Malerische Reflexionen
Johann Rosenboom
Ich betrachte jeden Morgen beim Frühstück ein Bild von Johann Rosenboom, das in meiner Küche hängt, ein Stillleben mit Tomaten, ein Werk voller Ausdrucksreife.
Stillleben haben im Laufe der Zeit eine sehr interessante Rolle in der Kunstgeschichte gespielt, nicht nur wegen ihrer Symbolik.“Mir gefällt diese Kombination: Stille und Leben. „Natura morta“ heißt das Genre im Italienischen, tote Natur. Was seltsam ist: In der einen Sprache wird das Leben betont, in der anderen der Tod.“ In Johann’ Bildern wird das aber vereint, Leben und Tod, die Bilder zeigen nicht selten den Moment, der beides enthält: ein Tisch, starr, aber beinahe schon nicht mehr, denn das Licht spiel mit ihm aus dem vollen Leben, Vergnügen und Melancholie, Heiterkeit und Strenge.
So sehe ich immer, auch im Winter, „meine Tomate“, die Früchte und das Licht des Südens. Man erkennt die Pracht und die schönen, malerischen Formen und Farben der Tomaten und weiß doch schon um das Vergehen, man betrachtet die Frucht und ahnt ihr Ende (vielleicht auch in einem Salat). Es ist einfach alles drin in dem Moment, den der Maler gezeigt hat, das Leben und der Tod. Diese Produkte der Natur sind mit der Sonne gereift und ihre Entwicklung war spontan und geduldig. Diese Realitäten brauchen sich nichts aufzudrängen und sie beanspruchen nichts, sie lassen sich geduldig in der Sonne reifen.
In den Stillleben sind die Körper einsam und still, aber in der Lage, zu sprechen und gleichzeitig Ruhe zu vermitteln. Und wir als Zuschauer sind bewegt vor diesen ekstatischen Realitäten. Wir suchen in den Linien jene vollkommene Harmonie des Seins. So wie beim Johanns Landschaften bei Grizzana Morandi, in Italien, wo der Künstler teilweise lebt, auch das Thema des Stilllebens kann den Betrachter von heute ebenso befriedigen wie in der Vergangenheit, weil es im Wesentlichen in der Authentizität eines intimen Gefühls geht: das Leben, unschöpferische Quelle des Stauens, liegt in einer Ruhe jenseits der Raum-Zeit-Kategorien.
Johanns Werke sind Schätze mit warmen Farben, vollständigen und sonnigen Realitäten. Sie leben ruhig in ihrem intimen, warmen und perfekten Zentrum. Es ist schwer zu verstehen, wie es ihm so leicht fällt, die Schönheit der Natur zur Geltung zu bringen, das menschliche Auge magnetisch anzuziehen und es in die Wirklichkeit eines Traums zu transportieren. Im realen Raum entstehen Formen, banale Realitäten, die plötzlich Emotionen wecken und mitreißen.
Ich finde die Werke von Johann Rosenboom äußerst faszinierend und besonders. Ihre Besonderheit wird durch eine Komposition verliehen, die in den Formen und Farben stets gut studiert und kalibriert ist. Als ich diesen Künstler zum ersten Mal kennenlernte, war ich sofort fasziniert und fand in seiner Werken eine klare Eleganz, oft einfach, aber innovativ durch seine Fähigkeit, das Bild zu setzen und neu zu denken. Der Künstler komponiert ein Ensemble, wo alles ausgewogen und mit Formen abgestimmt ist. Und die Komposition bringt die Harmonie der Farben hervor, die zwischen Gelb, Erdfarben, sanftem Ocker-Gold und die blauen Tönen des italienischen Licht wechseln. Die Landschaft wird zum Ausgangspunkt, um das Jenseits zu erfassen und das Licht zu betrachten, den einfachen Schein zu überwinden.
Und wie gestern Abend Johann erzählte „Das Interessantes an der Malerei ist die Malerei“: Es ist dieses authentische Gespür für die Formen, die Linien und die Farben, ihre verborgene Seite, zwischen nahen und fernen Orten und Stillleben, wo Licht und Farbe zum Vorschein kommen, die die Ausstellung auszeichnet und uns so gefangen nimmt.
[ Sonja Rossetini ]
Kontakt
Johann Rosenboom
Marienstr. 4 | 34117 Kassel
Telefon: 0561–77 71 56 | E‑Mail: joh.rosenboom@freenet.de
www.johann-rosenboom.art