„Rhizom“ — Galeriefest 2022
Eröffnung auf den Weinbergterrassen am 06.Mai 2022
Die Erleichterung war den Veranstaltern des diesjährigen Galeriefests anzusehen. Endlich konnten die Galerien, Museen und Ladengeschäfte, die dieses Jahr beteiligt sind, wieder ihre Türen öffnen und die Besucher persönlich begrüßen. Beim nachmittäglichen Pressemeeting in den Räumen des Südgalerien e.V. in der Frankfurter Straße fieberte Tobias Rasch, einer der Initiatoren des Festes, und seine Mitstreiter:innen voller Vorfreude der am Abend stattfindenden Eröffnung auf den Weinbergterrassen entgegen. Das Miteinander und Verbinden verschiedener Ideen und Projekte steht dieses Jahr im Vordergrund.
Das Thema Vernetzen und Wurzelschlagen findet sich bereits im Titel: „Rhizom“.
Gilles Deleuze und Félix Guattari schufen diesen philosophischen Begriff in den 70er Jahren, abgeleitet von der Bezeichnung von Wurzelgeflechten (Rhizome). Der „Baum des Wissens“ als Metapher, der schon auf die Antike zurückgeht, wird abgelöst durch die Metapher des Rhizoms, in dem viel mehr Querverbindungen zwischen den einzelnen Ebenen des Wissens möglich sind.
Letztes Jahr konnte das Galeriefest nur unter eingeschränkten Bedingungen stattfinden. Es wurde ein alternatives Konzept erarbeitet, in dem auf vielen Außen- und Schaufensterflächen der Stadt Kunst gezeigt wurde.
Dieses Jahr wird endlich wieder der wahre Charme des Festes zu erleben sein: Sich treiben lassen durch die vielen Galerien und Ausstellungsorte, anregende Gespräche mit Künstler:innen und Kunstschaffenden führen und abseits des Mainstreams Kleinode entdecken. Außerdem wurde das Rahmenprogramm auf zwei Wochen erweitert.
Dementsprechend gut besucht war die Eröffnungsfeier auf den Weinbergterrassen, ein buntes, diverses Publikum wurde von einem Dj mit elektronischem Sound eingegroovt.
Zwei Installationen gab es auf dem Weinbergterrassen bereits zu sehen:
„urban-urbar, Waschküche Weinberg“ von Christiane Rath und
„Schildkröten“ von Denis Lebedev.
Nach der Eröffnungsrede von Tobias Rasch kam auch Kulturdezernentin Frau Susanne Völker zu Wort. Zum Abschluss spannte der Oberbürgermeister Christian Geselle einen Bogen vom Galeriefest zu den Antisemitismus-Debatten rund um die documenta fifteen und stellte die Freiheit der Kunst als zentralen Wert für eine demokratische Gesellschaft dar.
Vermisst wurden die Bar und Toiletten, so stand der DJ nach den Reden ziemlich schnell alleine da. Vielleicht war nach all den typischen Worten einer Eröffnungsveranstaltung auch einfach das Bedürfnis groß, sich nun endlich den Protagonisten des Festes zu widmen: Den Künstlerinnen und Künstlern und deren Werke.
[ Gerrit Bräutigam | Redaktion ]
Impressionen von Jens Kathe