100 Stimmen

Ist BEUYS noch aktuell?

Vol­ker Schäfer

Vor­sit­zen­der der Stif­tung 7000 Eichen

Joseph Beuys ist leben­dig in sei­ner Zuver­sicht, dass Men­schen als krea­ti­ve Wesen in der Lage sind, gesell­schaft­li­che Zustän­de zum Bes­se­ren hin zu ver­än­dern. Sie kön­nen sich selbst die Augen öff­nen und ihre Frei­heit, ihre Auto­no­mie gewin­nen. Joseph Beuys ver­traut in die Kraft mensch­li­cher Krea­ti­vi­tät zur Gestal­tung der Zukunft — und der Ein­sicht in die Not­wen­dig­keit der Ver­än­de­rung, da sonst eine Zukunft käme, die wir nicht wol­len. Zwar sei die Welt vol­ler Rät­sel, aber die Lösung der Rät­sel lie­ge im Men­schen selbst, und wenn er in der Lage ist, sich mit der Kunst zu kon­fron­tie­ren, kon­fron­tiert er sich im Grun­de mit sich selbst. So eröff­net Beuys eine Zuver­sicht in das Ent­wick­lungs­po­ten­ti­al des Men­schen, ja, der Mensch­heit. Joseph Beuys ist ein­fach ein Menschenfreund.

Dr. Raba­ni Alekuzei

Stadt­ver­ord­ne­ter, Mit­glied des AR der documenta

Als der Künst­ler und Wis­sen­schaft­ler Joseph Beuys anläss­lich des docu­men­ta 7 im Mai 1982 meh­re­re LKW-Fuh­ren mit Basalt­stei­nen auf dem bei­na­he „hei­li­gen Platz der Kas­se­ler“, Fried­richs­platz direkt vor das Fri­de­ri­cia­num, gekippt hat­te, wur­de er von der Mehr­heit der Kas­se­ler Bevöl­ke­rung falsch ver­stan­den. Sie konn­ten jedoch nicht ahnen, dass Beuys drei wich­ti­ge Zie­le mit sei­nem Kunst­werk verfolgte:

1. Er woll­te einen gro­ßen vor­beu­gen­den Bei­trag zum Kli­ma­wan­del leis­ten.
2. Er woll­te einen ästhe­ti­schen Bei­trag zur Ver­schö­ne­rung der Kas­se­ler Stra­ßen und Wege leis­ten.
3. Er woll­te die Bürger*innen Kas­sels und die Besucher*innen der docu­men­ta 7 in den Mit­tel­punkt sei­nes leben­di­gen Kunst­wer­kes stellen. 

Joseph Beuys hat alle sei­ne drei Zie­le erreicht. Im Lau­fe der Zeit hat er die Her­zen sei­ner Gegner*innen erobert: Die Kas­se­ler Bevöl­ke­rung liebt das Pro­jekt 7000 Eichen. 35 Jah­re nach der Aus­stel­lung sei­nes Kunst­wer­kes „Stadt­ver­wal­dung statt Stadt­ver­wal­tung“ emp­fiehlt die EU ihren Mit­glied­staa­ten, mehr Stadt­Be­grün­nung zu betrei­ben, um somit die kli­ma­ti­schen Ver­än­de­run­gen in den Griff zu bekom­men.
Joseph Beuys öko­lo­gisch-ästhe­ti­sches Kunst­werk wird nach 39 Jah­ren nicht nur geliebt, son­dern vie­le Städ­te in Deutsch­land und im Aus­land nei­gen dazu, sei­ne Idee in ihren Städ­ten zu kopieren.

Mat­thi­as Nölke

Mit­glied des deut­schen Bundestages

Joseph Beuys – Künst­ler, Men­schen­freund und Visio­när. Er gilt wohl zwei­fels­oh­ne als einer der bedeu­tends­ten Akti­ons­künst­ler unse­rer Zeit. Sei­ne Kunst war ihm Lei­den­schaft und Frei­wer­den zugleich. Er ver­stand sie als eine Art Befrei­ungs­po­li­tik, und zwar eine Befrei­ung der krea­ti­ven Kräf­te des Men­schen. Durch sie soll­ten die Men­schen mün­dig wer­den für den ver­ant­wort­li­chen Umgang mit ihrer Umwelt. Für Beuys stand somit nicht der Klassen‑, son­dern der Men­schen­be­griff im Zen­trum sei­nes künst­le­ri­schen Schaf­fens. Schöp­fe­ri­sches und poli­ti­sches Han­deln waren eng mit Beuys‘ Vor­stel­lung vom frei­en Men­schen ver­bun­den: Er ver­trau­te auf die Kraft mensch­li­cher Krea­ti­vi­tät zur Gestal­tung der Zukunft – die­ses visio­nä­re und eben nicht real­po­li­ti­sche Men­schen­bild zeich­nen ihn bis heu­te aus. Visio­nä­re wie Beuys prä­gen unse­re Gesell­schaft und trei­ben sie vor­an, denn Zukunft braucht Visio­nen und die­se wie­der­um Men­schen, die sie entwerfen!

Jörg Sper­ling

1. Vor­sit­zen­der des docu­men­ta forums

Joseph Beuys’ ganz­heit­li­che Sicht auf die Welt, die Men­schen durch ihre Krea­ti­vi­tät in die Lage ver­setzt ihr Lebens­um­feld wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, hat mich seit mei­ner Zeit in der Wal­dorf­schu­le fas­zi­niert. Dort muss­te ich Ende der 60er Jah­re noch für sei­ne Aner­ken­nung mit mei­nem Kunst­leh­rer strei­ten. Spä­ter haben sich die Antro­po­so­phen auf ihn beru­fen.
Auch die ers­te Begeg­nung mit ihm auf der docu­men­ta 5, im Büro für direk­te Demo­kra­tie durch Volks­ab­stim­mung, sei­ne Akti­on, sich mit allen sei­nen Stu­den­ten in der Düs­sel­dor­fer Kunst­aka­de­mie ein­zu­schlie­ßen um ihre Auf­nah­me zu erzwin­gen, haben mich sehr beein­druckt. Die Honig­pum­pe am Arbeits­platz, die Dis­kus­sio­nen in der Free Inter­na­tio­nal Uni­ver­si­ty auf der docu­men­ta 6 und dann die rie­si­ge Akti­on der 7000 Eichen auf der docu­men­ta 7 haben erfahr­bar gemacht, welch unge­heu­re Kraft und nach­hal­ti­ge Wir­kung von Beuys’ Arbei­ten noch heu­te aus­geht.
Die Pla­nun­gen von ruan­grupa zur docu­men­ta fif­teen mit lum­bung und der Ver­net­zung nach­hal­ti­ger künst­le­risch-poli­ti­scher Initia­ti­ven ist eine Erwei­te­rung auch sei­ner Weltsicht.

Elke Bock­horst

Jour­na­lis­tin

Mein Beuys.
Lei­der habe ich ihn nicht ken­nen­ge­lernt. Obwohl ich seit 1978 in Kas­sel lebe und bei der d 7 vie­le Gele­gen­hei­ten gehabt hät­te, ihn zu erle­ben. Beim Ein­schmel­zen der Zaren­kro­ne, bei den ers­ten Baum­pflan­zun­gen und bei Ver­an­stal­tun­gen der Free Inter­na­tio­nal Uni­ver­si­ty. Erst als ich Mit­glied im Vor­stand der Stif­tung 7000 Eichen wur­de, kam ich sei­nem Kos­mos näher. Die Bäu­me mit den Ste­len hat­te ich schon seit län­ge­rem wahr­ge­nom­men und die Für­sor­ge für einen in der Rin­de ver­letz­ten Beuys-Baum vor der Königs­tor­hal­le mach­te sein letz­tes gro­ßes Kunst­werk für mich zu einer eige­nen Sache. Ich wur­de zu einem Teil der Sozia­len Plas­tik. Beuys war und ist für mich ein Visio­när, einer, der bereits vor 30 Jah­ren erkann­te, wel­che Fra­gen uns jetzt im 21. Jahr­tau­send am meis­ten bewe­gen (wür­den). Das Kli­ma, die Geld­flüs­se und die Ver­ant­wor­tung, die jede von uns bei der Mit­ge­stal­tung unse­rer gesell­schaft­li­chen Pro­zes­se hat. Das bleibt, egal wie wider­sprüch­lich und schil­lernd ihn man­che Bio­gra­phen sehen möch­ten: Jeder Mensch ist ein Künstler.

Hei­ner Georgsdorf

Joseph Beuys soll­te man pos­tum den Frie­dens­no­bel­preis ver­lei­hen und – noch pas­sen­der – den Alter­na­ti­ven gleich dazu. War­um? Er hat zeit­ge­nös­si­sche Kunst glei­cher­ma­ßen in die Hüt­ten und in die Paläs­te getra­gen und so für den sozia­len Frie­den gesorgt. Die Armen krieg­ten sie von ihm umsonst – in öffent­li­cher Rede und Akti­on – oder, fast umsonst: als Mul­ti­ple; die Rei­chen aber muss­ten viel Geld dafür in die Hand neh­men, was von den Aktio­nen als Keh­richt und Sperr­müll übrig blieb. So geht sozia­ler Aus­gleich. Aber im Ernst: Wel­cher Künst­ler hat denn so viel für die Image­ver­bes­se­rung der Avant­gar­de-Kunst getan, so dass ein jeder sei­nen Frie­den mit ihr machen konn­te, ohne sei­nen Vor­ur­tei­len untreu zu wer­den? In Out­fit, Auf­tritt und Akti­on erfüll­te er spie­lend alle Kli­schees und spiel­te sie offen­siv aus. Doch, o Wun­der, aus dem Schar­la­tan wur­de ein Scha­ma­ne, und aus schwer ver­ständ­li­chen Flos­keln und schwer begreif­ba­ren Ritua­len wur­den ver­trau­ens­bil­den­de Maßnahmen.

Hier mein Statement

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