LEBENSREALITÄTEN

Interview mit Prof. Dr. Martin Schmidl
Rektor der Kunsthochschule Kassel

Mar­tin Schmidl begrüßt uns in sei­nem Büro im Süd­bau der Kunst­hoch­schu­le Kas­sel. Seit 01. Novem­ber 2021 ist er hier Rek­tor und spricht über Kunst als Fak­tor für Kas­sel, die Ent­wick­lung der Kunst­hoch­schu­le und Euro­pa als Muse­um der Welt:

W.K.K.: Sie sind seit Novem­ber 2011 neu­er Rek­tor der Kunst­hoch­schu­le Kas­sel (KHK). Wie war der Ein­stieg in einer Stadt, die „docu­men­ta“ bereits als Bei­nah­men führt und sich über die Kunst defi­niert? Sie haben die Stadt wahn­sin­nig schnell begrif­fen, erzäh­len Sie doch mal, wor­an liegt das?

Schmidl: Ich bin viel her­um­ge­kom­men, im Tan­dem mit mei­ner Frau, die Kura­to­rin und Muse­ums­lei­te­rin ist. Für uns ist es immer wich­tig, vor Ort zu sein und die Stadt in der wir arbei­ten zu ver­ste­hen und auch dort zu leben. Als ich in Frank­furt an der Stä­del-Schu­le bei Tho­mas Bayr­le stu­dier­te, hat­te man das Gefühl, der hat in der Hoch­schu­le gelebt und er stu­dier­te mit uns. Das ist für mich ein Ide­al­fall. Im sel­ben Maß wie ich Input in die Hoch­schu­le gebe, zie­he ich auch sel­ber viel raus und pro­fi­tie­re davon. 
Ich gehe z.B. zu den Vor­trä­gen des docu­men­ta-Insti­tuts im Rah­men von TRACES (Trans­dis­zi­pli­nä­re For­schungs­zen­trum für Aus­stel­lungs­stu­di­en), und neh­me dort eine Men­ge mit. Die Rek­to­ren­stel­le nur orga­ni­sa­to­risch zu begrei­fen wäre mir zu ein­di­men­sio­nal, ich möch­te den Blick auch außer­halb der Insti­tu­ti­on Kunst­hoch­schu­le auf die Stadt haben und die Leu­te, die sie gestalten.

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W.K.K.: Jede Stadt hat ein spe­zi­fi­sches Gefü­ge. Wie erle­ben Sie die docu­men­ta-Stadt Kas­sel und ihre Kul­tur mit all ihren Brü­chen und unter­schied­li­chen Facet­ten vom indus­tri­el­len Osten bis zum mon­dä­nen Wes­ten? Wie viel Poten­ti­al steckt in ihr?

Schmidl: Ich saß am Anfang mei­ner Tätig­keit noch ohne Woh­nung am Bebel­platz, es reg­ne­te und wir frag­ten uns schon, was machen wir hier.
W.K.K.: Na immer­hin saßen Sie am Bebel­platz und nicht am Hop­la!
Schmidl (lacht): Das stimmt, aber auch die­se Ecken von Kas­sel haben natür­lich ihren Reiz, den man aber oft erst auf den zwei­ten Blick sieht.
 Mei­ne Frau und ich waren dann aber schnell begeis­tert von der Stadt.
 Ich habe zum Bei­spiel unter ande­rem in Frei­burg stu­diert. Die Stadt hat eine ähn­li­che Grö­ße wie Kas­sel, gilt aber eher als eine Bil­der­buch­stadt. In Kas­sel sieht man deut­lich, was der Krieg archi­tek­to­nisch für Schnei­sen geris­sen hat. Gleich­zei­tig ist es nicht so dyna­misch ver­än­dert wor­den wie bei­spiels­wei­se Frank­furt, wo kom­plet­te Ecken aus den 50er Jah­ren, zum Teil auch sehr schö­ne Bau­ten, ein­fach abge­ris­sen wur­den. Man kann nur hof­fen, dass in Kas­sel eini­ges davon erhal­ten bleibt.
Für Kunst­schaf­fen­de hat die Stadt eine span­nen­de Band­brei­te und es ist wich­tig, dass es Orte wie den HopP­la gibt, sonst hat man das Gefühl, es wird etwas ver­bor­gen von der Rea­li­tät. Ich wür­de allen Leu­ten wün­schen, dass sie in per­fek­ten Häu­sern leben, Traum­jobs haben, aber die Rea­li­tät ist nun ein­mal eine ande­re. Wenn ich mir Kas­sel anse­he, mit sei­nen unter­schied­li­chen Vier­teln, habe ich nicht das Gefühl, ich habe Tei­le der Lebens­rea­li­tät in Deutsch­land ver­passt. Ich sehe sie ein­fach vor mir. Das ist eine gute Grund­la­ge, um genau hier Kunst zu stu­die­ren. Dabei geht es dar­um, die aktu­el­len The­men einer Gesell­schaft vor Augen zu haben. Klar, in der ers­ten Stu­di­en­zeit mag es span­nend sein, in so einer Art Bla­se zu leben und nur den Cam­pus als Ori­en­tie­rung zu haben. Aber die­se Rea­li­tä­ten und Erfah­run­gen in einer nicht-per­fek­ten Stadt prä­gen doch den Cha­rak­ter viel mehr.
 Mitt­ler­wei­le blei­ben auch vie­le der Stu­die­ren­den nach dem Stu­di­um in Kas­sel, allei­ne schon wegen der Kos­ten eines Ate­liers in Ber­lin oder Ham­burg, aber auch, weil Kas­sel für sei­ne Grö­ße sehr viel­schich­tig ist.

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W.K.K.: Die KHK ist teil­au­to­nom. Wie wich­tig ist das für die Stadt Kas­sel und gibt es hier beson­de­re Strukturen?

Schmidl: Eine Kunst­hoch­schu­le ist prä­gend für eine Stadt. Ande­re Städ­te in der Grö­ße haben kei­ne Kunst­uni wie zum Bei­spiel Aachen. Auch eine Stadt in der ich gelebt habe. Dort hat man sich bewusst mono­kul­tu­rell ent­schie­den, fast alle Geis­tes­wis­sen­schaf­ten abge­schafft und auf die TU gesetzt. Das bil­det sich in der Stadt ab: weni­ger Buch­hand­lun­gen, weni­ger gute Cafés, weni­ger kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen. Außer­dem prä­gen vie­le, die in Kas­sel an der KHK stu­diert haben, die Stadt, auch wenn sie nicht Künstler:innen oder Gestalter:innen wer­den: Der eine eröff­net nach sei­nem Stu­di­um einen Schall­plat­ten- oder Design­la­den, ande­re lan­den in Buch­hand­lun­gen oder in der Poli­tik. Das gibt der Stadt natür­lich ein ande­res Gesicht.

Für mich ist die Struk­tur der KHK sehr span­nend, da sie abbil­det, was mich beglei­tet hat in mei­nen Stu­di­en und in mei­ner Arbeits­bio­gra­phie. Ich habe in fast jedem Fach­be­reich, den die KHK anbie­tet, gear­bei­tet. Es gibt hier völ­lig unter­schied­li­che Bedürf­nis­se und jeder die­ser Berei­che braucht sei­ne Berück­sich­ti­gung. Ein Anlie­gen, das sich für mich aus der Viel­sei­tig­keit aber auch der teil­wei­sen Selbst­be­zo­gen­heit an der Hoch­schu­le ergibt, ist die Anre­gung von stu­di­en­gangs­über­grei­fen­den Koope­ra­tio­nen, denn durch gemein­sa­me Pro­jek­te kann unheim­lich viel ent­ste­hen. Ein Bereich der an Kunst­hoch­schu­len oft unter­schätzt wird, ist die Kunst­päd­ago­gik. Wer kennt das nicht aus der Schu­le: War der Kunst­leh­rer enga­giert und hat Lust auf die eige­ne Arbeit gehabt und ver­mit­tel­te gut, dann konn­te das einen Kos­mos auf­ma­chen. Die Qua­li­tät der Päd­ago­gen ist oft aus­schlag­ge­bend, ob man sich der Kunst zuwen­det oder eben nicht.

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W.K.K.: Die Stu­die­ren­den beklag­ten noch vor weni­gen Jah­ren, dass es an qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal feh­le und die Aus­stat­tung in den Werk­stät­ten man­gel­haft sei. Dazu kommt, dass die Zahl der Stu­die­ren­den jähr­lich steigt. „Der Lack ist ab“ behaup­te­te 2018 Nor­bert Rade­ma­cher, Pro­fes­sor für Bil­den­de Kunst a.D. .Wie beur­tei­len Sie die aktu­el­le Situa­ti­on der Hoch­schu­le? Haben Sie eigent­lich Gestal­tungs­spiel­raum für ein Zukunfts­de­sign der KHK und wie sähe das aus?

Schmidl: Die­sen Teil der KHK bin ich immer noch am Ent­de­cken. Dadurch, dass die Kunst­hoch­schu­le lan­ge als ein Fach­be­reich unter ande­ren behan­delt wur­de und nicht eigen­stän­dig war, war das Gene­rie­ren von Gel­dern schwie­rig. Der Man­gel wur­de ein­ge­klagt und seit Anfang des Jah­res wer­den wir vom neu­en Hes­si­schen Hoch­schul­ge­setz nicht nur als teil­au­to­nom ein­ge­stuft, son­dern im Kon­text der ande­ren hes­si­schen Kunst­hoch­schu­len als gleich­wer­tig gese­hen. Das bedeu­tet zum Bei­spiel, dass ich als Rek­tor jetzt direkt mit Wies­ba­den ver­han­deln kann. Die Poli­tik nimmt uns wahr im Chor der ande­ren Kunst­hoch­schu­len. Wir sind mitt­ler­wei­le auf einem guten Weg.
Die Debat­ten, die noch mei­ne Vor­gän­ger füh­ren muss­ten, um die­sen Sta­tus zu errei­chen, waren har­te Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Dar­auf kön­nen wir jetzt aufbauen.

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Art chan­ges the future

W.K.K.: Haben Sie denn über­haupt Mög­lich­kei­ten, Pro­fes­so­ren zu berufen?

Schmidl: Dem­nächst steht eine Beru­fung im Bereich Film an, in nähe­rer Zukunft in der Visu­el­len Kom­mu­ni­ka­ti­on, Schwer­punkt Comic. Es ist kei­ne gro­ße Wel­le, aber mit jedem ein­zel­nen Schritt arbei­ten wir dar­an, uns neu zu jus­tie­ren. Wir konn­ten außer­dem gera­de die Stel­le einer kura­to­ri­schen Volon­tä­rin für die neue Aus­stel­lungs­hal­le schaf­fen. Als ich letz­tes Jahr hier ankam, war gera­de die­se neue Aus­stel­lungs­hal­le fer­tig gestellt wor­den, aber es gab kei­nen Etat und kei­ne Stel­le um sie ange­mes­sen zu betrei­ben. Dabei ist das Inhalt­li­che kein Pro­blem, weil von den Stu­die­ren­den und Leh­ren­den von Beginn an sehr vie­le Vor­schlä­ge kamen, die seit Beginn des Jah­res auch rea­li­siert wer­den. Wir müs­sen uns jetzt eini­ges ein­fal­len las­sen, um ange­mes­se­ne Bedin­gun­gen für die­se Aus­stel­lungs­vor­ha­ben zu ermög­li­chen. Nicht nur der All­tags­be­trieb der Hal­le ist der­zeit eine Her­aus­for­de­rung für alle Kolleg:innen, die dar­an arbei­ten, es ist auch schwie­rig, Koope­ra­ti­ons­pro­jek­te umzu­set­zen, jeden­falls aus den lau­fen­den Mitteln.

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W.K.K.: Ihr Start fällt gleich ins Jahr der docu­men­ta fif­teen. Reza Afi­si­na und Iswan­to Har­to­no, Mit­glie­der des Künstler*innenkollektivs ruan­grupa, leh­ren bereits an der KHK. Gibt es wei­te­re gemein­sa­me Pro­jek­te mit der docu­men­ta fif­teen? Und fin­det eine regel­mä­ßi­ge Zusam­men­ar­beit mit der docu­men­ta auch außer­halb der Aus­stel­lungs­zeit statt? Waren Sie schon Gast auf ande­ren documenta-Ausstellungen?

Schmidl: Mei­ne ers­te docu­men­ta war die von Jan Hout, die docu­men­ta 9. Seit­dem habe ich alle wei­te­ren gese­hen.
Wir haben aktu­ell meh­re­re Pro­jek­te in Koope­ra­ti­on mit der docu­men­ta fif­teen von denen eines von Pro­jekt Art Works einem Kol­lek­tiv aus Has­tings ent­wi­ckelt wur­de. Sie sind Teil­neh­mer der docu­men­ta und machen mit unse­ren Stu­die­ren­den gemein­sam Work­shops im Juni bis zum Beginn der docu­men­ta und im August, bei denen ihr Kon­zept der Neu­ro­di­ver­si­tät im Zen­trum steht. Neben die­ser Art von Koope­ra­tio­nen sind unse­re Stu­die­ren­den von der Ver­mitt­lung bis zum Auf­bau in fast allen Berei­chen der docu­men­ta fif­teen aktiv.
Über das For­schungs­zen­trum TRACES sind wir dar­über hin­aus lang­fris­tig mit dem docu­men­ta-Insti­tut ver­knüpft. Zum The­ma Aus­stel­lungs­for­schung hat Kas­sel damit das Poten­ti­al, sich welt­weit zu pro­fi­lie­ren und Maß­stä­be zu set­zen. Eine Rie­sen­chan­ce für die Stadt.

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W.K.W.: „Art chan­ges the Future“ ist der Name einer Instal­la­ti­on, die Sie 1992 gemein­sam mit Flo­ri­an Haas erschaf­fen haben. Kann Kunst tat­säch­lich die gesell­schaft­li­che Zukunft beeinflussen?

Schmidl: Damals war das eine frü­he Form einer Recher­che­ar­beit. Wir haben die Besu­cher des Muse­ums für Moder­ne Kunst in Frank­furt, das gera­de eröff­net wor­den war, gefragt, was denn ihr blei­ben­der Ein­druck ist, nach­dem sie aus dem Muse­um kamen, und ein eng­li­scher Gast sag­te „Art chan­ges the future“. Damit war der Titel gebo­ren.
Kunst und Kul­tur ver­än­dert immer etwas, aber die Kunst reagiert auch oft auf gesell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen. Hat Beuys unmit­tel­bar etwas ver­än­dert und war er ein typi­scher Ver­tre­ter sei­ner Zeit oder konn­te er auf der Kla­via­tur spie­len, für die die Men­schen gera­de offen waren? Ich gehe bei Künst­le­rin­nen oder Künst­lern nicht davon aus, dass sie etwas tun, was direkt unse­re Lebens­rea­li­tät ver­än­dert, son­dern sie kön­nen unse­re Sicht­wei­sen auf Zusam­men­hän­ge ver­än­dern oder die­se über­haupt erst sicht­bar machen.
Man darf auch den Wirt­schafts­fak­tor „Kunst“ nicht ver­nach­läs­si­gen: Es gibt die Über­le­gung, dass Euro­pa sich irgend­wann zum Muse­um der Welt ent­wi­ckelt. Der Kunst‑, Gestal­tungs- und Kul­tur­sek­tor wird tat­säch­lich immer wich­ti­ger, auch wenn mir das Wort „Krea­tiv­in­dus­trie“ eher zuwi­der ist. Der stärks­te Sek­tor in Deutsch­land ist noch der Fahr­zeug­bau. Aber lang­fris­tig schrumpft er, wie der Maschi­nen­bau, im inter­na­tio­na­len Kon­text immer mehr. Poten­ti­ell kommt dann der Kunst, wenn deren Ent­wick­lung sta­bil bleibt, eine deut­lich grö­ße­re Bedeu­tung zu.

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W.K.K.: Fin­den Sie noch Zeit für eige­ne künst­le­ri­sche Pro­jek­te? Hat sich der Blick von Außen auf Ihre Arbei­ten mit der neu­en Posi­ti­on ver­än­dert und ist es des­halb schwie­ri­ger für Sie, die­se zu zeigen?

Schmidl: Natür­lich mache ich momen­tan deut­lich weni­ger, nicht nur wegen der vie­len Auf­ga­ben, die mit der neu­en Posi­ti­on ver­bun­den sind, son­dern auch durch die vie­len Kon­tak­te zu neu­en Kol­le­gin­nen und Per­so­nen aus der Stadt­ge­sell­schaft, die sich gera­de in sehr kur­zer Zeit erge­ben. 
Aber ich arbei­te zum Bei­spiel seit vier Jah­ren an einer Instal­la­ti­ons- und Sam­mel­ar­beit die mich wahr­schein­lich noch die nächs­ten zehn Jah­re beschäf­tigt. Sie ist fle­xi­bel und klein­tei­lig. Ich kann Tei­le davon aus­stel­len, den der­zei­ti­gen Zwi­schen­stand, oder ich arbei­te noch über ein paar Jah­re in Ruhe dar­an wei­ter. Die­se Varia­bi­li­tät, wie ich damit umge­he, trägt eine gro­ße Frei­heit in sich. Par­al­lel publi­zie­re ich dem­nächst ein Buch, das unter­sucht, wie in der Pres­se und in den Kunst­wis­sen­schaf­ten Aus­stel­lung ana­ly­siert wur­den. Dar­an habe ich in den letz­ten Jah­ren gear­bei­tet und jetzt geht es um die abschlie­ßen­den Schrit­te bei der Umsetzung.

In den 1990er Jah­ren habe ich lan­ge im Kol­lek­tiv gear­bei­tet, des­halb kann ich die kura­to­ri­schen Ideen von ruan­grupa gut nach­voll­zie­hen. Die Vor­stel­lung, gemein­sam als Künst­ler zu arbei­ten und dabei Pro­jek­te zu ent­wi­ckeln, die einen eige­nen Kunst­zu­sam­men­hang behaup­ten, hat­ten damals eine gan­ze Rei­he von Leu­ten. Das stand nach mei­ner Stu­di­en­zeit noch etwas schräg zu einem sich extrem dyna­misch ent­wi­ckeln­den Kunst­markt. Ich habe mich nie als ein­zel­nen Künst­ler gese­hen, der sich auch als Geschäfts­per­son ver­steht. Das kann ein wun­der­ba­res Modell für Künst­le­rin­nen sein, wenn das zu ihrer Arbeits­wei­se passt. Ich selbst woll­te nicht die­ses Pro­ze­de­re haben, ein- oder mehr­mals im Jahr eine Aus­stel­lung in einer Gale­rie zu machen und dar­auf hin zu pro­du­zie­ren. Das wür­de mei­ne Arbeits­for­men in einer Wei­se ver­än­dern, die mich nicht inter­es­siert. Aus­stel­lun­gen haben sich für mich immer durch bestimm­te Per­so­nen erge­ben, denen ich begeg­net bin, oder über Grup­pen mit denen ich gear­bei­tet habe.
Zurück zur dies­jäh­ri­gen docu­men­ta: Sie stellt die Fra­ge nach die­sem Ver­hält­nis von gemein­sa­mer und ein­zel­ner Akti­vi­tät von Künstler:innen, nicht nur bezo­gen auf das Erstel­len von Kunst­wer­ken, son­dern auch bezo­gen auf die Gestal­tung der zugrun­de­lie­gen­den Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen. Ich bin sehr neu­gie­rig was wir zu sehen bekom­men und wie wir dar­über dis­ku­tie­ren werden.

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W.K.K.: Wir dan­ken ihnen für die Ein­bli­cke in ihre Gedan­ken­welt und wün­schen ihnen für ihr wei­te­res Schaf­fen alles Gute!


[ Das Inter­view führ­ten Hel­mut Pla­te und Ger­rit Bräu­ti­gam | Redaktion]

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