jeder Aus­stel­lung Doku­men­ta­ti­ons­fil­me, die durch Inter­view-Clips mit Künstler*innen oder Expert*innen ergänzt wer­den. Die inhalt­li­che Arbeit wird somit nach­hal­tig inten­si­viert. Gleich­zei­tig erhöht sich durch die Erwei­te­rung der Maß­nah­men die Sicht­bar­keit des Fridericianum.

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W.K.K.: Sie möch­ten die wei­te­re Ein­bin­dung des Fri­de­ri­cianums in die Stadt und in die Regi­on vorantreiben

M.W.: Das ist abso­lut rich­tig. Es ist eines der zen­tra­len Zie­le, die Ver­mitt­lungs­ar­beit wie auch die Ver­net­zung in Kas­sel sowie in der Regi­on zu inten­si­vie­ren. Wir set­zen inso­fern auf facet­ten­rei­che, ziel­grup­pen­ori­en­tier­te Ver­mitt­lungs­an­ge­bo­te wie auch auf Koope­ra­tio­nen. Die­se wer­den von ent­spre­chen­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­maß­nah­men begleitet.

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W.K.K.: Wel­che Plä­ne haben Sie, um die Kunst­hal­le Fri­de­ri­cia­num wei­ter nach vor­ne zu brin­gen und auch im Bun­des­ver­gleich bes­ser zu posi­tio­nie­ren? Oder hal­ten Sie das eher für eine Auf­ga­be von Kas­sel Marketing?

M.W.: Das Fri­de­ri­cia­num hat­te und hat natio­nal wie auch inter­na­tio­nal bereits eine gro­ße Sicht­bar­keit und Wir­kung. Bei­spiels­wei­se wer­den vie­le der Aus­stel­lun­gen und Pro­jek­te, die eigens für Kas­sel ent­wi­ckelt wur­den, für Über­nah­men ange­fragt. So ist etwa die Schau Waters’ Wit­ness von Tarek Atoui, die wir im Okto­ber 2020, wäh­rend der der Pan­de­mie eröff­net haben, nach Sta­tio­nen im Museu de Arte Con­tem­po­râ­nea de Ser­ral­ves in Por­to sowie im Musée d’Art Moder­ne Grand-Duc Jean in Luxem­burg in ver­än­der­ter Form ab Sep­tem­ber 2023 im Muse­um of Con­tem­po­ra­ry Art Aus­tra­lia in Syd­ney zu erle­ben. Durch der­ar­ti­ge Tour­neen ist es nicht nur mög­lich, künst­le­ri­schen Posi­tio­nen noch effek­ti­ver eine Öffent­lich­keit zu bie­ten, son­dern auch den Kunst- und Kul­tur­stand­ort Kas­sel unab­hän­gig von der docu­men­ta im Bewusst­sein zu ver­an­kern. Inso­fern wer­den wir auch zukünf­tig ver­su­chen, im Fri­de­ri­cia­num Rah­men­be­din­gun­gen zu bie­ten, durch die neue, inno­va­ti­ve Per­spek­ti­ven und Erleb­nis­se mög­lich sind, die im bes­ten Fall als Ori­en­tie­rungs­punk­te fun­gie­ren kön­nen. Selbst­ver­ständ­lich arbei­ten wir in die­sem Zusam­men­hang sehr ger­ne mit Kas­sel Mar­ke­ting zusammen.

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W.K.K.: Sie füh­ren in Kas­sel den Weg fort, den Sie schon zuvor als Lei­ter des Köl­ni­schen Kunst­ver­eins begon­nen hat­ten: stark beach­te­te, inter­na­tio­na­le Ein­zel­aus­stel­lun­gen, häu­fig mit bis­lang von der Kunst­welt über­se­he­nen Posi­tio­nen. Sie beschäf­ti­gen sich zumeist mit Künst­lern, die nicht so stark im Mit­tel­punkt ste­hen und fes­ti­gen mit die­sem spe­zi­fi­schen Fokus den Sta­tus unse­re nord­hes­si­sche Metro­po­le als Ort der künst­le­risch-krea­ti­ven Inno­va­ti­on und des Expe­ri­ments. Was zeich­net die­se Künst­ler beson­ders aus? 

M.W.: Die Künstler*innen, die mei­ne Kolleg*innen und ich im Fri­de­ri­cia­num prä­sen­tie­ren, ver­han­deln sehr unter­schied­li­che The­men und Fra­ge­stel­lun­gen. So reflek­tier­ten die Arbei­ten von Mar­ti­ne Syms, die 2021/2022 in Kas­sel ihr Deutsch­land-Debut fei­er­te, Erfah­run­gen von Ras­sis­mus oder die Her­aus­for­de­run­gen des digi­ta­len Zeit­al­ters. Die Pra­xis von Tauba Auer­bach ver­weist dem­ge­gen­über auf die Aus­ein­an­der­set­zung mit kon­zep­tu­el­len, kunst-imma­nen­te Fra­ge­stel­lun­gen oder auf den Ver­such, sich auf poe­ti­sche Wei­se der Uner­gründ­lich­keit der Welt anzu­nä­hern. Aus mei­ner Per­spek­ti­ve ist allen Posi­tio­nen gemein, dass sie rei­fe, inten­si­ve Wer­ke (im Sin­ne eines Œuvres) erar­bei­ten, durch die sie rele­van­te und hof­fent­lich auch nach­hal­ti­ge Bei­trä­ge zum Dis­kurs der Gegen­wart liefern.

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W.K.K.: Der Erfolg einer Aus­stel­lung wird an den Besu­cher­zah­len gemes­sen. Wel­che wei­te­ren Kri­te­ri­en wür­den Sie alter­na­tiv vorschlagen?

M.W.: Natür­lich freu­en mei­ne Kolleg*innen und ich uns über jede Besucher*in! Aber Zah­len kön­nen nur ein Kri­te­ri­um sein. Es ist jedoch eben­falls wich­tig, künst­le­ri­schen Posi­tio­nen eine Platt­form zu bie­ten, die in Deutsch­land noch nicht bekannt sind und dem­entspre­chend viel­leicht nicht ein gro­ßes Publi­kum anzie­hen. Wenn unse­re Besucher*innen durch die Begeg­nung mit dem Schaf­fen einer der­ar­ti­gen Posi­ti­on eine beson­de­re Erfah­rung machen und infol­ge­des­sen die Welt ein wenig anders sehen, dann kann man das als eben­falls als Erfolg werten.

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W.K.K.: Sie prä­sen­tie­ren die Posi­tio­nen von Künst­lern, die teil­wei­se schon lan­ge an ihren The­men arbei­ten und die­se wei­ter­ent­wi­ckeln. Sie besu­chen vie­le Ate­liers und Aus­stel­lun­gen und kön­nen dort spü­ren, was gera­de Ten­den­zen und The­men sind. Wel­che The­men sind zur­zeit Ihrer Mei­nung nach wich­tig für das Kunst­pu­bli­kum? Ist bei der Pla­nung eines neu­en Aus­stel­lungs­kon­zep­tes zuerst die Idee oder der Künstler*Innen relevant?

M.W.: Aus mei­ner Per­spek­ti­ve gibt es vie­le The­men, die den aktu­el­len Dis­kurs bestim­men. Die Fra­ge, wie man zukünf­tig auf der Erde leben kann, ist sicher­lich in vie­len Wer­ken der Jetzt­zeit prä­sent. Es ist aber auch zu erle­ben, wie durch die Gescheh­nis­se in der Welt Kunst­wer­ke eine neue, wei­te­re Bedeu­tung erlan­gen. Ich möch­te das anhand der Aus­stel­lung von Rober­to Cuoghi, die kurz nach der docu­men­ta fif­teen eröff­ne­te, ver­deut­li­chen. Aus­gangs­punkt des Pro­jek­tes war das Bestre­ben, eine zen­tra­le Posi­ti­on der ita­lie­ni­schen Kunst erst­mals in Deutsch­land vor­zu­stel­len. Mei­ne Kolleg*innen und ich gin­gen also von dem Schaf­fen des Künst­lers aus und instal­lier­ten im Fri­de­ri­cia­num eine Über­sicht über des­sen Pro­duk­ti­on der letz­ten zehn Jah­re. Dabei erleb­ten wir, wie die 2017 für die Bien­na­le Vene­dig rea­li­sier­te Werk­grup­pe Imi­ta­tio Chris­ti, plötz­lich auf gänz­lich neue The­men ver­wies – was für ihre gro­ße Offen­heit spricht. So rief die facet­ten­rei­che Arbeit vor dem Hin­ter­grund des Krie­ges in der Ukrai­ne, Erin­ne­rung an die Kriegs­bil­der von Künstler*innen wie Otto Dix hervor.

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W.K.K.: Auf wel­che Aus­stel­lun­gen nach dem aktu­el­len Pro­gramm kön­nen wir uns freuen?

M.W.: Nach der Aus­stel­lung von Tauba Auer­bach prä­sen­tie­ren wir im Früh­jahr 2024 eine Retro­spek­ti­ve von Ulla Wig­gen. Die 1942 in Stock­holm gebo­re­ne Künst­le­rin war eine der gro­ßen Ent­de­ckun­gen der letz­ten Bien­na­le Vene­dig und wur­de in der New York Times genau­so wie im Art­fo­rum bespro­chen. Wir freu­en uns sehr auf das Projekt!

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W.K.K.: Sie möch­ten nicht nur zen­tra­len Kunst-Akteu­ren, die in Deutsch­land noch wei­test­ge­hend unbe­kannt sind, eine Platt­form bie­ten, son­dern möch­ten auch die wei­te­re Ein­bin­dung des Fri­de­ri­cianums in die Stadt und in die Regi­on vor­an­trei­ben. Wie kann das Fri­de­ri­cia­num mehr Men­schen anzie­hen und best­mög­lich dazu bei­tra­gen, gesell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen im Her­zen der Stadt posi­tiv mitzugestalten?

M.W.: Im Zen­trum unse­rer Akti­vi­tä­ten ste­hen zunächst ein­mal die Aus­stel­lun­gen und Son­der­pro­jek­te mit ihren viel­fäl­ti­gen Fra­ge­stel­lun­gen und den dar­aus abge­lei­te­ten Ver­mitt­lungs­for­ma­ten. Vor die­sem Hin­ter­grund wer­den unter­schied­li­che Pro­gram­me erar­bei­tet und umge­setzt, die auf die regio­na­le Ver­net­zung abzie­len. Vor Kur­zem star­te­te bei­spiels­wei­se eine neue Koope­ra­ti­on mit der Kunst­hoch­schu­le Kas­sel. Im ihrem Rah­men laden wir monat­lich Künstler*innen ein, im Fri­de­ri­cia­num ihre Arbeit in Form von Vor­trä­gen, Scree­nings, Per­for­man­ces oder Pop-up-Aus­stel­lung vor­zu­stel­len. Im Anschluss an die­se Ver­an­stal­tun­gen besu­chen die Gäs­te dann die Kunst­hoch­schu­le, und bie­ten für die dor­ti­gen Stu­die­ren­den Work­shops und Ate­lier­be­su­che an. Wei­te­re Koope­ra­tio­nen sind mit der Stadt­bi­blio­thek sowie dem Staats­thea­ter ange­dacht oder wer­den bereits umgesetzt.

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W.K.K.: Auch genau in die­ser Hin­sicht, ent­wi­ckeln Muse­en und Kunst­hal­len zur Zeit ande­re For­ma­te, öff­nen ihre Türen für mehr Koope­ra­tio­nen und wan­deln sich von „Tem­peln des ehr­fürch­ti­gen Stau­nens“ zu inter­ak­ti­ven Orten der Kom­mu­ni­ka­ti­on. In der Kul­tur­po­li­tik sehen der­zeit vie­le in Muse­en Poten­ti­al für sol­che „drit­ten Orte“. Wie sehen Sie die Zukunft von Muse­en, Kunst­hal­len und Kunsteinrichtungen?

M.W.: Die Öff­nung der Kul­tur­ein­rich­tun­gen hal­te ich für sehr rich­tig. Gera­de des­halb haben wir mit MIMIKRY von Kers­tin Brätsch im Her­zen des Fri­de­ri­cia­num ein Kunst­werk geschaf­fen, das kon­ti­nu­ier­lich für die Öffent­lich­keit zugäng­lich ist. Man kann an die­sem Ort ver­wei­len, Geträn­ke und Spei­sen zu sich neh­men, über Kunst und Kul­tur nach­den­ken, Gesprä­che füh­ren und vie­les mehr. Auch Kin­der füh­len sich hier sehr will­kom­men, da es für sie – in unmit­tel­ba­rer Nähe zu unzäh­li­gen Dino­sau­ri­ern – spe­zi­el­le Sitz­mö­bel und Tische sowie eine klei­ne Biblio­thek gibt. Von MIMIKRY aus ist der Weg in die Aus­stel­lun­gen dann nicht mehr weit. Dank der viel­fäl­ti­gen Ver­mitt­lungs­for­ma­te wer­den die Inhal­te der Aus­stel­lun­gen ohne­hin ziel­grup­pen­spe­zi­fisch erklärt. Wer selbst krea­tiv wer­den möch­te, hat – unter­stützt von ent­spre­chen­den Vermittler*innen – in der Stu­dio­werk­statt die Mög­lich­keit auf die jeweils aktu­ell im Fri­de­ri­cia­num prä­sen­tier­ten Kunst­wer­ke zu reagie­ren. Mitt­wochs ist zudem der Ein­tritt in der Kunst­hal­le frei. Kin­der und Jugend­li­che (bis 18 Jah­re) haben sogar immer frei­en Ein­tritt. Mit die­sen und zahl­rei­chen ande­ren Maß­nah­men ver­su­chen wir pro­ak­tiv, einen ein­fa­che­ren Zugang zu der Kunst und Kul­tur zu ermöglichen

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W.K.K.: Was man bei Ihnen bemerkt: Sie spru­deln vor Ideen und Begeis­te­rung. Wel­che Träu­me und Plä­ne möch­ten Sie für das Fri­de­ri­cia­num noch realisieren?

M.W.: Bestimmt erin­nern Sie sich noch an die Arbeit TOP DOWN / BOTTOM UP von Alex­an­dra Bircken, die von vie­len Bürger*innen lie­be­voll als „Grü­ne Gre­ta“ bezeich­net wur­de. Es wäre schön, wenn es gelän­ge, regel­mä­ßig Kunst­wer­ke auf dem Fried­rich­platz zu instal­lie­ren. Das Fri­de­ri­cia­num öff­net sich noch stär­ker in Rich­tung Stadt. Mit ergän­zen­den Außen­skulp­tu­ren könn­ten wir die­sen wich­ti­gen Pro­zess wei­ter intensivieren.

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W.K.K.: Herr Wes­se­ler, dann hof­fen wir und wün­schen Ihnen, dass sich Ihre Pro­jek­te bald rea­li­sie­ren lassen.

Vie­len Dank, dass Sie sich die Zeit genom­men haben, unse­re Fra­gen zu beant­wor­ten und wei­ter­hin viel Erfolg

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[ Das Inter­view führ­ten: Son­ja Roset­ti­ni + Hel­mut Plate ]

Über Moritz Wesseler

Seit dem 1. Novem­ber 2018 ist Moritz Wes­se­ler Direk­tor des Fri­de­ri­cia­num in Kas­sel. Zuvor arbei­te­te er als Lei­ter des Köl­ni­schen Kunst­ver­eins, an dem er viel­be­ach­te­te Aus­stel­lun­gen von inter­na­tio­na­len Künst­lern wie Ketu­ta Ale­xi-Mes­khish­vi­li, Uri Aran, Dar­ren Bader, Alex Da Cor­te, Natha­lie Djur­berg & Hans Berg, Petrit Hali­laj, Annet­te Kelm, Wal­ter Pri­ce, Avery Sin­ger, Chris­tia­na Sou­lou, Andra Ursu­ta, Andro Wekua, und vie­len ande­ren realisierte.

Wes­se­ler, gebo­ren 1980 in Bre­mer­ha­ven, stu­dier­te Betriebs­wirt­schafts­leh­re und Kunst­ge­schich­te in Mainz und Paris. Bereits par­al­lel zu sei­nem Stu­di­um begann er mit inter­na­tio­na­len Künst­lern Aus­stel­lun­gen zu orga­ni­sie­ren.
Zeit­gleich gab er Künst­ler­bü­cher sowie Kata­lo­ge unter ande­rem zu Gre­gor Schnei­der, Luc Tuy­mans oder Chris­to­pher Wil­liams her­aus und begann mit dem Auf­bau des Archivs des Kabi­netts für aktu­el­le Kunst in Bre­mer­ha­ven, das 1967 von sei­nem Vater Jür­gen Wes­se­ler gegrün­det wur­de. Nach dem Abschluss sei­ner Aus­bil­dung arbei­te­te er an der Kunst­samm­lung Nord­rhein-West­fa­len in Düs­sel­dorf und beglei­te­te die Aus­stel­lungs­rei­he Dou­ble am Muse­um für Moder­ne Kunst in Frank­furt am Main.

Neben sei­ner Tätig­keit als Kura­tor publi­ziert er regel­mä­ßig Bücher und Tex­te zur Kunst des 20. Jahr­hun­derts sowie der Gegen­wart und betei­ligt sich an natio­na­len sowie inter­na­tio­na­len Fach­ju­rys. Der Ver­trag von Moritz Wes­se­ler als Direk­tor des Fri­de­ri­cianums in Kas­sel wur­de jüngst bis 2027 verlängert.

Seit 2019 prä­sen­tiert Wes­se­ler in Kas­sel viel­be­ach­te­te Ein­zel­aus­stel­lun­gen von Künstler/innen, denen in Deutsch­land bis­lang noch kei­ne Büh­ne berei­tet wur­de, wie Tarek Atoui, Toba Khe­doo­ri, Ron Nag­le, Rachel Rose oder Mar­ti­ne Syms. Ein wei­te­rer Schwer­punkt sei­ner Akti­vi­tä­ten liegt auf der Erar­bei­tung und Umset­zung von retro­spek­tiv ange­leg­ten Aus­stel­lun­gen zu his­to­ri­schen Posi­tio­nen. Dem visio­nä­ren Maler For­rest Bess wid­me­te er eine umfas­sen­de Schau, die zum Dis­kurs für zahl­rei­che Kunst­in­ter­es­sier­te und ‑schaf­fen­de einlud.

Tarek Atoui

3. Okto­ber 2020 – 24. Mai 2021

Aus­stel­lungs­auf­bau / exhi­bi­ti­on set­up Waters’ Wit­ness, Fri­de­ri­cia­num, Sep­tem­ber 2020
Foto / Pho­to: Nico­las Wefer­sus leo.

Tarek Atoui: Waters‘ Wit­ness, Aus­stel­lungs­an­sicht / Instal­la­ti­on view, © Tarek Atoui, Fri­de­ri­cia­num, Foto / Pho­to: Andrea Rossetti

Tarek Atoui: Waters‘ Wit­ness, Aus­stel­lungs­an­sicht / Instal­la­ti­on view, © Tarek Atoui, Fri­de­ri­cia­num, Foto / Pho­to: Andrea Rossetti

Tarek Atoui: Waters‘ Wit­ness, Aus­stel­lungs­an­sicht / Instal­la­ti­on view, © Tarek Atoui, Fri­de­ri­cia­num, Foto / Pho­to: Andrea Rossetti

Tarek Atoui: Waters‘ Wit­ness, Aus­stel­lungs­an­sicht / Instal­la­ti­on view, © Tarek Atoui, Fri­de­ri­cia­num, Foto / Pho­to: Andrea Rossetti

Per­for­mance Tarek Atoui, Tarek Atoui: Waters‘ Wit­ness at the Fri­de­ri­cia­num, 2020 © Tarek Atoui, Fri­de­ri­cia­num, Foto / Pho­to: Andrea Rossetti

Toba Khedoori

9. Okto­ber 2021 – 20. Febru­ar 2022

Toba Khe­doo­ri: Untit­led (bran­ches 1), 2011–2012 Öl auf Lei­nen / Oil on linen 80,6 x 105,1 cm Pri­vat­samm­lung / Pri­va­te Coll­ec­tion, Cour­te­sy David Zwir­ner © Toba Khe­doo­ri, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Instal­la­ti­ons­an­sicht / Instal­la­ti­on view, Fri­de­ri­cia­num, 2021 © Toba Khe­doo­ri, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Instal­la­ti­ons­an­sicht / Instal­la­ti­on view, Fri­de­ri­cia­num, 2021 © Toba Khe­doo­ri, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Instal­la­ti­ons­an­sicht / Instal­la­ti­on view, Fri­de­ri­cia­num, 2021 © Toba Khe­doo­ri, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Toba Khe­doo­ri: Untit­led (clouds), 2005, Öl und Wachs auf Papier / Oil and wax on paper, 328,9 x 203,2 cm Samm­lung von / Coll­ec­tion of Adam Sen­der © Toba Khe­doo­ri, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Toba Khe­doo­ri: Untit­led, 2018, Öl auf gewachs­tem Papier / Oil on waxed paper, 243,8 x 335 cm, Samm­lung von / Coll­ec­tion of Alex Hank © Toba Khe­doo­ri, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Toba Khe­doo­ri: Untit­led, 2019–2020, Wachs, Gra­phit und Öl auf Papier / Wax, gra­phi­te, and oil on paper 248,9 x 218,4 cm Pri­vat­samm­lung, Schweiz / Pri­va­te Coll­ec­tion, Switz­er­land © Toba Khe­doo­ri, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Instal­la­ti­ons­an­sicht / Instal­la­ti­on view, Fri­de­ri­cia­num, 2021 © Toba Khe­doo­ri, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Rachel Rose

© Fri­de­ri­cia­num, Aus­stel­lungs­an­sicht / Instal­la­ti­on View „Rachel Rose“, Foto / Pho­to: Andrea Rossetti

© Fri­de­ri­cia­num, Aus­stel­lungs­an­sicht / Instal­la­ti­on View „Rachel Rose“, Foto / Pho­to: Andrea Rossetti

© Fri­de­ri­cia­num, Aus­stel­lungs­an­sicht / Instal­la­ti­on View „Rachel Rose“, Foto / Pho­to: Andrea Rossetti

Martine Syms

3. Okto­ber 2020 – 24. Mai 2021

Mar­ti­ne Syms, Les­son LXXV, 2017 (Instal­la­ti­ons­an­sicht / Instal­la­ti­on view), Public Art Fund, Time Squa­re, New York, 6. Feburar – 5. März 2017 / Febru­ary 6 – March 5, 2017 © Mar­ti­ne Syms, cour­te­sy Public Art Fund and Sadie Coles HQ, London

Mar­ti­ne Syms: Ugly Ply­mouths, 2020 (Instal­la­ti­ons­an­sicht / Instal­la­ti­on view Aphrodite’s Beasts), Fri­de­ri­cia­num, Kas­sel, 2021 © Mar­ti­ne Syms, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH. Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Mar­ti­ne Syms: Ded, 2021 (Instal­la­ti­ons­an­sicht / Instal­la­ti­on view Aphrodite’s Beasts), Fri­de­ri­cia­num, Kas­sel, 2021 © Mar­ti­ne Syms, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH. Andrea Ros­set­ti (pho­to)

Mar­ti­ne Syms: Ugly Ply­mouths [still] , 2020 , 3 chan­nel video. © Mar­ti­ne Syms, cour­te­sy Sadie Coles HQ, Lon­don, and Bridget Donahue, New York.

Mar­ti­ne Syms: Ugly Ply­mouths [still] , 2020 , 3 chan­nel video. © Mar­ti­ne Syms, cour­te­sy Sadie Coles HQ, Lon­don, and Bridget Donahue, New York.

Mar­ti­ne Syms: Aphrodite’s Beasts (Instal­la­ti­ons­an­sicht / Instal­la­ti­on view), Fri­de­ri­cia­num, Kas­sel, 2021 © Mar­ti­ne Syms, docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH. Andrea Ros­set­ti (pho­to)

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