75 Jahre BBK Kassel
75 Jahre voller Geschichten, voller Leben, voller Kunst.
1. – 4. 6. 2023
documenta-Halle
Kassel
In dieser Woche feiert der BBK Kassel (Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler,
Regionalverband Kassel-Nordhessen e.V.) seinen 75. Geburtstag.
Viele Veranstaltungen stehen vom 1. bis 4. Juni 2023 unter dem Jubiläumsmotto im Programm und zeigen, was den BBK heute ausmacht, was er in die Gesellschaft trägt und welche Ziele er für die Zukunft hat.
Zum Jubiläum tritt der BKK Kassel in einen Dialog mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zu diesem Anlass hat Welt.Kunst.Kassel. mit dem Vorstand des Verbandes, vertreten durch Hildegard Schwarz (geschäftsführender Vorstand), Norbert Städele (seit 1984 Mitglied des BBK), Wladimir Olenburg (seit 25 Jahren mit dabei) und Liska Schwermer-Funke (die die neue Generation vertritt), gesprochen. Bemerkenswert ist, dass die Mitglieder des Vorstands und die Beisitzer im Innenverhältnis „fast wie in einem Kollektiv“ gleichberechtigt zusammenarbeiten.
Hildegard Schwarz (geschäftsführender Vorstand), Wladimir Olenburg (seit 25 Jahren mit dabei) und Liska Schwermer-Funke (die die neue Generation vertritt)
Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1948, gründeten Kasseler Künstler den „Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Kassel (BBK)“.
Nach dem Krieg, in dem die Bevölkerung sehr gelitten hat, hatten sich die Künstler, wie vor dem Krieg, wieder zusammengeschlossen, ersteinmal mehr unter ökonomischen als kulturpolitischen Gründen, denn, wie in den Chroniken nachzulesen ist, war das vorrangige Ziel die Lebensgrundlage ihrer Mitglieder zu sichern. Nach dem Krieg waren die Vorstellungen zur Kunst sowie der Vorstand fast identisch mit dem Kunstverein. In den folgenden Jahren hat sich das Selbstverständnis des BBK langsam anders entwickelt, andere Themen als die des Kunstvereins wurden entwickelt und die Aufgabe als Berufsverband neu definiert.
Mitgliederverzeichnis aus der Gründungsversammlung vom 8. Mai 1948. Unter Ziffer 37. Findet sich der Eintrag von Arnold Bode.
Zum 75. Jubiläum möchte der BBK in der Ausstellung, die in der documenta Halle stattfindet, auch seine Geschichte beleuchten. „In einer Zeitachse von 1948 bis heute an der Wand im Foyer der documenta Halle wird die Geschichte des BBK und seiner Arbeit im Laufe der Jahre dank einer chronologischen Bildlegende mit Angabe des Jahres und Ausstellungsortes mit älteren Plakaten, Einladungen und Katalogen, gezeigt. So werden auch die Themen und Schwerpunkte des BBK-Engagements übersichtlich nachvollziebar.“ informiert Norbert Städele. Außerdem wird ein Video mit historischem Bildmaterial in der Ausstellung und auf der Website gezeigt.
Im Jahre 2008 herrschte im Verein und unter Künstlern in Kassel viel Unmut, denn es war in der Kunstszene Kassels zu einem Gefühl des Stillstands gekommen. So entstand ein Zusammenschluss zwischen dem BBK, dem Kunsttempel, dem Kunstbalkon, dem KulturNetz und Dr. Harald Kimpel als Vertreter des Kulturamts und im Jahr 2012 wurde der Kuratoren-Verbund 387qm gegründet, um regelmäßig drei Mal im Jahr Kunstausstellungen im Südflügel der KulturBahnhofs, der im ersten Stock 387 Quadratmeter Platz für Ausstellungen bietet, zu veranstalten (https://www.387qm-kunst.de/).
Über den BBK, die zurzeit 123 Mitglieder zählt, werden aber nicht nur Kunstausstellungen durchgeführt und Kunstveranstaltungen, die die zeitgenössische bildende Kunst der Öffentlichkeit zugänglich machen, unterstützt, sondern der Berufsverband Bildender Künstler*Innen Regionalverband Kassel-Nordhessen e.V. ist heute die Berufsvertretung von Berufskünstlern, Zeichnern, Grafikern, Bildhauern, Objektgestalter, Multimedia-Fotojournalisten und anderen Künstlern, die in Kassel und Nordhessen leben und arbeiten. Der BBK setzt sich für die Interessen der Künstler*Innen ein und wirkt mit an der Kulturpolitik unserer documenta-Stadt.
Insbesondere setzt sich der BBK auf kommunaler Ebene für die Verbesserung der beruflichen, sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen der regionalen Künstlerinnen und Künstler ein. So setzte sich der BBK Kassel seit 2017 im Rahmen der Bewerbung der Stadt Kassel um den Titel Kulturhauptstadt Europas und im Rahmen der Kulturkonzepts Kassel 2030 für die Zahlung eines Ausstellungshonorars für Künstler*innen seitens der Stadt Kassel ein. Das vom BBK entwickelte Konzept wurde von der Stadt aufgenommen und seit Frühjahr 2020 erhalten Künstler, die an von der Stadt Kassel geförderten Ausstellungen teilnehmen, ein Ausstellungshonorar. Kassel ist so eine der ersten Kommunen in Deutschland, nach Berlin, die ein solches Konzept eingeführt hat. Das Künstlerhonorar wird gestaffelt, je nachdem wie viele Künstler an einer Ausstellung teilnehmen (Siehe https://www.kassel.de/service/media/Dateien_und_Verzeichnisse/Infoblatt-Ausstellungshonorare.pdf).
Außerdem veranstaltet der BBK seit 2014 in Kassel jedes zweite Jahr, abwechselnd mit dem Atelierrundgang, die Kunstmesse, um regionalen Künstler*Innen eine Markt-Plattform bieten zu können. Die nächste Kunstmesse wird in 2024 stattfinden.
Darüber hinaus möchte der BBK das Projekt „Kunst am Bau“ fördern und die Stadt Kassel ermutigen, in und an ihren Gebäuden mehr Kunst zu präsentieren und an allen Baumaßnahmen Bildende Künstler*innen zu beteiligen. Unter Kunst am Bau wird eine Verpflichtung des Staates als Bauherrn verstanden, aus seinem baukulturellen Anspruch heraus einen gewissen Anteil der Baukosten öffentlicher Bauten für Kunstwerke zu verwenden.
Die Idee eines öffentlichen „Atelier-Hauses“ oder „Produzenten-Galerie“ scheint noch ein Traum zu sein. Nun hat sich aber gerade mit dem Kauf des WH22 Areal in der Werner-Hilpert-Straße, Venue der documenta fifteen, durch die CDW-Stiftung, eine neue Perspektive eröffnet. Somit ist die Zukunft des WH22-Areals gesichert, und macht deutlich, dass, dank engagierter Investoren, die die Bedeutung von Orten der Kreativität zu schätzen wissen, vielleicht auch solche Träume Realität werden könnten. Der Vorstand des BBK hofft nun, dass die CDW-Stiftung, die unter anderem auch den BBK fördert, als Beispiel für die Stadt wirken kann und dass ein „Zentrum für Kreativität“ künftig (vielleicht im Areal der ehemalige Jägerkaserne I in Wehlheiden) entstehen kann.
Des Weiteren arbeitet der BBK, dank seiner Aufgeschlossenheit, mit vielen Kunstinstitutionen und Kunstvereinen sowie in Kooperation mit dem Landkreis zusammen. Für den Landkreis sind acht sehr gelungene Ausstellungen, mit Plastiken und Installationen, im Freien – auf dem Dörnberg oder im Flüchtlingslager in Bergshausen – unter Federführung von Hildegard Schwarz entstanden.
Der BBK ist durch eine generationsübergreifende Altersstruktur gut aufgestellt, denn es sind immer mehr junge Künstler*Innen im Verband eingetreten. Mit Liska Schwermer-Funke als Vorstandsmitglied, die außerdem auch Vorstandsmitglied im BBK Hessen ist, hat der Verband eine engagierte, junge Künstlerin gewinnen können. „Ich wünsche mir mehr Vernetzung und dass junge Künstler*Innen vom Wissen der älteren erfahrenen Mitglieder lernen können. Das ist ein gutes Argument, Mitglied in unserem Verband zu werden, gerade weil es Künstler*Innen nicht einfach haben.“ erklärt Liska Schwermer-Funke.
Der „Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Kassel“ feiert vom 1. bis zum 4. Juni 2023 sein 75. Jubiläum in der documenta Halle mit einem 4 tägigen, reichhaltigen und abwechslungsreichen, kulturellen und künstlerischen Veranstaltungsprogramm mit Frühstück, Ausstellungen, Filmabenden, Workshops, Performances, Konzerten, Aktionen und Longdrinks im Rahmen der abendlichen Show. Die Besucher*Innen werden von der kreativen Vielseitigkeit nordhessischer Künstler fasziniert und unterhalten – und natürlich dütfrn auch selbst Kunst schaffen.
Liska Schwermer-Funke bekräftigt: „Die Ausstellung und die Veranstaltungen können so auch dazu beitragen, Kunststudenten oder weitere Künstler*Innen anzusprechen, unsere Arbeit sichtbarer zu machen und in Erinnerung zu bringen und viele positive Effekte haben, sowohl für uns als Kunstschaffende als auch für Kunstinteressierte.“
„Der Vorstand hat sich aktiv in der Organisation der Ausstellung engagiert, hinzu kam die Idee, unsere Mitglieder, die alle Profis sind, mit in die Organisation von Workshops etc… einzubeziehen. Wir sind eine produktive, gemischte Gruppe und viele haben mit ihrer Kreativität und ihrem Können bei der Planung und bei der Umsetzung beigetragen. Mitglieder, die Musik machen, und auch weitere Künstler*Innen wurden eingebunden.“ betont Hildegard Schwarz.
„Die Workshops decken verschiedene Bereiche ab, von der Cyanotypie, bis zur Aleatorik, Radierung oder Holzarbeit und man kann überall mitmachen.“ fügt Wladimir Olenburg hinzu „Und das Veranstaltungsprogramm startet morgens früh mit einem Künstlerfrühstück und geht bis in die Nacht, zum Beispiel mit einer Nachtführung am Freitagabend um 23.30 Uhr. Außerdem gibt es täglich Musik und Konzerte: Blues, Jazz, Swing sowie Musik-Performances. Im Kinoraum zeigen Filmende der Kunsthochschule, unter der Regie von Joey Arand, ihre Arbeiten und der Student Sven Berg zeigt eine Laser-Projektion nach Sounds.
Die Zahl 75 spielt auch eine besondere Rolle, indem jeder Künstler*In, der/die ausstellt, ein kleines Honorar in Höhe von 75,00 € erhält.“
„Wir haben uns eine Grundstruktur ausgedacht und die Räumlichkeiten nach einem Zufallsprinzip durch Losentscheid aber auch nach Bedarf verteilt.“ berichten Wladimir Olenburg und Liska Schwermer-Funke, wie das Kuratieren der Ausstellung organisiert worden ist, „Letztendlich gibt es kein klares Konzept, denn wir haben den Künstler*Innen viel Freiheit für ihre eigene Ideen gelassen, aber das war dennoch Teil eines Konzeptes, denn wir wollten die Vielfalt zeigen, die Vielfalt mit einander ins Gespräch bringen und konfrontieren. So haben wir die Wände rasterartig, in drei Levels und nach Platzbedarf, aufgeteilt. So ergab sich eine Grundverteilung an den Wänden, wir haben die Höhe der hohen Halle optimiert und den Platz im Raum nach Flächen formiert. Das hat sich als eine hervorragende Lösung herausgestellt.“
Der BBK freut sich auf die kommende 4‑tätige Geburtstagsfeier.
Programm download:
https://www.bbk-kassel.de/images/Ausstellungen/75%20Jahre%20BBK/Programm.pdf
Welt.Kunst.Kassel. wünscht dem „Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Kassel“ und allen Mitgliedern gelungene Festtage und für die nächsten Jahre weiterhin viel Erfolg und eine gute und konstruktive Zusammenarbeit. Auch möchten wir uns für die vielen, schönen und interessanten Kunstausstellungen und Veranstaltungen, die wir, dank der Arbeit des Verbandes, erleben durften, bedanken.
Ehrenamtliches Engagement, Kompetenz und ein Einsatz, den wir alle schätzen, verdient Dank und Respekt, denn diese Leistung prägt auch uns und die Kunstwelt und das Kulturleben unserer documenta Stadt.
[ Sonja Rossettini | Redaktion ]
Eröffnungstag
Susanne Völker
documenta und Museum Fridericianum gGmbH
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