documenta archiv
erhält Vorlass von Bazon Brock

Das docu­men­ta archiv erhält als Schen­kung den bedeu­ten­den Vor­lass des renom­mier­ten Den­kers, Kunst­ver­mitt­lers, Kunst­kri­ti­kers, Künst­lers und Pro­fes­sors Bazon Brock, Hubert Bur­da finan­ziert die Erschlie­ßung. Bazon Brock hat u.a. die „Besu­cher­schu­len“ der docu­men­ta begrün­det und damit die Ver­mitt­lung zeit­ge­nös­si­scher Kunst als kri­ti­sche eigen­stän­di­ge Pra­xis mit über­ge­ord­ne­ten kul­tu­rel­len Zie­len etabliert.

Der nun über­ge­be­ne umfang­rei­che Vor­lass ist das Zeug­nis jahr­zehn­te­lan­ger Arbeit Bazon Brocks in der „Den­ke­rei“ in Ber­lin und dem Stu­dio in Wup­per­tal. Er umfasst u.a. Sieb­dru­cke, Kor­re­spon­den­zen, Dias, Fotos, Lehr­ma­te­ria­li­en, Bild- und Ton­ma­te­ri­al, Publi­ka­tio­nen, Pres­se­aus­schnit­te, Kunst­ob­jek­te, digi­ta­le Daten sowie 2.000 Titel sei­ner Biblio­thek mit Anmer­kun­gen und Ver­wei­sen, die Ein­blick in sei­ne Arbeits­wei­se ermög­li­chen. Für das zur docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH gehö­ren­de docu­men­ta archiv bedeu­tet die Über­nah­me des umfas­sen­den Kon­vo­luts einen wert­vol­len Zuge­winn in sei­nem Kern­be­stand und in Hin­blick auf das ent­ste­hen­de docu­men­ta Insti­tut. Zusam­men mit dem Nach­lass von Arnold Bode bil­det der Vor­lass auch das Fun­da­ment des wei­ter aus­zu­bau­en­den Kurator*innen Zentrums.

Ansicht Bücher­the­ke in der Den­ke­rei, 2019, Foto Ste­fa­nie Hierholzer_Ulrich Klaus

… dass ich es über 50 Jahre mit ihm ausgehalten habe

Flan­kiert wird die Schen­kung durch eine groß­zü­gi­ge Spen­de von Dr. Hubert Bur­da. Sein Enga­ge­ment ermög­licht die Erschlie­ßung des Kon­vo­luts, die die Grund­la­ge für eine öffent­li­che Nut­zung und wis­sen­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung bil­det. Hubert Bur­da – der die­ser Tage sei­nen 80. Geburts­tag fei­ert – und Bazon Brock ver­bin­det eine jahr­zehn­te­lan­ge Freund­schaft, die u.a. auf dem gemein­sa­men kri­ti­schen Den­ken und einer pro­duk­ti­ven Streit­kul­tur fußt. Hubert Bur­da vor die­sem Hin­ter­grund: „Eine mei­ner größ­ten Leis­tun­gen ist es viel­leicht, dass ich es über 50 Jah­re mit ihm aus­ge­hal­ten habe.“ Dass sein Archiv und Tei­le sei­ner Samm­lung an das docu­men­ta archiv über­ge­ben und dort ent­spre­chend als „geord­ne­ter Vor­lass“ auf­be­rei­tet wer­den kön­nen, ist für Bazon Brock von gro­ßer Wich­tig­keit: „Es bedeu­tet mir viel, einen so pas­sen­den Ort für mein Lebens­werk gefun­den zu haben, an dem es der Öffent­lich­keit zugäng­lich sein kann.“

Chris­ti­an Gesel­le, Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Kas­sel und Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, freut sich über die Schen­kung: „Dies ist ein gro­ßer Gewinn für die docu­men­ta Stadt Kas­sel. Dass ein so zen­tra­ler Vor­lass für Kas­sel gewon­nen wer­den konn­te, zeigt, welch rie­si­ges Poten­zi­al das erst vor gut drei Jah­ren aus der Obhut der Stadt an die docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH über­ge­be­ne docu­men­ta archiv für die Geschichts­schrei­bung der docu­men­ta und auch der Ent­wick­lung der zeit­ge­nös­si­schen Kunst und Kunst­ver­mitt­lung hat.“ Auch das Land Hes­sen begrüßt den Zugewinn.

Die hes­si­sche Staats­mi­nis­te­rin für Wis­sen­schaft und Kunst, Ange­la Dorn: „Die docu­men­ta rückt Hes­sen regel­mä­ßig in den inter­na­tio­na­len Fokus und begeis­tert alle, die sich für Kunst inter­es­sie­ren. Neben der gro­ßen kul­tu­rel­len Strahl­kraft geht es aber auch dar­um, die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ein­zu­be­zie­hen und ihnen die docu­men­ta erleb­bar zu machen. Für die Kul­tur­ver­mitt­lung hat Bazon Brock ent­schei­den­de Arbeit geleis­tet. Ich freue mich sehr, dass er dem docu­men­ta archiv als Gedächt­nis der Welt­kunst­aus­stel­lung sein bedeu­ten­des Lebens­werk über­lässt. Es in Hes­sen zu wis­sen, wird das Land wei­ter als ein Zen­trum die­ser Kunst­ver­mitt­lung stärken.“

Dr. Sabine Schormann: Wir sind Bazon Brock und ihm zu großem Dank verpflichtet

Dr. Sabi­ne Schor­mann, Gene­ral­di­rek­to­rin der docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH, betont die Bedeu­tung der Schen­kung: „So breit das Wir­ken Bazon Brocks als Uni­ver­sal­po­et, Leh­rer der Ästhe­tik, Autor, Red­ner und Schöp­fer der Besu­cher- und Bür­ger­schu­len war und ist, so viel­fäl­tig, uni­ver­sa­lis­tisch und kon­trast­reich ist der Vor­lass, den wir jetzt als Schen­kung für das docu­men­ta archiv erhal­ten haben. Dass Hubert Bur­da sich zudem ent­schlos­sen hat, uns eine so groß­zü­gi­ge Spen­de für die Arbeit mit dem Vor­lass zukom­men zu las­sen, ermög­licht erst die adäqua­te Erschlie­ßung. Wir sind Bazon Brock und ihm zu gro­ßem Dank ver­pflich­tet. Auch die schei­den­de Direk­to­rin des docu­men­ta archivs, Dr. Bir­git Jooss und ihr Team haben mit jah­re­lan­gem Ein­satz und pro­fes­sio­nel­ler Arbeit dafür gesorgt, dass der Vor­lass für Kas­sel gesi­chert wer­den konn­te.“ Die Über­nah­me des voll­stän­di­gen Vor­las­ses wird nach bau­li­cher Fer­tig­stel­lung des der­zeit in Grün­dung befind­li­chen docu­men­ta Insti­tuts erfol­gen. Die Erschlie­ßungs­ar­beit beginnt zuvor.

Bazon Brock

Prof. Dr. Bazon Brock (1936 als Jür­gen Johan­nes Her­mann Brock gebo­ren) stu­dier­te Ger­ma­nis­tik, Phi­lo­so­phie und Poli­tik­wis­sen­schaf­ten. Er war Schü­ler Ador­nos, Lyri­ker, Dra­ma­turg, Künst­ler und Pro­fes­sor für Ästhe­tik und wird als Ver­tre­ter der Flu­xus-Bewe­gung betrach­tet. Er ist der Begrün­der der „Besu­cher­schu­le“, die zu den docu­men­ta Aus­stel­lun­gen 4, 5, 6 und 7 durch­ge­führt und auch zur docu­men­ta 8 und 9 prä­gend blieb. Das Kon­zept trat 1968 für eine neu­ar­ti­ge Kunst­ver­mitt­lung an, die das Publi­kum visu­ell alpha­be­ti­sie­ren woll­te: Ziel soll­te es sein, ein in der Brei­te qua­li­fi­zier­tes, mün­di­ges Kunst­pu­bli­kum aus­zu­bil­den. Bekannt wur­de das Kon­zept ins­be­son­de­re auch mit dem „audio­vi­su­el­len Vor­wort“ der docu­men­ta 5.

documenta archiv

Das docu­men­ta archiv wur­de 1961 von Arnold Bode gegrün­det und wid­met sich der Archi­vie­rung, Doku­men­ta­ti­on und wis­sen­schaft­li­chen Bear­bei­tung von Text- und Bild­quel­len zur moder­nen und zeit­ge­nös­si­schen Kunst. Einer der Schwer­punk­te liegt auf den seit 1955 statt­fin­den­den docu­men­ta Aus­stel­lun­gen, den kura­to­ri­schen Prak­ti­ken und den doku­men­ta­ri­schen Stra­te­gien von Gegen­warts­kunst. Neben den docu­men­ta Unter­la­gen sind umfang­rei­che Pres­se­samm­lun­gen, Bild- und audio­vi­su­el­le Medi­en, eine sin­gu­lä­re Kunst­bi­blio­thek sowie ein­schlä­gi­ge Vor- und Nach­läs­se Teil des Bestan­des. Trä­ge­rin des docu­men­ta archivs ist die docu­men­ta und Muse­um Fri­de­ri­cia­num gGmbH mit den Gesell­schaf­tern Stadt Kas­sel und Land Hes­sen. Das docu­men­ta archiv ist Mit­glied im Arbeits­kreis selbst­stän­di­ger Kul­tur-Insti­tu­te e.V. (AsKI) und initi­iert wis­sen­schaft­li­che Pro­jek­te und Aus­stel­lun­gen ent­lang eige­ner Bestän­de, dies in Koope­ra­ti­on mit natio­na­len und inter­na­tio­na­len For­schungs- und Kultureinrichtungen. 

Quel­le Text/Bild: www.documenta.de
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