Aliaa: Es war keine bewusste Entscheidung. Nach dem Aufgeben des akademischen Plans habe ich angefangen zu zeichnen. Das war ein Weg für mich, dieses Scheitern zu verarbeiten und zu therapieren. Es war wie eine Heilmethode, denn ich hatte den Plan, eine erfolgreiche Karriere zu haben und nun ein Gefühl des Scheiterns.
Meine Lieblingstechnik ist das Zeichnen mit dem Bleistift. Diese Herangehensweise ist mir seit der Kindheit vertraut. Mein Vater, der Schriftsteller, besaß viele Bücher. Bilder zusammen mit Texten haben mich von klein auf fasziniert. Es gab Kunstausstellungen und Museen in Syrien, die ich als Kind kannte und seit meinem Studium intensiv besuchte. Es gab aber keinen Raum für Kritik am syrischen System. Das kannte ich eher aus den Büchern: Ein Bild oder eine Illustration, die provokanter waren, stand für mich mehr im Zusammenhang mit einem Text. Kunst hatte immer auch was mit einer Geschichte zu tun, das Narrative hat in Syrien einen hohen Stellenwert. In vielen gesellschaftlichen Situationen in Syrien werden mit einer sehr bildhaften Sprache die Dinge beschrieben. Viele dort können einfach wunderbar erzählen.