Ausstellungseröffnung auf den Weinbergterrassen am 10. Juni 2022
Weinbergterassen | 10.06. – 17.09.2022
“Wir fangen den Sonnenschein ein und geben ihn in der Dunkelheit mit der Kunst zurück”
Victoria Coeln
Bereits das diesjährige Galeriefest „Rhizom 2´22“ suchte sich einen der interessantesten Orte Kassels aus und zeigte dort zwei Installationen. Die Kasseler Weinbergterrassen dienten damals außerdem als zentraler Knotenpunkt für die Besucher des Festes, der die verschiedenen Ausstellungsorte wie zum Beispiel die Grimmwelt und das Museum für Sepulkralkultur verband.
Als Bewohner Kassels wundert man sich regelmäßig, dass diese einmalige Fläche nicht regelmäßig kulturell oder gastronomisch genutzt wird. Im 19. Jahrhundert gab es hier noch Biergärten und Felsenkeller, bis 1869 die Fabrikantenfamilie Henschel eine herrschaftliche Residenz mit Privatgarten auf dem Gelände baute. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde das Anwesen zerstört und das Areal ging in den Besitz der Stadt über. Die gartenkulturelle Vergangenheit wurde aufgegriffen und anspruchsvolle Obstsorten wie Maulbeeren, Mispeln oder Feigen gepflanzt. Seit 2014 finden sich hier außerdem über 70 Obstbäume, die an Spalieren gezogen werden. Pomologen haben spezielle Sorten extra für diesen Standort ausgesucht.
Im documenta-Jahr gibt es hier nun die 13. Ausgabe der Lichten Wege zu sehen, bereits zum dritten Mal nach 2014 und 2016 auf den Weinbergterrassen. Und das Wetter meinte es gut mit den Organisatoren: Die Sonne strahlte über der Südstadt und immer mehr Menschen strömten auf das Gelände, um sich das neueste Projekt der „Bewegungsperspektiven für Licht, Kunst und Kultur e.V.“ anzusehen. Als eine von der documenta fifteen autorisierten Lichtkunstausstellung zeigen 15 internationale Künstlerinnen und Künstler ihre Lichtinstallationen.
Victoria Coeln
Christian Geselle
Es ging los mit den Eröffnungsreden. Dabei beantwortete die Künstlerin Victoria Coeln aus Wien die ihr oft gestellte Frage „Kannst Du davon leben?“ mit der Gegenfrage „Wofür lebe ich?“. Danach hielt Christian Geselle ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst, wofür er viel Beifall bekam.
Nachdem sich alle an dem großen Buffet gütlich getan hatten, war es zur Blauen Stunde dann soweit: Gespeist von dem „Solar See“, eine auf den Terrassen installierte Photovoltaikanlage, konnte man nun auf dem gesamten Areal die Leuchtobjekte betrachten. Kleinformatige Arbeiten wechseln sich ab mit riesigen Installationen, die auf dem gesamten Gelände verteilt sind; poetisch und geheimnisvoll leuchten die Objekte in der Nacht.