Cranach war zuallererst über 40 Jahre Hofmaler der sächsischen Kurfürsten, deren Ruhm er mehren und deren Residenzen er ausstatten sollte. Seine Bilder dienten als Geschenke an befreundete wie verfeindete Regenten. Das grandiose Gemälde einer Hofjagd vor Schloss Hartenfels in Torgau (1544) aus Madrid, spektakulärste Leihgabe, war eine solche diplomatische Geste. Es zeigt überaus detailreich eine illustre Jagdgesellschaft um Johann Friedrich den Großmütigen und Kaiser Karl V. — die im Konfessionskrieg jedoch verfeindet waren.
„Diese Jagd hat so nie stattgefunden“, sagt Volontärin Julia Carrasco. Das Bild war der Versuch, eine Eintracht darzustellen, die nicht bestand. Vergeblich: Als die Protestanten 1547 in der Schlacht bei Mühlberg dem kaiserlichen Heer unterlagen, wurde Johann Friedrich gedemütigt, gefangen gehalten, er verlor Teile seines Territoriums und die Kurwürde.