Perspektiven des kulturellen Wandels in der Naturkrise –
Wissenschaft, Philosophie und Kunst im Dialog
Referenten:
- Kai Füldner, Leiter des Naturkundemuseums Ottoneum, der „sozusagen die pragmatische, klassische Wissenschaft vertrat“ und als Museumsleiter nachhaltig unser Wissen über die Natur für künftige Generationen bewahren möchte.
- Paul Reszke, Sprachwissenschaftler (Projektgruppe Climate Thinking, Uni Kassel), der sich mit der Sprache und Kommunikation zum Thema Umwelt beschäftigt und Beuys als Beispiel nachhaltigen kommunikativen Handelns zwischen Kunst, Politik und Öffentlichkeit sieht: „Kunst ist die einzige Form in der Umweltprobleme gelöst werden können“, „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“.
- Martin Böhnert, Philosoph (Projektgruppe Climate Thinking, Uni Kassel), der den Klimawandel nicht nur wissenschaftlich, sondern auch kulturell und als Philosoph die Komplexität der Debatte untersucht und der bestätigte, dass wir uns, durch die Wissenschaft, von der Natur distanziert haben (dis-engagement).
- Michael Evers, Bildender Künstler und Philosoph, der bekräftigte, dass Kunst eine Brücke sein kann, um wieder die verlorene Verbundenheit zur Natur zu finden und die Erfahrung von Ästhetik uns der Natur wieder nah bringen kann. Das Problem sei die Distanz, die wir zur Natur erreicht haben, in der geschichtliche Trennung zwischen Logik und rationalem Denken und der Unterordnung der Sinnlichkeit und der Empfindungsfähigkeit. Kunst als ästhetische Naturerfahrung kann neues Empfinden ermöglichen.
- Moderation: Susanne Jakubczyk, Kunsthistorikerin
Die Podiumsdiskussion wollte, dank einer Erweiterung des Blickwinkels auf die Natur, einen Beitrag zur „ökologischen Transformation“ leisten.
Die Art und Weise, wie wir die Natur in unserer heutigen Gesellschaft verstehen, wird stark von den Naturwissenschaften beeinflusst. Dies zeigt sich in der Sprache, die im politischen Diskurs, in ökologischen Studien und in der Umweltbewegung verwendet wird, wo Daten und Fakten zur Formulierung von Positionen und zur Gestaltung von Perspektiven herangezogen werden.
Bei der Diskussion des Themas Umwelt ist es aber hilfreich, nicht nur aus der Perspektive der Wissenschaft zu betrachten, sondern auch die philosophischen und ästhetischen Perspektiven als neue Zugänge zu untersuchen.
Obwohl wir von Natur aus ein Teil der Natur sind, hat unsere moderne Lebensweise dazu geführt, dass wir uns von ihr distanziert und entfremdet haben.
Der immer größer werdende Abstand, die Autonomie und die Emanzipation von der Natur wurden als Zivilisation verstanden, aber wir sind von der Natur abhängig und wir können ohne sie nicht überleben. Es soll eine neue Wahrnehmung der Natur stattfinden in der die Natur nicht nur als Objekt, sondern als Subjekt wahrgenommen wird. Wir brauchen ein neues Verständnis des Menschen, das unsere Verantwortung für die Natur miteinschließt, eine neue naturverbundene Ethik jenseits der Naturbeherrschung, einen neuen Humanismus, eine neue Aufklärung, die mit dieser verengenden Sicht auf den Menschen aufräumt und Verantwortung für andere Lebewesen, für die Natur und für kommende Generationen erfasst. Kunst kann dabei zum Schlüsselelement werden.