Schöne Bilder hatten schon immer eine gewisse Wirkung auf mich. Mein Bruder hatte eine Schallplatte von den Scorpions. Das Album Lovedrive aus dem Jahr 1979, da war ich 13 Jahre alt. Das fand ich magisch. Mit 16 fuhr ich in den Sommerferien mit einem Monatsticket der Bahn durch ganz Deutschland und fotografierte Städte. Dann kamen die 90er und die Ära der Topmodels wie Claudia Schiffer, Cindy Crawford oder Naomi Campbell und Musik Acts wie Sade Adu. Von Crawford und Adu hatte ich wahnsinnig große Bilder in meinem Zimmer hängen. Vielleicht hat mich das beeinflusst.
Erst viel später bekam ich einen entscheidenden Impuls, mich der Fotografie zu widmen. Es muss in etwa 2015 gewesen sein und ich arbeitete seit 20 Jahren in der Fashion Industrie. Meine Vertriebsfirma stand damals kurz vor der Insolvenz. In meinem kleinen Fotostudio, wenn man das so nennen konnte, fotografierte ich eigentlich die Teile für meinen Online-Store. Oft kam es dabei vor, dass die Models fragten, ob ich denn auch Aktbilder von ihnen machen könnte. Nun, es gibt schlimmere Dinge im Leben. Die ersten Bilder waren eher so semi gut. In einem Fotostudio kann man keine Bildergeschichten erzählen. Irgendwann fing ich an, Frauen in meiner Wohnung zu fotografieren. Die Ergebnisse waren schon etwas besser.
Dann fing ich an, mir geeignete Locations zu suchen. Damals konnte man noch in der Salzmannfabrik fotografieren. Das war eine mega Location. Irgendwann meldete ich mich auf einer Plattform an, auf der man Models buchen konnte, und buchte damals zwei Models aus Kiev, die grade in Deutschland waren. Die Bilder waren dann so, dass ich dachte, sie seien gut. Heute würde ich sie als Katastrophe bezeichnen. Etwa zu dieser Zeit besuchte ich eine Helmut-Newton-Ausstellung in Berlin. Da bin ich dann raus und wusste das genau, das ist das, was ich machen möchte. Die Insolvenz meiner Vertriebsfirma war im Prinzip der Startschuss für die Fotografie. Ich fotografiere übrigens noch heute mit der schlichten, alten Kamera und drei Objektiven.
Der größte Stolperstein, den ich aus dem Weg räumen musste, war eigentlich meine Beziehung. Richtig frei in der Fotografie wurde ich eigentlich erst Ende des vergangenen Jahres, als ich mich von meiner damaligen Partnerin trennte. Ich glaube, es ist nicht einfach, mit jemanden eine Beziehung zu führen, der recht häufig unbekleidete Frauen in seinem Umfeld hat.
Bezahlte Fotojobs habe ich eigentlich nicht. Die Frauen, die ich fotografiere, suche ich mir lieber selbst aus und bezahle diese auch meist für die Tätigkeit. Ich bin auch kein Fotograf für Hochzeiten oder Babybäuche. Das ist auch die Art Fotografie, die ich schlicht nicht kann. Das können andere sehr viel besser. Kürzlich machte ich zwar ein Produktshooting, doch das war eine große Ausnahme. Das würde ich auch so nicht mehr annehmen. Dazu fehlt mir schlicht die Technik und selbst wenn ich sie hätte, könnte ich es nicht umsetzen. Mich interessiert Technik schlicht nicht. Sie lenkt nur ab.