Liebe in schweren Zeiten

Love Mani­fests
Aus­stel­lung in der Gale­rie Coucou

07.09 — 24.09.22 | Mon­tag — Sams­tag | 16:30 — 20:30 Uhr
26.09. — 07.10.22 | Ter­min nach Vereinbarung

Wenn von Liebe die Rede ist, landen Assoziationen dazu schnell bei Kitsch und Gefühlsduselei. Bei genauerem Überlegen ist wahrscheinlich jedem klar, wie essentiell und bedeutend abseits allen Pathos die Liebe für die Gesellschaft und jeden Einzelnen ist, gerade in diesen Zeiten. Nüchtern betrachtet ist die Liebe in all ihren Nuancen und Schattierungen der Antrieb für alles Produktive und Kreative, aber eben auch ein Grund für Abgründiges und Scheitern.

Milen Kras­tev

Milen Kras­tev, der Kopf der Gale­rie Coucou, hat es geschafft, facet­ten­reich alle Gesich­ter der Lie­be mit den Mit­teln der Kunst zu beleuch­ten. Fein kura­tiert, lud er Künst­le­rin­nen und Künst­ler ein, die „Lie­bes­brie­fe mit den Mit­teln der Kunst ver­fasst haben“, wie er in sei­nem Ein­lei­tungs­text beschreibt. Man wird schnell erken­nen: Nicht alle Lie­bes­brie­fe sind zwin­gend posi­ti­ver Natur. Lie­be bedeu­tet eben auch Leid, wie einem beim Betre­ten des ers­ten Rau­mes der Gale­rie gleich pla­ka­tiv vor Augen geführt wird: Das ein­zi­ge Objekt bei die­ser Aus­stel­lung mit eige­ner Licht­quel­le ist die Arbeit von Rana Mat­loub, die einem dadurch sofort ins Auge fällt. Ihre Arbeit hängt in einem der hin­te­ren Räu­me, vor­ne ist im rich­ti­gen Win­kel nur das Wort „Leid“ in knal­li­gem Rot zu erken­nen. Wenn man die hin­te­re Ebe­ne betritt, ver­wan­delt sich das Leid in Lei­den­schaft, das eigent­li­che The­ma der Arbeit.

Rana Mat­loub

Wer wäh­rend der Fas­ten­zeit 2022 die Sankt Fami­lia Kir­che in der Köl­ni­schen Stra­ße besucht hat, wird sich an die­se Arbeit erin­nern. Rana Mat­loub, in Bag­dad gebo­ren, ist mitt­ler­wei­le seit fast 30 Jah­ren in Deutsch­land und sieht sich als deut­sche Künst­le­rin. Sie lebt in Kas­sel, hat hier auch an der Kunst­hoch­schu­le stu­diert und war Meis­ter­schü­le­rin von Nor­bert Rademacher.

Ste­phan Balkenhol

Eros und Tha­na­tos – ein unglei­ches Paar? Wie nah sich Lie­be und Tod sind, zeigt die gleich­na­mi­ge Skulp­tur aus Eisen­holz von Ste­phan Bal­ken­hol. Der in Fritz­lar gebo­re­ne Bild­hau­er, sicher­lich einer der bekann­tes­ten in Kas­sel leben­den Künst­ler, schuf die Skulp­tur 2020. Der in sei­ner typi­schen gro­ben Schnitz­tech­nik gefer­tig­te Durch­schnitts­mann zeigt sich hier mit eri­gier­tem Glied, des­sen Eichel in Toten­kopf­form her­aus­for­dernd in den Raum ragt.

Urs Lüthi

Gleich dahin­ter hängt das bereits Ende der 1980er Jah­re ent­stan­de­ne Gemäl­de „Selbst­por­trät, die Lie­be der Mut­ter“ des inter­na­tio­nal bekann­ten Schwei­zer Künst­lers Urs Lüthi, der bereits 2001 den Schwei­zer Pavil­lon bei der Bien­na­le in Vene­dig bespiel­te.
Mit Acryl und Öl gemalt, zeigt es in Rot die idea­li­sier­te, foto­rea­lis­tisch dar­ge­stell­te Mut­ter, dar­auf als Strich­mäd­chen in Schwarz das Kind, wel­ches die Mut­ter ein­rahmt. Durch die Far­ben und den Aus­druck des Kin­des fühlt sich das Bild wie eine Bedro­hung an.

Paul Die­s­tel

Die kura­to­ri­sche Glanz­leis­tung zeigt sich nicht zuletzt im hin­te­rem Raum: Beim Betre­ten tan­zen in inni­ger Zwei­sam­keit zwei über­di­men­sio­na­le Ahorn­sa­men aus Bron­ze den „Pas de Deux“ (Paul Die­s­tel), wäh­rend auf dem Bild an der dahin­ter­lie­gen­den Wand ein Pär­chen in inni­ger Umar­mung in einem Muse­um steht. Dies wird aber erst beim zwei­ten Hin­se­hen deut­lich. „Die Umar­mung“ von dem deutsch-pol­ni­schen Künst­ler Sla­vo­mir Els­ner ist der Höhe­punkt der Ausstellung.

Sla­vo­mir Elsner

In der unglaub­lich fili­gra­nen Bunt­stift­zeich­nung fin­den sich tech­ni­sche Ele­men­te von Ölge­mäl­den Alter Meis­ter wie­der, die aber durch die Ver­wen­dung ande­rer Mate­ria­li­en und durch Her­aus­lö­sen aus der rei­nen Gegen­ständ­lich­keit einen atem­be­rau­ben­den Effekt hat: Erst in einer gewis­sen Ent­fer­nung zum Bild erkennt man vie­le Details, und die Zart­heit der Zeich­nung nimmt den Betrach­ter gefan­gen und gau­kelt die Illu­si­on eines Gemäl­des vor.

Ins­ge­samt 17 ver­schie­de­ne Künst­le­rin­nen und Künst­ler, regio­nal und inter­na­tio­nal bekannt, zei­gen ihren Blick­win­kel auf das The­ma Lie­be, berüh­rend, manch­mal slap­stick­ar­tig, dann wie­der tief­sin­nig und ver­stö­rend. Ein wei­te­rer Höhe­punkt in die­sem Kas­se­ler Kunstsommer.

Micha­el Göbel

Paul Die­s­tel

Rene Wag­ner

Natha­lie Mohadje

Nina Jan­sen


[ Ger­rit Bräutigam ]

Gale­rie Coucou
Elf­bu­chen­str. 20 | 34119 Kas­sel
Fon: +49(0) 170 969 98 97| E‑Mail: info@coucou-coucou.com

www.coucou-coucou.com
www.instagram.com/galerie_coucou  
www.laut.fm/Coucou

Di – Fr 16 – 20 Uhr
Sa – Mo geschlossen

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