Das Kunstwerk „7000 Eichen“ steht sicherlich auch für einen Beitrag zur Veränderung gesellschaftlicher Lebensformen. Nach Joseph Beuys ist die menschliche Fähigkeit, seine Kraft zur Kreativität, das eigentliche Kapital, das es zu schützen und zu entwickeln gilt. Das Kunstwerk „7000 Eichen“ steht sicherlich auch für den Dualismus zwischen Geist und Materie, zwischen Mensch und Natur, zwischen Armut und Reichtum. Andererseits hat er gefordert, alle Kräfte zu mobilisieren, diese Gegensätzlichkeit aufzuheben – auch dafür stehen seine Kunstaktionen in ihrer Gesamtheit.
Beuys hat den Freiheitsbegriff und den marxistischen Kapitalbegriff durch die grundlegende Neubewertung der Rolle des Menschen in der Gesellschaft neu definiert: Kapital sind nach ihm die geistigen, kreativen Fähigkeiten des Menschen, was er auf die provozierende Formel „Kunst=Kapital“ brachte.
Beuys hat damit die ursprünglich rein ästhetische Idee des Gesamtkunstwerks radikal verworfen und die Kunst neu definiert hin auf eine Erneuerung der Gesellschaft. Sein gesamtes künstlerisches Werk, einschließlich der enigmatischen Aktionen, diente der totalen Veränderung des Denkens und somit aller gesellschaftlichen Verhältnisse.
Das Werk und das Denken von Joseph Beuys sind heute aktueller denn je: Es seien nur wenige Stichworte genannt wie nachhaltiges Wirtschaften, schonender Umgang mit den Ressourcen, gegenwärtige Weltfinanzkrise, damit Krise des kapitalistischen Wirtschaftssystems verbunden mit einer Entdemokratisierung der politischen Prozesse. Eine Antwort im Beuysschen Sinne wäre sicherlich mehr direkte Demokratie.
[Volker Stockmeyer]