Viele Besucherinnen und Besucher sagten, dass sie durch die Ausstellung einen neuen Blick auf die leerstehenden Räume bekommen hätten. Statt sie als triste Lücken in der Innenstadt zu sehen, sahen sie nun die Möglichkeit, sie als kreative Orte zu nutzen. Und die beteiligten Künstler*Innen waren natürlich glücklich, dass sie durch das Projekt „Kultur trifft Leerstand“ nicht nur ihre Kunst zeigen konnten, sondern auch dazu beitragen, die Sichtweise auf die Innenstadt zu verändern. Wenn viele Menschen sich engagierten, könnten auch scheinbar ungenutzte Flächen zu Orten der Begegnung und Inspiration werden.
Die Initiative zeigt auch: Städte und kreative Szenen – das gehört zusammen. Und: Städte verändern sich. Sie sind lebendige Systeme.
In Zeiten, in denen die Welt immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint und in denen die Gesellschaft immer stärker an den Strukturen unseres Daseins zerrt, werden Kunst und Kultur immer bedeutsamer. Wenn die Welt unübersichtlicher wird, brauchen wir erst recht Orte, die Orientierung geben und Begegnung ermöglichen.
Und wenn kreative Köpfe und Künstler sich in einem Stadtviertel niederlassen, weil es dort noch erschwinglichen Wohn- oder Atelierraum gibt, hat dies Auswirkungen auf die Umgebung. Neue Angebote entstehen in Form von kleinen Galerien, Design-Läden und Clubs, die der kreativen Szene folgen.
Es ist deswegen ratsam, insbesondere in städtischen Gebieten, Kunst, Kultur und die Kreativwirtschaft in die Überlegungen zur Stadtentwicklung miteinzubeziehen. Denn das Wesen der Urbanität besteht darin, verschiedene Nutzungsarten wie Gewerbe, Wohnen, Arbeit und Freizeit zu mischen. Soziale und kulturelle Einrichtungen tragen maßgeblich zum Wohlbefinden der Bewohner und einer funktionierenden Nachbarschaft bei. Es ist daher im wohlverstandenen Eigeninteresse von Projektentwicklern und Investoren, diese Aspekte zu berücksichtigen.
Wenn sich Politik oder Stadtplanung deswegen entschließen, Kultur explizit in ihre Planungen einzubeziehen, geschieht dies oft mit dem Ziel, ein Viertel aufzuwerten, Veränderungsprozesse zu begleiten, Akzeptanz zu erreichen, die Nachbarschaft zu stärken oder die Integration voranzutreiben. All diese Ziele sind ehrenwert und positiv, allerdings sind sie auch mit einer besonderen Verantwortung verbunden: die Verantwortung für einen Transformationsprozess, der häufig Sorgen und Ängste auslöst. Wandel ist seit jeher ein ambivalentes Thema zwischen Hoffnung und Unsicherheiten.