Die Zukunft der Kunst

Rund­gang 2022 an der HBK vom 14.–17. Juli

Dar­auf muss­ten die Stu­die­ren­den lan­ge war­ten:
Es ist end­lich wie­der Rundgang!

Nach­dem es dank Coro­na zwei Jah­re nicht mög­lich war, dem Publi­kum und Mit-Kommiliton:innen Wer­ke aus allen Stu­di­en­gän­gen und Pro­jek­ten zu zei­gen, eröff­ne­te ein sicht­lich erleich­ter­ter Dr. Mar­tin Schmidl, der Rek­tor der Kunst­hoch­schu­le Kas­sel, den dies­jäh­ri­gen Rund­gang. Bei schöns­ten Wet­ter beton­te Schmidl, wie wich­tig die Inter­ak­ti­on zwi­schen den Stu­die­ren­den für den krea­ti­ven Pro­zess, aber auch für die sozia­le Ent­wick­lung sei.

Dr. Mar­tin Schmidl bei der Eröffnungsrede

Die Ate­liers, Werk­stät­ten und Semi­nar­räu­me ver­wan­deln sich in die­sen drei Tagen in Aus­stel­lungs­flä­chen. Hier kön­nen Arbei­ten der letz­ten zwei Semes­ter betrach­tet wer­den, Schaf­fungs­pro­zes­se aus den unter­schied­lichs­ten Dis­zi­pli­nen wer­den sicht­bar gemacht.

Das dürf­te auch die­je­ni­gen inter­es­sie­ren, die mit einem Stu­di­um an die­sem male­ri­schen Ort lieb­äu­geln: Es fin­den sich reich­lich Mög­lich­kei­ten, sich mit Leh­ren­den und Stu­die­ren­den in den zahl­rei­chen Ver­an­stal­tun­gen aus­zu­tau­schen. Man trifft vie­le Stu­die­ren­den und kann sich per­sön­lich über ihre Arbei­ten unterhalten.

Künst­ler: Lukas Wächtler

Als ers­tes fällt einem aller­dings eine Arbeit auf, die an dem Gebäu­de instal­liert wur­de: Ist das der lan­ge Arm der Kunst­hoch­schu­le? Es sind zwei rie­si­ge Hän­de zu sehen, die ver­bun­den mit einer Art lan­gem Tau sich an dem kom­plet­ten Men­sa­ge­bäu­de ent­lang han­gelt. Die Arbeit heißt „Soft Tools“ und ist von Lukas Wächt­ler. In Hand­ar­beit wur­den 15 Tei­le mit je 5 Metern wochen­lang zusam­men­ge­näht und dann an dem Gebäu­de befes­tigt. Auch im letz­ten Hof neben dem Süd­flü­gel der KHK fin­den sich Tei­le die­ser Arbeit wie­der, das Tau „betritt“ hier die Räu­me. Wächt­ler fas­zi­niert es, bestehen­de Werk­zeu­ge und All­tags­ge­rä­te in einer Wei­se zu trans­for­mie­ren, dass sie zwar noch wie das Ori­gi­nal aus­se­hen, aber nicht mehr ihrem Zwe­cke nach zu benut­zen sind. Ande­re Metho­den und Expe­ri­men­te des Nut­zens entstehen.

Künst­le­rin­nen: Fran­zis­ka Brunn | Julia Born

Die Arbei­ten über­ra­schen mit erstaun­lich pro­fes­sio­nel­len Ansät­zen und aus­ge­reif­ten Kon­zep­ten. Im Bereich der Designer:innen zum Bei­spiel beschäf­tigt sich eine Arbeit mit Fisch­häu­ten. „Wort­hl­ess“ von Fran­zis­ka Brunn und Julia Born zei­gen, wie aus einem Abfall­pro­dukt wert­vol­les Mate­ri­al geschaf­fen wer­den kann. Hier­zu wur­den Fisch­ab­fäl­le aus der Gas­tro­no­mie und Markt­hal­le Kas­sels ver­ar­bei­tet. Trotz der wert­vol­len Eigen­schaf­ten von Fisch­häu­ten lan­den die 6,4 Mil­lio­nen Ton­nen, die jähr­lich anfal­len, unge­nutzt im Abfall. Dabei las­sen sich Fisch­häu­te wie jede ande­re Haut ger­ben und zu Leder ver­ar­bei­ten. Es ist sehr leicht, durch sei­ne Struk­tur aber extrem zug­fest. Sogar aus den Fisch­schup­pen haben die bei­den Künst­le­rin­nen fili­grans­ten Schmuck her­ge­stellt. Übri­gens riecht das Fisch­le­der im Gegen­satz zu den stin­ken­den Fisch­res­ten neu­tral, ledig­lich hat es, wie ande­re Leder auch, einen leich­ten Eigen­ge­ruch, der an eine Pri­se See­luft erinnert.

Reza Afi­si­na von ruan­grupa und Mouni­ra Al Solh, Pro­fes­sur für Per­for­mance, Instal­la­ti­on und Medien

In dem Sym­po­si­um „Brü­che und Lini­en – Gesprä­che über Her­künf­te“ (15.–16. Juli) kom­men Per­so­nen aus Kunst, Kul­tur, Akti­vis­mus und Wis­sen­schaft zusam­men, um über sozia­le Posi­tio­nen, Her­künf­te und Aus­schlüs­se zu spre­chen. Ein­ge­la­de­ne Gäs­te sind: Sen­th­uran Varat­ha­ra­jah, BENGI e. V., Barış Yük­sel, Talya Feld­man, Dani­jel Mati­je­vic, David Zabel, Romy Rüeg­ger, Andrea Brummack, Pia Sten­de­ra und Lin Hierse.

Viel­sei­tig, über­ra­schend und auf abso­lu­tem Top­ni­veau sind die Arbei­ten der Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten. Über die Zukunft der Kunst muss man sich kei­ne Sor­gen machen.

Impressionen

aus den Ateliers und Werkstätten:

[ Ger­rit Bräu­ti­gam | Redaktion ]