Mama sagt nein!

Der Kasseler Künstler Michael Murx präsentierte sich vom 24.März bis 03.April 2022 in einer spektakulär inszenierten Ausstellung in Bad Wilhelmshöhe.

My art­work ist ter­ri­ble and I´m a very bad per­son“ – mit die­sem Satz wird man beim Ein­tritt in die Räum­lich­kei­ten der ehe­ma­li­gen Bäcke­rei Umbach in der Kunold­stra­ße emp­fan­gen. Typisch Micha­el Murx: Die Iro­nie, die einen schon bei der Wahl sei­nes Künst­ler­na­mens wun­dert, zieht sich auch durch die­se Aus­stel­lung wie ein roter Faden.
Eigent­lich heißt er Micha­el Deutsch­mann, stu­dier­te Pro­dukt­de­sign und freie Male­rei in Ham­burg und arbei­te­te in den 70er Jah­ren als frei­er Schuh­de­si­gner für ver­schie­de­ne ita­lie­ni­sche Her­stel­ler. Nach­dem er elf Jah­re in Spa­ni­en als frei­schaf­fen­der Desi­gner und Künst­ler aktiv war, star­te­te er 1993 als Gale­rist, wobei er immer auch sein eige­nes Schaf­fen vor­an­trieb und sich wei­ter­ent­wi­ckel­te. Gemein­sam mit Björn Hübert eröff­ne­te er dann 2009 ein „Offe­nes Ate­lier“ am Fuße des Weinbergs.

Kreativer Stillstand

In eine Schub­la­de passt Micha­el Murx nicht, sei­ne Arbei­ten durch­lie­fen im Lau­fe der Jahr­zehn­te meh­re­re Meta­mor­pho­sen. „Wenn man die Arbei­ten einer Künst­le­rin oder eines Künst­lers sofort die­ser Per­son zuord­nen kann, bedeu­tet eigent­lich krea­ti­ven Still­stand. Für mich ent­wi­ckelt sich ein Künst­ler täg­lich wei­ter, ich wech­se­le zum Bei­spiel stän­dig Mate­ria­li­en und Tech­ni­ken“. Die­ses Zitat füllt Murx mit Leben: Noch 2013 zeig­te er in einer Aus­stel­lung im Licht­hof des Hes­si­schen Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs, damals noch am Brü­der-Grimm-Platz, unter ande­rem über­ar­bei­te­te Foto­gra­fien von Kas­sel-Ansich­ten; extre­me Aus­schnit­te auf Papier oder Lein­wand, unscharf, mit Far­be bearbeitet.

Magie durch Licht

Jetzt zeigt er uns eine völ­lig ande­re Facet­te sei­ner Arbei­ten: Abs­trak­te Male­rei, mit ent­we­der groß­zü­gig auf­ge­tra­ge­ner knal­li­ger Far­be, brei­ten Pin­sel­stri­chen, dann wie­der nuan­ciert und poin­tiert. Manch­mal hat man den Ein­druck, er malt wie im Rausch, trop­fen­de Farb­ver­läu­fe zeu­gen von unkon­trol­lier­ten Momen­ten in sei­nem Schaf­fen. Wech­seln­de Mate­ria­li­en wie zum Bei­spiel Koh­le, die in das Werk ein­ge­ar­bei­tet wur­de, las­sen unter­schied­li­che Emo­tio­nen ent­ste­hen. Dazu trägt auch bei, dass durch Anwen­dung unter­schied­li­cher Beleuch­tungs­tech­ni­ken das Gefühl ent­steht, beim Betre­ten der ein­zel­nen Räu­me in ver­schie­de­ne Wel­ten ein­zu­tau­chen. Die ehe­ma­li­ge Back­stu­be als Höhe­punkt der Aus­stel­lung ent­führt den Betrach­ter in ein magi­sches Paralleluniversum .

Übri­gens fin­det man fast kei­ne Titel zu sei­nen Bil­dern, son­dern nur römi­sche Zif­fern die­nen deren Zuord­nung. Dem Betrach­ter freie Asso­zia­ti­ons­flä­che zu über­las­sen, nicht schon durch ein Wort oder einen Satz das The­ma fest­le­gen und damit zwangs­läu­fig die Gedan­ken in eine Rich­tung len­ken, ist die Idee dahinter. 

Adieu Tristesse“

Adieu Tris­tesse“, der Name einer frü­he­ren Aus­stel­lung von Murx, winkt den Besu­che­rin­nen und Besu­chern auch hier hin­ter­her. „The spi­rit of true color“ hin­ter­lässt eine Leich­tig­keit, die den rest­li­chen Tag des Besu­ches anhält.

[ Ger­rit Bräu­ti­gam | Redaktion ]