Arnold-Bode-Preis 2021 geht an INSTAR – Tania Bruguera

Auf Vor­schlag des Kura­to­ri­ums hat der Magis­trat der Stadt Kas­sel als Vor­stand der Arnold-Bode-Stif­tung beschlos­sen, den mit 10.000 Euro dotier­ten Arnold-Bode-Preis 2021 an INSTAR – Tania Bru­guera zu ver­lei­hen. Mit die­ser Emp­feh­lung wer­den das Kol­lek­tiv von Künst­le­rin­nen und Künst­lern „Insti­tu­to de Arti­vis­mo Han­nah Ahrendt“ (INSTAR) und deren Grün­de­rin Tania Bru­guera glei­cher­ma­ßen geehrt. Das teil­te Kul­tur­de­zer­nen­tin Susan­ne Völ­ker mit.

Das Kol­lek­tiv INSTAR um die Künst­le­rin Tania Bru­guera setzt sich mit künst­le­ri­schen und dis­kur­si­ven Mit­teln für demo­kra­ti­sche Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se ein. Der Bode-Preis wür­digt in sei­ner Tra­di­ti­on her­aus­ra­gen­de und lang­fris­tig rele­van­te Wer­ke und Leis­tun­gen. Das Enga­ge­ment für gerech­tes und rechts­si­che­res Mit­ein­an­der ist einer der rele­van­tes­ten (Kunst)Diskurse unse­rer Zeit,“ so Völ­ker. Das Preis­geld wird in die­sem Jahr zu glei­chen Tei­len von der Kas­se­ler Spar­kas­se und der Spar­kas­sen-Kul­tur­stif­tung Hes­sen-Thü­rin­gen finan­ziert. Wann und in wel­cher Form die Preis­ver­lei­hung statt­fin­det, wird in Abhän­gig­keit vom Ver­lauf der Pan­de­mie zu einem spä­te­ren Zeit­punkt ent­schie­den werden.

Die Mit­glie­der von INSTAR leben und arbei­ten in Havan­na, wie auch Tania Bru­guera, die zudem in New York zuhau­se ist. Prof. Hei­ner Georgs­dorf, Vor­sit­zen­der des Kura­to­ri­ums der Arnold-Bode-Stif­tung, hält fest: „Die Preis­ver­ga­be signa­li­siert zum einen, dass die nächs­te docu­men­ta in ver­stärk­tem Maße von künst­le­ri­schen Kol­lek­ti­ven aus­ge­rich­tet wer­den wird. Zum ande­ren wird mit der 1968 gebo­re­nen Tania Bru­guera eine Künst­le­rin aus­ge­zeich­net, die als poli­tisch enga­gier­te Instal­la­ti­ons- und Per­for­mance­künst­le­rin welt­weit bekannt ist.“

2002 hin­ter­ließ Tania Bru­gue­r­as düs­te­rer docu­men­ta-Raum mit der akus­ti­schen Simu­la­ti­on eines Erschie­ßungs­kom­man­dos einen unaus­lösch­li­chen Ein­druck. Ihre inter­ak­ti­ve Lon­do­ner Instal­la­ti­on in der Tur­bi­nen­hal­le der Tate Modern (2018/19) „press­te die Migra­ti­ons­kri­se in die Köp­fe und Kör­per der Besu­cher“ (The Guar­di­an), ein Bei­spiel für die von der Künst­le­rin pos­tu­lier­te „forced empa­thy“ – erzwun­ge­ne Empathie.

Ihre „Arte Útil“, ihre nütz­li­che Kunst, soll aber nicht nur gesell­schaft­li­che Miss­stän­de und poli­ti­schen Macht­miss­brauch unmit­tel­bar erfahr­bar machen, son­dern auch Wege zu Ver­än­de­rung auf­zei­gen. Nach dem Tod Fidel Cas­tros 2016 enga­gier­te sich Bru­guera in Aktio­nen und Pro­jek­ten, die Kuba auf „fried­li­che und beson­ne­ne Wei­se“ (Bru­guera) aus dem Tota­li­ta­ris­mus her­aus­füh­ren soll­ten. Die Hoff­nung auf einen Kuba­ni­schen Früh­ling erfüll­te sich nicht. Im Gegen­teil: Tania Bru­guera muss­te wie­der­holt ins Gefäng­nis und wur­de und wird immer wie­der unter Haus­ar­rest gestellt. Doch Ihr Enga­ge­ment ist ungebrochen.

Um den „Auf­bau einer Demo­kra­tie in Kuba“ (Bru­guera) durch künst­le­ri­sche Akti­vi­tä­ten zu inten­si­vie­ren und auf eine brei­te­re Basis zu stel­len, hat sie 2015 mit einer Grup­pe von Gleich­ge­sinn­ten – Kunst (Art) und Akti­vis­mus ver­bal ver­bin­dend – das „Han­nah Are­ndt Insti­tut für Arti­vis­mus“ (INSTAR) gegrün­det. Han­nah Are­ndts „Ele­men­te und Ursprün­ge tota­ler Herr­schaft“ ist gleich­sam Mani­fest und Hand­buch der Grup­pe, deren Kern zur­zeit aus neun Mit­glie­dern besteht. Das Insti­tut soll, laut INSTAR, als „demo­kra­ti­scher und hier­ar­chie­frei­er Raum, der For­de­rung nach sozia­ler Gerech­tig­keit und Recht­staat­lich­keit, in Kuba etwas nicht all­zu Bekann­tes, Nach­druck verleihen.“

Das Kol­lek­tiv ver­folgt auf unter­schied­li­chen Akti­ons­ebe­nen und mit unter­schied­li­chen Mit­teln und Medi­en ein viel­fäl­ti­ges Pro­gramm. Haupt­ziel ist, in Zusam­men­ar­beit mit „all­täg­li­chen“ Men­schen „eine gemein­sa­me Spra­che für Mei­nungs­frei­heit und sozia­le Ver­ant­wor­tung zu ent­wi­ckeln“, als Vor­aus­set­zung für „eine unab­hän­gi­ge Zivil­ge­sell­schaft“ (INSTAR).

INSTAR und Tania Bru­guera wer­den an der nächs­ten docu­men­ta teil­neh­men. Die mit dem Preis ver­bun­de­ne Aner­ken­nung für ihre ris­kan­te Arbeit kann laut Kura­to­ri­um der Arnold-Bode-Stif­tung als moti­vie­ren­der Impuls für die Künst­le­rin­nen und Künst­ler nicht hoch genug ein­ge­schätzt wer­den. Tania Bru­guera zufol­ge ist er außer­dem „a huge pro­tec­tion“ – ein rie­si­ger Schutz.

Stadt Kas­sel; Video: Till Krüger

Stadt Kas­sel; Video: Till Krüger

Infor­ma­tio­nen zum Arnold-Bode-Preis unter www.kassel.de

Bild: Arnold-Bode-Preis 2021 an INSTAR – Tania Bru­guera © INSTAR

Das Kol­lek­tiv von Künst­le­rin­nen und Künst­lern „Insti­tu­to de Arti­vis­mo Han­nah Ahrendt“ (INSTAR) und deren Grün­de­rin Tania Bru­guera wer­den mit dem Arnold-Bode-Preis 2021 aus­ge­zeich­net. Das Foto ent­stand wäh­rend eines Work­shops “Poet­ry Art und Civic in Kuba” mit dem Schrift­stel­ler Rafa­el Alm­an­za im April 2018.