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Erschließungsoffensive beginnt – Aufbereitung des documenta archiv Bestands für internationale und interdisziplinäre Forschung

Am 1. Okto­ber 2020 star­tet das docu­men­ta archiv die umfas­sen­de Erschlie­ßung und Auf­be­rei­tung sei­ner Bestän­de. Die­se „Erschlie­ßungs­of­fen­si­ve“ ist auf zehn Jah­re ange­legt. Dafür wol­len das Land Hes­sen und die Stadt Kas­sel bis 2030 För­der­sum­men von ins­ge­samt 5,4 Mio. Euro zur Ver­fü­gung stel­len. Zeug­nis­se des künst­le­ri­schen und kura­to­ri­schen Schaf­fens rund um die docu­men­ta Aus­stel­lun­gen der Jah­re 1955 bis heu­te sol­len ver­tieft, fach­ge­recht und nach archi­vi­schen und wis­sen­schaft­li­chen Stan­dards auf­be­rei­tet und sys­te­ma­ti­siert werden.

Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen:

Das Land Hes­sen sieht die welt­weit ein­zig­ar­ti­ge Bedeu­tung der Kas­se­ler docu­men­ta. Des­halb haben wir gro­ße Anstren­gun­gen unter­nom­men, um das docu­men­ta Insti­tut mög­lich zu machen. Damit soll einer sys­te­ma­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit die­ser so wich­ti­gen Aus­stel­lung ein ange­mes­se­ner Ort gege­ben wer­den. Das docu­men­ta archiv ist für die­sen Auf­bau essen­ti­ell: Es ist ein Schatz, der – geho­ben und wis­sen­schaft­lich auf­ge­ar­bei­tet – die docu­men­ta auch insti­tu­tio­nell zu einem Stück Kunst­ge­schich­te macht. Wir unter­stüt­zen den wich­ti­gen Schritt der Auf­be­rei­tung gern, um das docu­men­ta archiv der natio­na­len und inter­na­tio­na­len For­schung zugäng­lich zu machen.“

Der Fun­dus des Archivs wird den Kern des ent­ste­hen­den docu­men­ta Insti­tuts bil­den und die dort ange­streb­te exzel­len­te For­schung ermög­li­chen. „Die Stadt Kas­sel ist stolz dar­auf, dass das docu­men­ta archiv neben dem Bau­haus-Archiv zu den ältes­ten und wich­tigs­ten Kunst­ar­chi­ven Deutsch­lands gehört“, so Ober­bür­ger-meis­ter Chris­ti­an Gesel­le. „Es zukunfts­fä­hig auf­zu­stel­len, ist uns ein wich­ti­ges Anliegen“.

Die Bestän­de des Archivs bil­den vor allem die Geschich­te der docu­men­ta Aus­stel­lun­gen ab. Gleich­zei­tig ist das docu­men­ta archiv aber auch ein Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum für zeit­ge­nös­si­sche Kunst und kura­to­ri­sches Wir­ken im All­ge­mei­nen und damit eine unschätz­bar wich­ti­ge Quel­le für kunst- und kul­tur­wis­sen­schaft­li­che Fra­ge­stel­lun­gen und die Rezeptionsforschung.

 

Die Erschließung ist von maßgeblicher Bedeutung für das documenta Institut

Dr. Sabi­ne Schor­mann, Gene­ral­di­rek­to­rin der docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH zur Erschlie­ßungs­of­fen­si­ve: „Die ein­zig­ar­ti­gen Bestän­de des docu­men­ta archivs durch die Tie­fen-Erschlie­ßung wis­sen­schaft­lich zugäng­lich und zugleich für die brei­te Öffent­lich­keit und die Stadt­ge­sell­schaft greif­bar zu machen, ist Vor­aus­set­zung für einen leben­di­gen Aus­tausch zwi­schen Wis­sen­schaft und Kunst, wie er auch zuneh­mend in den docu­men­ta Aus­stel­lun­gen als Wie­der­an­nä­he­rung zwei­er Dis­zi­pli­nen statt­fin­det.“ Bereits nach der Anglie­de­rung des zuvor städ­ti­schen docu­men­ta archivs an die docu­men­ta gGmbH im Jahr 2016 wur­den ers­te Wei­chen für die Öff­nung des Archivs gestellt: Es wur­den Aus­stel­lungs­ko­ope­ra­tio­nen initi­iert, Ver­an­stal­tungs­rei­hen eta­bliert, ein Lese­saal ein­ge­rich­tet und eine umfas­sen­de Web­site ent­wi­ckelt. Nun wird mit der Erschlie­ßungs­of­fen­si­ve der nächs­te ent­schei­den­de Schritt zur Öff­nung der Bestän­de für einen brei­ten Nut­zer­kreis getan.

 

Erschließungsoffensive schafft internationale Standards

Mit der Tief­en­er­schlie­ßung geht die Ein­füh­rung einer bis­lang feh­len­den digi­ta­len Infra­struk­tur und eines pro­fes­sio­nel­len Erfas­sungs­sys­tems ein­her. Dazu gehö­ren die Auf­nah­me der Bestän­de in Archiv­da­ten­ban­ken, Rech­te­an­a­ly­se und ‑manage­ment sowie Maß­nah­men zur Erschlie­ßung und Archi­vie­rung digi­ta­ler Unter­la­gen. Der Grün­dungs­di­rek­tor des docu­men­ta Insti­tuts, Prof. Dr. Heinz Bude, kon­sta­tiert: „Als inter­dis­zi­pli­nä­res For­schungs­in­sti­tut ist das docu­men­ta Insti­tut in beson­de­rer Wei­se auf eine den inter­na­tio­na­len Stan­dards ent­spre­chen­de Erschlie­ßung der Archiv­be­stän­de ange­wie­sen. Dass die­se Grund­la­gen nun so ent­schie­den ange­gan­gen wer­den, ist grandios.“

Ich freue mich dar­auf, gemein­sam mit dem Team die Erschlie­ßung der wert­vol­len Bestän­de anzu­ge­hen. Zukunfts­ge­rich­tet auf­ge­stellt wird das docu­men­ta archiv an Strahl­kraft gewin­nen und im bes­ten Sin­ne Künstler/innen, Kurator/innen, und Sammler/innen zu wei­te­ren Vor- und Nach­läs­sen inspi­rie­ren“, so Dr. Bir­git­ta Coers, die am 1. Okto­ber 2020 den Pos­ten als Direk­to­rin des docu­men­ta archivs antritt.


Insgesamt werden 560 laufende Regalmeter, 50 Terabyte digitale Medien und 42.000 Medieneinheiten erschlossen

Die Erschlie­ßungs­of­fen­si­ve umfasst alle Abtei­lun­gen des docu­men­ta archivs: Im Akten­ar­chiv wer­den die Unter­la­gen der ers­ten docu­men­ta Aus­stel­lung bis zur docu­men­ta 14 sowie umfang­rei­che Nach- und Vor­läs­se, wie der des docu­men­ta Grün­ders Arnold Bode, sowie die Samm­lung von Pres­se­aus­schnit­ten gesich­tet, erfasst und tief­en­er­schlos­sen. Ins­ge­samt wer­den zu 560 lfm Archi­va­li­en rund 45.000 Ver­zeich­nungs­ein­hei­ten erstellt.

In der Medi­en­samm­lung war­ten mehr als 50 Tera­byte an digi­ta­len Bild- und audio­vi­su­el­len Medi­en auf eine sys­te­ma­ti­sche Struk­tu­rie­rung und die Über­füh­rung in ein digi­ta­les Archiv. Für mehr als 65.000 Papier­ab­zü­ge von Foto­gra­fien, Dias und Nega­ti­ve sowie mehr als 5.000 unter­schied­li­che Daten­trä­ger wer­den Find­mit­tel erstellt. So kön­nen unter ande­rem die über 3.000 Foto­gra­fien der Kas­se­ler Foto­gra­fin Moni­ka Niko­lic erschlos­sen wer­den, die die docu­men­ta Aus­stel­lun­gen 7 bis 14 umfas­send doku­men­tie­ren.
In der Biblio­thek sind noch etwa 40 Pro­zent des Gesamt­be­stands (ca. 42.000 Medi­en­ein­hei­ten), haupt­säch­lich Mono­gra­fien zu Künst­le­rin­nen und Künst­lern, biblio­gra­fisch zu erfas­sen. Beglei­tet wird dies von kon­ser­va­to­ri­schen Maßnahmen.

Als Kon­se­quenz kann bei­spiels­wei­se die Beant­wor­tung typi­scher Fra­gen an das Archiv­gut ermög­licht oder beschleu­nigt wer­den: Aus wel­chem Mate­ri­al besteht ein bestimm­tes Kunst­werk? Wie wur­de es insze­niert? Gibt es eine Ansicht von einem bestimm­ten Kunst­werk und wie sieht es mit den Nut­zungs­rech­ten aus? Schrift-wech­sel zwi­schen Kurator/innen und Künstler/innen, Skiz­zen und Anlei­tun­gen, Video­auf­zeich­nun­gen von Ver­an­stal­tun­gen und Doku­men­ta­tio­nen von Aus­stel­lungs­si­tua­tio­nen geben Aus­kunft über die ver­gan­ge­nen Aus­stel­lun­gen und die Abläu­fe „hin­ter den Kulis­sen“. Außer­dem kön­nen lau­fen­de künst­le­ri­sche und gesell­schaft­li­che Dis­kus­sio­nen beför­dert und auf ihre his­to­ri­sche Dimen­si­on hin betrach­tet werden.

[Pres­se­mit­tei­lung docu­men­ta]
Quel­le: documenta.de

Bild: ©docu­men­ta archiv / Ani­ta Back 2017, Inv.Nr.: 10001001